Gastbeitrag von Dr. habil. Jörg Gerke – Nachhaltig im Sinn einer langfristigen Produktivität ist die Landwirtschaft in Deutschland nicht – Der Sojabohnen-Import bringt hohe Phosphor-Mengen mit – Die anderen Aspekte fehlender Nachhaltigkeit – Geschlossene Nährstoffkreisläufe erfordern die Verbindung von Ackerbau und Tierhaltung – Kreislaufwirtschaft als ursprüngliches Ziel des ökologischen Landbaus – Aber die EU-Regeln zum Öko-Landbau sind derweilen aufgeweicht – Die Klimaschutz-Jugend-Demos blenden die Rolle von Land- und Forstwirtschaft aus – Der Einfluss der Bodenbewirtschaftung auf die Methan-Bilanz – Zum CO2 in der Luft tragen auch die landwirtschaftlichen Böden bei – Der Schutz durch die Politik gilt nicht der Nachhaltigkeit, sondern der agrarindustriellen Produktionsweise – Bäuerliche Familienbetriebe sind die bessere Voraussetzung für nachhaltige Landwirtschaft – Aber sie hat drei Gegner – Bäuerliche Landwirtschaft ist keine romantisierte Lebensweise, sondern eine sachliche Notwendigkeit für die Zukunft
Um die Menschen zu ernähren wird Land gebraucht – Ackerland und Grünland. Und natürlich Menschen, die dieses Land nutzen, bestellen, und pflegen, also Landwirte, Bauern, auch ihre Mithelfer, die man früher das Gesinde nannte (nicht Gesindel). Land zur Ernährung dauerhaft bewirtschaften verlangt, pfleglich mit ihm umzugehen. Es soll uns, was wir von ihm verlangen, nachhaltig liefern. Nachhaltige Landwirtschaft ist im Wortschatz der Öffentlichkeit längst ein fester Begriff und als Ansicht, dass Nachhaltigkeit notwendig sei, wohl unumstritten. Nachhaltigkeit ist – wie Umweltschutz überhaupt – Langzeit-Ökonomie: Nur kurzfristig zu denken, nennen wir kurzsichtig, langfristig zu denken, weitsichtig. Wirtschaftliches Handeln sollte langfristig ausgerichtet sein, auch landwirtschaftliches. Das versteht sich eigentlich von selbst. Was die Natur zur Nutzung bereithält, ist zu bewahren, nicht zu vergeuden.
Viele Menschen mögen der Ansicht sein, die deutsche Landwirtschaft werde nachhaltig betrieben. Aber beim Wirtschaften mit Agrarland bleibt Notwendiges zu häufig unbeachtet oder wird vernachlässigt. Beispiele dafür sind die Nährstoffbilanzen und die Bedeutung der organischen Bodensubstanz als Kohlenstoff-Speicher. Jedenfalls sieht es so der habilitierte und in Mecklenburg praktizierende Landwirt Jörg Gerke. Er hält die heutige Landwirtschaft in Deutschland und der Europäischen Union nicht für nachhaltig. Warum? Seinen folgenden Text gebe ich als Gastbeitrag im Wortlaut wieder. Die Zwischenüberschriften sind von mir eingefügt.