Der Amerikaner Craig Roberts hat sie schon im April 2022 dargestellt – Der Krieg in der und um die Ukraine
Russland ist in den Ukraine-Krieg von den USA und Großbritannien absichtsvoll hineingetrieben worden, und Amerikas europäische Vasallenstaaten wurden zum Mitmachen gezwungen. Aber bevor Russland und sein Präsident Wladimir Putin mit ihrer „militärischen Spezialoperation“ in der Ostukraine am 24. Februar 2022 begannen, haben sie nach Darstellung des Amerikaners Paul Craig Roberts fünf strategische Fehler begangen. Roberts ist kein Gegner Russlands und Putins, sondern bemüht sich, dem Land und seinem Präsidenten in sachlich, nüchterner Form gerecht zu werden.
Unter Präsident Ronald Reagan war Craig Roberts stellvertretender Finanzminister für Wirtschaftspolitik und galt als dessen „wirtschaftliches Gewissen“. Für die Wirtschaftspolitik in der ersten Reagan-Amtszeit ist er eine treibende Kraft gewesen. Nach seinem Ausscheiden aus der Regierung lehrte Roberts von 1983 bis 1993 am William-E.-Simon-Lehrstuhl für politische Ökonomie im Center for Strategic and International Studies. Von 1993 bis 1996 war er Distinguished Fellow am Cato Institute und saß in mehreren Unternehmensvorständen. Früher ist er Redakteur beim Wall Street Journal gewesen. Auch hat er mehrere Bücher geschrieben. Über die strategischen Fehler hat sich Roberts schon vor einem Jahr am 14. April 2022 in einem Interview geäußert. Der heutige Rückblick auf dieses Interview ist auch eine Erinnerung daran, wie es zu diesem Ukraine-Russland-Krieg gekommen ist.
Der erste Fehler
Im Interview (hier) war Roberts damals gefragt worden, die russische militärische Intervention hätte nach Ansicht vieler Beobachter verhindert werden können, wenn Russlands Vorschläge für Sicherheitsgarantien ernsthaft berücksichtigt worden wären. Sei das ein stichhaltiges Argument oder nur eine Wiederholung der Kreml-Propaganda? Und wenn dies zutreffe, warum sei dann nichts unternommen worden, um den Krieg zu verhindern? Roberts antwortete: „Die Ukraine ist für Russland ein mehrfaches Problem, zum Teil, weil das die Absicht Washingtons ist, und zum Teil, weil Russland strategische Fehler begangen hat. Für Washington sei Russland 2007 zu einem Problem geworden, als Putin auf der Münchner Sicherheitskonferenz das Ende der amerikanischen Unipolarität verkündete. Die Rückkehr Russlands als Hemmschuh für den amerikanischen Unilateralismus habe die amerikanischen Neokonservativen wütend gemacht. Das lässt sich als erster Fehler Putins verstehen. Putin hatte den amerikanischen Hegemon nach dessen Verständnis öffentlich herausgefordert, bedrängt und gereizt.“
Der zweite Fehler
Roberts weiter: „Washington reagierte darauf, indem es Druck auf Russland ausübte. Im Jahr 2008 wurde eine von Washington ausgebildete und ausgerüstete georgische Armee eingesetzt, um in Südossetien einzumarschieren, eine Provinz, die sich von Georgien abspaltete, als Georgien nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion von Russland getrennt wurde. Südossetien wurde von russischen Friedenstruppen bewacht, die bei der georgischen Invasion getötet wurden. Als Putin von den Olympischen Sommerspielen in Peking zurückkehrte, vertrieb die russische Armee die georgischen Streitkräfte aus Südossetien und eroberte Georgien im Wesentlichen in vier oder fünf Tagen. Die Russen hatten die Möglichkeit, Georgien wieder in Russland einzugliedern und die Aussicht auf eine Nato-Mitgliedschaft Georgiens zu beenden, zogen sich aber stattdessen zurück und ließen Georgien frei. Dies war eine strategische Fehlentscheidung. Der Kreml hätte zumindest eine von ihm kontrollierte Regierung anstelle der von Washington kontrollierten einsetzen sollen. Obwohl es ein militärischer Sieg für Russland war, war es ein Propagandasieg für Washington: Die georgische Invasion in Südossetien wurde zu einer russischen Invasion in Georgien umgedeutet.“
Der dritte Fehler
Roberts: „Im Jahr 2014 beging der Kreml einen weiteren strategischen Fehler, als er den Olympischen Spielen in Sotschi mehr Aufmerksamkeit schenkte als der farbigen Revolution, die Washington in der Ukraine vorbereitete. Als Washington den Umsturz der ukrainischen Regierung einleitete, griff Russland nicht ein. Eine russlandfreundliche Regierung wurde durch eine russlandfeindliche Regierung ersetzt.“
Der vierte Fehler
Roberts: „Russland fügte diesem strategischen Fehler einen weiteren hinzu, als sich der Kreml weigerte, das Votum der abtrünnigen Donbass-Republiken zu akzeptieren, die wie die Krim mit Russland wiedervereinigt werden wollten.“
Der fünfte Fehler
Roberts: „Russland ließ acht Jahre lang den Beschuss der Russen im Donbass durch ukrainische und neonazistische Asow-Milizen zu, während es gleichzeitig versuchte, die Ukraine und den Westen zur Unterstützung des von der Ukraine unterzeichneten Minsker Abkommens zu bewegen. Während dieser acht Jahre wuchs der innenpolitische Druck auf Putin, die Donbass-Russen zu schützen.“
„Washington hat eine russische Intervention in der Ukraine unbedingt gewollt“
Zu Beginn des Jahres 2022, so Roberts weiter, habe sich eine große ukrainische Streitmacht an der Grenze zum Donbass versammelt und einen Angriff vorbereitet, um den Donbass zurückzuerobern. Im Februar 2022 habe Russland dann mit der Anerkennung der abtrünnigen Republiken reagiert und erkannt, dass eine ukrainische Nato-Mitgliedschaft wahrscheinlich sei. Dies werde amerikanische Raketenstützpunkte an Russlands Grenze bedeuten und für Russland ein großes Sicherheitsproblem darstellen. Frustiert über den Westen, den die russischen Sicherheitsbedenken kalt gelassen hätten, habe Russland in der Ostukraine militärisch interveniert. Washington habe unbedingt eine russische Intervention gewollt, die als „russische Invasion in der Ukraine“ habe bezeichnet und zu Propagandazwecken genutzt werden können, um Europa von Russland zu trennen, um so das amerikanische Imperium zu erhalten sowie Finnland und Schweden in die Nato zu drängen, um so die Einkreisung Russlands zu erweitern.
„Eine durch Washington extreme und gefährliche Provokation“
Zur Gefahr, dass sich der Krieg ausweitet, sagte Roberts damals: Sie „ergibt sich aus dem Vorstoß der USA/Nato, Finnland und Schweden in die Nato aufzunehmen, sowie aus der Stationierung einer US-Raketenbasis in der Slowakei. Die Russen haben erklärt, dass sie keine Raketenbasen in der Nähe dulden werden, und dies schließt die bestehenden Basen in Rumänien und Polen ein. Es ist eine extreme und gefährliche Provokation Washingtons, seine Raketen in der Slowakei zu stationieren und weitere Länder in die Nato aufzunehmen. Es läuft darauf hinaus, eindeutige Warnungen des Kremls völlig zu ignorieren. Da Russland mit dem Rücken zur Wand steht, wird das Schicksal dieser Raketenbasen wahrscheinlich die Zerstörung sein, wobei die russischen Atomstreitkräfte in voller Alarmbereitschaft sind, um jegliche Reaktion der Nato zu verhindern.“
„Die immer rücksichtsloseren Provokationen gegenüber Russland“
Der Westen, so Roberts, habe seine Beziehungen zu Russland absichtlich ruiniert. Der Plan sei Russland von Europa auszuschließen, Russland mit Raketen zu umzingeln, die Moskau in vier Minuten erreichen könnten, um Russland daran zu hindern, die Hegemonie der USA zu beeinträchtigen. Die große Gefahr bei der Politik des Westens bestehe darin, dass die immer rücksichtsloseren Provokationen gegenüber Russland zu einem Atomkrieg führen würden.
_________________________________________________
Siehe zum Thema auch die bisherigen Beiträge auf dieser Web-Seite:
Wer will Krieg? Russland oder die USA?
Nicht Putin suchte den Konflikt
Die Schurkenrolle der USA im Ukraine-Krieg
„Nicht Putin handelt völkerrechtswidrig“
Wozu engagieren wir uns in der Ukraine?
Kleinrussland, Weißrussland, Großrussland
Die USA planvoll auf dem Vormarsch
Menschen, die Putin für glaubwürdiger halten
Jetzt zu Friedensgesprächen bereit?
Der Staat und die Menschenrechte seines Volkes