Bei einer Eskalation des Krieges über die Ukraine hinaus ist vor allem Deutschland in Gefahr – Wir haben rote Linien überschritten – Wann und wenn Russland zu taktischen Atomwaffen greift – Bei „nur“ taktischen Atomwaffen-Einsatz Russlands lösen die USA den großen Atomkrieg kaum aus – Putin muss weg? Lieber nicht – Die Ukraine muss den Krieg gewinnen? Das wird Russland nicht zulassen – Die Gefahr eines atomaren Infernos durch Irrtum – Nur in einem sollte Deutschland die Kriegsparteien unterstützen: im Verhandeln und im Krieg beenden – Bedenken, dass vor allem ehemalige Generale für Friedensverhandlungen eintreten – Warum für ein korruptes, rechtsbrecherisches Land die Zukunft aufs Spiel setzen? – Was den beiden Staatenlenkern Kennedy und Chruschtschow 1962 klar war: Gegen eine Atommacht kann ein Krieg nicht gewonnen werden
Der Krieg in der und um die Ukraine bedroht uns alle aufs Höchste. Davor warnt nicht nur, wer in Politik und historischem Geschehen bewandert ist. Vielen, wohl den meisten anderen Menschen ist das ebenfalls sehr bewusst. Sie machen sich naturgemäß ihre eigenen Gedanken. Mancher von ihnen schreibt das nieder. Einer von ihnen ist Heinz Schäfer im nordrhein-westfälischen Neunkirchen-Seelscheid. Er richtet sich an seine Freunde und Bekannten, um ihnen deutlich zu machen, wie explosiv die eskalierende Situation ist und wie dringlich es nunmehr der Verhandlungslösung bedarf. Von einem seiner Freunde, Hannes Zimmermann, habe ich das Schäfer-Schriftstück erhalten.
Wie sich Marcel Reich-Ranicki an den 1. September 1939 erinnert
Zimmermann kommentiert in seinem Begleittext Schäfers Warnungen so: „Bei der Lektüre wird der Blick unwillkürlich auf die Situation gelenkt, wie sie sich unmittelbar vor Beginn des 2. Weltkrieges in Polen darstellte, bevor am 1. September 1939 der Einmarsch der Wehrmacht dort stattfand. Der als ‚Literaturpapst‘ gefeierte Marcel Reich-Ranicki schreibt dazu: ‚Wir haben uns regelrecht nach dem Krieg gesehnt. Denn wir haben geglaubt, dass die Deutschen den Krieg schnell verlieren würden.‘ Die polnische Kriegsbegeisterung beschreibt er mit den Worten: ‚Die Nachricht vom deutschen Überfall auf Polen haben wir dann, so unwahrscheinlich dies auch anmuten mag, mit Erleichterung, mit befreitem Aufatmen zur Kenntnis genommen. … Die Stimmung war – und nicht nur in Warschau – enthusiastisch… An der Niederlage Deutschlands hatten wir nicht den geringsten Zweifel.‘ Dabei hatte Polen damals eine – wenn auch weniger modern ausgerüstete – kriegsbereite Armee, die mit der maroden Bundeswehr von heute nicht verglichen werden kann.“
Historiker Alfred de Zayas: Der Westen hat Russland belogen und betrogen
Zimmermann weiter: Angeheizt von zwei „Kriegsministerinnen“[1], [2], [3] und weiteren Politikern aus den Reihen der Grünen, der SPD und auch der CDU[4], aber auch von einer gewissen Dame aus Brüssel, wird eine naiv-kindliche Kriegsbegeisterung geschürt. Eine Art kollektiver Wahnsinn scheint die Vernunft beiseite gewischt zu haben.“ Westliche Mainstream-Medien und Politiker informieren einseitig. Wenig bis nichts erfahren ihre Leser und Bürger darüber, dass der Westen Russland „belogen und betrogen“ hat. So der amerikanische Völkerrechtswissenschaftler und Historiker Prof. Dr. Alfred Maurice de Zayas (Jahrgang 1947) in einem sehr informativen Interview vom 14. Januar 2022 (hier), dass ich zum Lesen sehr empfehle. Vom Mai 2012 bis April 2018 ist er Unabhängiger Experte des Menschenrechtsrats der Vereinten Nationen gewesen. Ausführliches über ihn und seine Tätigkeit hier.
Die Stimmung in Russland gegenüber Deutschland immer feindseliger
Heinz Schäfer artikuliert seine große Furcht und die von Mitbürgern vor einer Ausweitung des Krieges über die Ukraine hinaus bis hin zu einem direkten „Atomkrieg“ der beiden atomaren Supermächte USA und Russland. Einen zusätzlichen Anstoß für seine Warnung gab die Entscheidung von Olaf Scholz, zur Zeit Bundeskanzler, der Ukraine auch einige der deutschen Leopard-Kampfpanzer zu liefern und anderen Ländern deren Lieferung zu genehmigen. Wenn der Krieg über die Grenzen der Ukraine hinaus eskaliere, stecke Deutschland in besonderer Gefahr. Die Stimmung in Russland gegenüber Deutschland werde immer feindseliger. Als Aufhänger benutzt Schäfer die törichte, wenn auch realiter leider zutreffende Baerbock-Bemerkung „We are fighting a war against Russia, not each other!“ Verfasst hat er seine Schrift am 2. Februar. Sollte es zum Befürchteten wirklich kommen, werden in späteren, in historischen Nachbetrachtungen Überschriften wie solche zu lesen sein: Der dritte Weltkrieg kam auf leisen Sohlen. In Rückschauen auf das Entstehen des ersten und zweiten Weltkrieges sind ähnliche Formulierungen zu finden. Gleichsam im Vorgriff darauf hat Heinz Schäfer ebendiesen Titel gewählt.
Der dritte Weltkrieg kam auf leisen Sohlen
Von Heinz Schäfer[5]
Die deutsche Außenministerin hat Russland am 24. Januar 2023 formal den Krieg erklärt. So sehen es weite Teile Russlands. Sie hat sich geäußert, Deutschland führe einen Krieg gegen Russland. Sie hat das im Europarat in einem öffentlichen Gremium getan, und sie ist als Außenministerin Vertreterin Deutschlands. Die Erklärung gelangte via Medien nach Russland. Damit kann man die völkerrechtlichen Formalien einer Kriegserklärung als gegeben sehen. Gleichzeitig liefert Deutschland Angriffswaffen, Kampfpanzer und Schützenpanzer sowie Raketen (Patriot-System), die je nach Abschussposition russisches Terrain erreichen können an die Ukraine und bildet in Deutschland ukrainische Soldaten aus. Dazu heißt es in Russland: Deutschland ist im Krieg mit Russland, und Russland wird entscheiden, wann und wie es darauf reagiert. Spätestens wenn Russland mit Nato-Waffen angegriffen wird, dazu zählt aus russischer Sicht auf jeden Fall auch die Krim, wird Russland den Einsatz strategischer Atomwaffen miteinbeziehen.
Ich schreibe Euch das, weil kaum jemand russische Medien und Aussagen russischer Regierungskreise zur Kenntnis nimmt. Wir befinden uns im dritten Weltkrieg, Deutschland (und die Nato) gegen Russland. Die Frage ist, wie wird es weitergehen? Nochmals in aller Deutlichkeit: Ob wir uns im Krieg mit Russland befinden und ob und wie Russland uns angreift, hängt im Zweifel allein von Russland ab.
Für Russland ein Sonderfall: Deutschland
Natürlich fühlt sich Russland auch von anderen Nato-Staaten und besonders den USA bedroht. Aber Deutschland ist aus russischer Sicht ein Sonderfall, nicht nur wegen der Äußerungen unserer Außenministerin. Durch den deutschen Überfall auf die damalige Sowjetunion wurden vor ca. 80 Jahren weit über 20 Millionen Russen getötet, davon zwei Drittel Zivilisten. Mehr als ein Drittel der weltweiten Kriegstoten des 2. Weltkriegs waren Russen. Die Eltern des russischen Präsidenten Putin überlebten die furchtbare Belagerung Leningrads nur knapp, und er hat, wie die meisten anderen Russen, die Gräueltaten des deutschen Angriffskriegs nicht vergessen. Die Vorstellung, dass deutsche Panzer gegen Russland rollen, ist für fast alle Russen unerträglich (für mich übrigens auch!). Es ist historisch ungefähr so zu bewerten, als würden wir deutsche Panzer an die Hamas oder die Palästinenser liefern. Hinzu kommt noch der juristische Aspekt, dass die Russen das Verhältnis zu Deutschland seit 1945 immer noch als Waffenstillstand betrachten können, das heißt, einen Frieden hätte es nie gegeben.
Bei einer Eskalation des Krieges über die Ukraine hinaus ist vor allem Deutschland in Gefahr
Die Stimmung in Russland, und so wird sie auch von den russischen Medien wiedergegeben, wird Deutschland gegenüber immer feindseliger, nachdem Deutschland, trotz der kriegerischen Geschichte, lange Zeit mit Wohlwollen betrachtet wurde. Sollte dieser Krieg über die ukrainischen Grenzen hinaus eskalieren, beispielsweise durch eine deutliche Warnung Russlands an den Westen, so käme besonders Deutschland in Frage. Natürlich ist Russland der Nato konventionell unterlegen, wenn man die USA miteinbezieht. Aber die USA sind weit, und die Deutschen bekämen keine 10.000 einsatzfähigen Soldaten zusammen. Die Russen können binnen weniger Tage eine Armee von ca. 2 Millionen einsatzfähiger Soldaten aufstellen. Die Russen verfügen über mehr als 20.000 Panzer während Deutschland gerade einige hundert einsatzfähige Panzer besitzt… Obendrein gibt Deutschland gerade noch einen großen Teil der letzten funktionierenden Waffen und Munition an die Ukraine ab. Die Russen besitzen Hyperschallraketen, die praktisch nicht abzuwehren sind.
Wann und wenn Russland zu taktischen Atomwaffen greift
Doch die Russen werden sich vermutlich auf keinen eskalierenden konventionellen Krieg in Europa einlassen. Sie werden taktische Atomwaffen einsetzen, besonders dann, wenn sie zeigen wollen, dass mit weiterem konventionellen Krieg aus ihrer Sicht Schluss ist. Ich weiß, welches Argument sofort kommt: Niemand fängt einen Atomkrieg an. Dann geht die Welt unter, der blufft nur, das ist nur Propaganda… Nein, die Welt wird nicht untergehen! Greifen die Russen die Ukraine, Deutschland oder Polen im kleinen Rahmen atomar an, werden die USA keine Atomwaffen gegen Russland einsetzen. Denn erst das wäre der Weltuntergang und allem voran auch der Untergang der USA. Keine Atommacht wird gegenüber Russland (oder den USA) Atomwaffen einsetzen, wenn sie nicht selbst angegriffen wurde, weil erst das der Weltuntergang wäre – nicht der grundsätzliche Einsatz von Atomwaffen.
Bei „nur“ taktischen Atomwaffen-Einsatz Russlands lösen die USA den großen Atomkrieg kaum aus
Die Supermächte werden (hoffentlich) keinen Atomkrieg miteinander führen. Und genau das bedeutet, dass die USA für kein europäisches Land, schon gar nicht für Deutschland, einen atomaren Schlag gegen Russland führen würden. Und von wegen Russland würde nach dem Einsatz taktischer Nuklearwaffen Verbündete verlieren oder gar geächtet. Es gibt unzählige Staaten auf der Welt, die sich die Hände reiben würden, wenn endlich mal jemand den USA und dem Westen die Stirn bieten würde und den USA zeigen würde, dass sie keine unbegrenzte Macht auf dieser Welt haben. Für die Mehrheit der Weltbevölkerung ist dieser Krieg ein Krieg zwischen den USA und seinen westlichen Verbündeten und Russland. Wir sind aus dieser Sicht lediglich die Vasallen der USA. – Abgesehen davon wurde der einzige Staat, der bisher Nuklearwaffen einsetzte, übrigens ausschließlich gegen die japanische Zivilbevölkerung, auch nicht geächtet oder gar bestraft.
Putin muss weg? Lieber nicht
Es gibt dann noch das Argument, wenn Russland die Ukraine besiegt hätte, wäre der Rest Europas dran. Schon die nackten Zahlen lassen die Absurdität dieser Behauptung erkennen: Russland gibt ca. 80 Milliarden jährlich für Rüstung aus, die Nato weit über 1000 Milliarden! Putin weiß genau, dass er einen konventionellen Krieg gegen die Nato nicht gewinnen kann. Gerade uns als Deutsche hat Putin nie gedroht. Er hat brav seine Verpflichtungen eingehalten. In Bezug auf Putin und den Krieg gibt es noch einen weiteren interessanten Aspekt, der in unserer westlichen Berichterstattung außen vor bleibt. Es heißt immer, Putin muss weg. Dann wird alles besser… Doch das könnte sich als einer der größten Irrtümer des Ukraine-Konflikts erweisen. Wenn man anderen einflussreichen Russen zuhört, wie z.B. dem früheren russischen Präsidenten Medwedew, dann drängt sich der Eindruck auf, dass im Vergleich dazu Putin geradezu besonnen vorgeht. Medwedew plädiert seit Monaten skrupellos für den Einsatz aller Mittel, auch nuklearer, gegen die Ukraine und für die völlige Zerstörung der Ukraine.
Über die unerwartete wirtschaftliche Stärke Russlands heilfroh sein
Doch dieser Krieg wird nicht nur mit Waffen geführt. Er wird auch wirtschaftlich geführt, und da können wir nur heilfroh über die unerwartete wirtschaftliche Stärke Russlands sein. Denn das bedeutet, die Sanktionen liefern keinen Kriegsgrund. Glaubt jemand ernsthaft, eine Atommacht ließe sich durch irgendwelche Sanktionen in die Knie zwingen, das heißt besiegen? – Bis jetzt leiden am intensivsten wir Deutschen unter den Sanktionen. Während bei uns die überlebenswichtige Energie knapp und teuer wird, wurde der russische Rubel gegenüber dem Euro stark aufgewertet, die russischen Einnahmen aus dem Gas- und Ölgeschäft sind seit Kriegsbeginn deutlich gestiegen, und der typische Oligarch importiert seinen S-Klasse Mercedes günstiger als vor Kriegsbeginn aus einem Drittland. Die Russen halten sämtliche Sanktionen gegen Russland für illegal. Das gilt sowohl bezogen auf das Recht der jeweiligen Staaten als auch auf internationales Recht. Es wurden vom Westen und speziell auch von Deutschland, aus russischer Sicht unzählige Verträge gebrochen und unzählige Personen und Organisationen rechtswidrig enteignet. Hier besteht die Gefahr, dass die Russen sich mit aller Macht zur Wehr setzen würden, wenn Ihnen die Sanktionen aus ihrer Sicht existenziellen Schaden zufügen würden. Auch das könnte eine atomare Drohung oder gar Warnung hervorrufen.
Eskalierendes Verlangen der Ukraine nach Kampfjets, Langstrecken-Raketen, Uranmunition
Halten wir fest: Spätestens seit einigen Tagen befinden wir uns jedenfalls aus russischer Sicht im Krieg mit Russland, der zum Glück zunächst weiter auf das ukrainische Staatsgebiet beschränkt bleibt. Aber es bleibt die große Gefahr der Eskalation. Dazu noch einige Fakten: Die Panzer sind noch nicht verladen, da wird bereits in den Medien und der Politik über die Lieferung von Kampfjets und Raketen mit größerer Reichweite orakelt, und die Ukraine fordert dazu Langstreckenraketen. Für Panzer und auch für deutsche Leopard-Panzer wird offen Uranmunition gefordert, obwohl die Russen klar gesagt haben, dass Uranmunition für sie zu den sogenannten schmutzigen Atomwaffen zählt und einen atomaren russischen Schlag auslösen würde oder jedenfalls könnte.
Was sonst noch gegen Russland aufmarschiert ist oder noch aufmarschieren soll
Die USA haben ihre Elite Luftlandedivision nach Rumänien verlegt. Diese wäre binnen einem Tag in der Ukraine einsatzfähig. Die Polen schreien nach Atomwaffen für ihr Land und die dafür notwendigen Trägersysteme (Aegis) für z.B. Tomahawk-Marschflugkörper sind bereits vor Ort an der weißrussischen und russischen (Kaliningrad) Grenze. Auch in Rumänien sind Aegis-Systeme stationiert. Nach russischer Einschätzung befinden sich bereits jetzt tausende ausländischer Söldner in der Ukraine, und beispielsweise die Himars-Raketenwerfer sollen von US-Personal bedient werden. Aus russischer Sicht wird die Zahl von Nato-Kämpfern in der Ukraine weiter zunehmen, je mehr komplexe Waffensysteme geliefert werden…
Die Ukraine muss den Krieg gewinnen? Das wird Russland nicht zulassen
Als letztes möchte ich noch kurz die ukrainische und westliche Forderung betrachten, die Ukraine müsse diesen Krieg gegen Russland gewinnen. Dazu reicht ein einziger Aspekt: Ein Krieg gegen die atomare Supermacht Russland kann nicht gewonnen werden. Bevor Russland einen existenziellen Krieg verliert, und Russland betont immer wieder, dass dieser Krieg existenziell ist, setzt Russland Atomwaffen ein und, wenn es sein muss, auch auf die Gefahr einer Vernichtung unserer Erde. Die Ukraine ist nicht irgendeine Bananenrepublik, wo man sich zurückzieht, wenn kein Blumentopf mehr zu gewinnen ist. Für Russland gehört auf jeden Fall die Krim unwiderruflich zu Russland, und US-Atomwaffen in der Ukraine wären eine nicht akzeptable Bedrohung. Putin hat sich immer wieder geäußert, ein weiterer Vormarsch der Nato auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion sei eine Bedrohung für die Existenz Russlands und würde mit ALLEN MITTELN bekämpft.
Die Gefahr eines atomaren Infernos durch Irrtum
Niemand weiß, wie sich dieser Krieg entwickeln wird. Aber die Risiken für Deutschland sind hoch. Und selbst, wenn es keinen Krieg auf deutschem Boden geben sollte, werden wir auf sehr lange Zeit die atomare Supermacht Russland zum Feind haben und damit das Damoklesschwert eines atomaren Krieges über uns. Je angespannter die Situation zwischen dem Westen und Russland ist, um so größer ist die Gefahr einer atomaren Auseinandersetzung durch einen Irrtum. In Deutschland wird einfach ignoriert, dass sowohl Russland als auch die USA ihre atomaren Waffensysteme in höchste Alarmbereitschaft versetzt haben. Jeder kleinste Fehler kann ein atomares Inferno auslösen. Binnen Minuten kann eine falsche Entscheidung zum Untergang der Welt führen. Der wirtschaftliche Schaden für Deutschland als Exportnation und Zahlmeister Europas ist in jedem Fall unermesslich.
In der zwischenstaatlichen Politik zählen nur Interessen, nicht Moral und Recht
Ich gehe bewusst mit keinem Satz auf Kategorien wie Moral, Recht oder Gerechtigkeit ein. Diese Begriffe haben nur im zwischenmenschlichen und gesellschaftlichen Bereich eine Bedeutung. In der zwischenstaatlichen Politik gibt es ausschließlich Interessen. Russland hat Interessen, die Ukraine hat Interessen, die USA haben Interessen in diesem Krieg. Niemand interessiert sich für das Leben der Menschen, die tagtäglich sterben. Auch wir Bürger, die wir ständig von unseren warmen Sesseln aus auf die Moral verweisen, haben keine Vorstellung davon, was es bedeutet, im Winter in einem Schützengraben zu frieren und von Granaten und Raketen zerfetzt zu werden, die Schreie von Frauen und Kindern zu hören, die in ihren Häusern, in Schulen und Krankenhäusern beschossen werden, unter anderem von deutschen Panzerhaubitzen und amerikanischen Raketenwerfern. Das werden uns die Russen so schnell nicht verzeihen! (Das gilt natürlich umgedreht auch für die Ukraine gegen Russland).
Nur in einem sollte Deutschland die Kriegsparteien unterstützen: im Verhandeln und im Krieg beenden
Im Krieg gibt es kein richtig oder falsch, kein gut oder schlecht. Der Krieg an sich ist schlecht! Es gibt nur ein einziges sinnvolles Ziel: Den Krieg so schnell wie möglich zu beenden, zu verhandeln und nach einem möglichst schnellen Kriegsende zu suchen. Das ist das Einzige, worin wir die Kriegsparteien unterstützen sollten. Der Rest geht uns als Deutsche nichts an. Wir haben in diesem Krieg keine Interessen. Auf Grund unserer deutschen Geschichte sollte es für uns nur eine einzige Führungsrolle in der Welt geben und zwar als Friedensmacht. Deutschland sollte auf der Welt weiter für Frieden stehen.
Kriege über Kriege auf dieser Erde – auch grausamer als jetzt in der Ukraine
Seit ich lebe, seit 68 Jahren, gab es unzählige Kriege auf dieser Welt, Kriege, die das, was gerade in der Ukraine passiert, an Grausamkeit weit übertrafen und übertreffen. Millionen Vietnamesen, überwiegend Zivilisten, Frauen und Kinder, wurden zerbombt und größtenteils bei lebendigem Leib verbrannt, weil Napalm billiger als Sprengstoff ist. In Ruanda wurden in zwei bis drei Tagen ein Viertel aller Menschen, Frauen und Kinder genauso wie Alte oder Babys ermordet, indem man sie überwiegend mit Macheten in Stücke geschlagen hat. Es würde Tage dauern, alle Verbrechen der Kriege dieser Welt während meines Lebens aufzuzählen. Und alle waren Angriffskriege oder noch schlimmer einfach nur Blutbäder. Wo waren die Sanktionen? Wo war unsere Betroffenheit? Richtig: Weder ich noch irgendjemand anderes in unserem Land hat sich wirklich dafür interessiert.
Warum für ein korruptes, rechtsbrecherisches Land die Zukunft aufs Spiel setzen?
Warum also soll ich jetzt einverstanden sein, meine Zukunft und vor allem die der Kinder und Enkel für das korrupteste Land Europas aufs Spiel zu setzen, für ein Land, in dem alle Oppositionsparteien verboten sind, in dem Journalisten und Priester verfolgt werden, wenn sie die Regierung kritisieren. Warum soll ich einen Präsidenten unterstützen, der in wenigen Jahren als Präsident ein Vermögen von vielen hundert Millionen Euro erworben hat… Mich interessiert die Ukraine nicht mehr als der Jemen oder Syrien oder irgendein anderes Land, in dem gerade Krieg geführt und gemordet wird. Ich schätze weder Putin besonders, noch Selenski und ich glaube nicht, dass die USA etwas zum Nutzen Deutschlands oder eines anderen Staates unternehmen. Mit „America first“ sprach Trump nur aus, was alle US-Politiker denken und seit der Monroe-Doktrin die US-Politk beherrscht.
Wir haben rote Linien überschritten
Macht Euch bitte klar: Was wir denken, was wir für richtig oder falsch halten, für Recht oder Unrecht, für Fakten oder was auch immer halten, interessiert Russland nicht. Hört Euch die Rede Putins zum Gedenktag von Stalingrad heute am 2. Februar 2023 an. Russland wird nicht mehr lange unserem Handeln zusehen. Wir haben rote Linien überschritten, und Putin droht damit, seine Stärke zu zeigen oder auch nur mit Vergeltung. Nur das zählt. Wer meint, eine atomare Drohung nicht ernst nehmen zu müssen, spielt mit dem Leben seiner Liebsten und seinem eigenen. Ja, es kann bei der Drohung bleiben, wahrscheinlich vor allem dann, wenn Russland nicht zu sehr von der Nato in die Enge gedrängt wird, wenn Russland stärker ist als viele vermuten. Aber wer will das ausprobieren. Reicht nicht bereits eine geringe Wahrscheinlichkeit eines atomaren Krieges aus, alles zu tun, ihn zu verhindern, ihn zu vermeiden.
Bedenken, dass vor allem ehemalige Generale für Friedensverhandlungen eintreten
Das, was ich hier schreibe ist nicht Politik oder Weltanschauung. Mit keinem Satz rechtfertige ich das Handeln Russlands. Noch einmal: Darum geht es aus meiner Sicht nicht, und ich stehe damit auch nicht alleine da. Es sollte uns mehr als zu denken geben, dass in Deutschland insbesondere die ehemaligen Generale vor diesem Krieg warnen, z.B. der ehemalige Generalinspekteur der BW Kujat oder Exgeneral Vad, der langjährige militärische Berater der Merkel-Regierung. Während Generale für Friedensverhandlungen eintreten, führen Kriegsdienstverweigerer Freudentänze auf, wenn Deutschland endlich Panzer liefert. Wie soll das enden? Wie wollen wir je wieder in einer friedlichen Welt leben, wenn ein deutscher Politiker (Anton Hofreiter) Putin, den wohl zweitmächtigsten Mann dieser Welt, als „Straßenschläger“ bezeichnet, den erst „eine blutige Nase“ von seinem Vorhaben abbringt?
Was den beiden Staatenlenkern Kennedy und Chruschtschow damals 1962 klar war: Gegen eine Atommacht kann ein Krieg nicht gewonnen werden
Ich habe Angst um unser Leben, um unsere Gesundheit und unsere Zukunft, und Ihr wisst, ich bin weder besonders ängstlich noch ein Pazifist. Einmal in meinem Leben hatte ich als Siebenjähriger ähnliche Angst um die Welt, und ich habe das nie vergessen. Im Herbst 1962 saß ich mit meinen Eltern vor dem gerade auf Pump gekauften ersten Schwarzweißfernseher, als Kennedy Chruschtschow mit Krieg und atomarem Angriff drohte. Die Panik im Gesicht meines Vaters und die Tränen meiner Mutter sind mir in Erinnerung geblieben. Sie hatten als Kinder den Krieg erlebt und wussten, was Krieg bedeutet. – Zum Glück war damals beiden Präsidenten klar, dass ein Krieg gegen eine Atommacht nicht gewonnen werden kann. Noch wichtiger war das vertrauensvolle Verhältnis zwischen Kennedy und Chruschtschow, die regelmäßig telefonierten, anstatt sich zu beschimpfen. Man verhandelte und einigte sich. Russland stationierte keine Raketen auf Kuba, und die USA zogen ihre Jupiter-Raketen kurz darauf aus der Türkei ab.
Lasst uns wenigstens über die Situation nachdenken und offen unsere Bedenken äußern. Wer anderer Ansicht ist, der ärgere sich bitte nicht. Ich wäre froh, wenn meine Ansicht zu diesem Krieg falsch wäre.
_____________________________________
[1] Aus den Reihen der Grünen und der FDP – satirische Bezeichnung des Verfassers.
[4] … die die Bundeswehr in den letzten Jahrzehnten so heruntergerüstet hat, dass sich der Inspekteur des Heeres zur Äußerung des Satzes veranlasst sah: „… die Bundeswehr, das Heer, das ich führen darf, steht mehr oder weniger blank da.“
[5] Heinz Schäfer (Jahrgang 1955) in Neunkirchen-Seelscheid (Nordrhein-Westfalen), lebt aber auch in Italien. Er ist beruflich in verschiedenen Staaten als Organisationsberater tätig gewesen, jetzt im Ruhestand, aber nach wie vor viel auf Reisen, zuletzt in Albanien, Georgien, Israel, Libanon, Rumänien.