Auf Kurs in den Selbstmord

Der Krieg in der und um die Ukraine könnte einen Atomkrieg auslösen – Vor dieser Gefahr warnen Militär- und Sicherheitsexperten aus den USA, Frankreich und Italien – Der ehemalige amerikanische Oberst Black: Es ist den USA egal, wieviele Ukrainer sterben, das kümmert die USA  nicht – „Russland kann es sich nicht leisten, diesen Krieg nicht zu führen und nicht zu gewinnen“ – Der ehemalige General Tricarico: Die Politiker haben ihren Verstand verloren – Eine Video-Konferenz am 26. Mai – Paul Craig Roberts: Atomkrieg, es sei denn die Russen ergeben sich dem Westen – Putins Irrtum

USA, Ukraine, Russland, EU –  natürlich darf es zu einem Atomkrieg  unter diesen Mächten nicht kommen. Aber in dem Stellvertreterkrieg, den die USA gegen Russland in der Ukraine führen lassen, ist die Gefahr sehr groß, dass politischer Wahnsinn und gewissenlose Figuren  einen solchen auslösen. Vor dieser Gefahr warnen amerikanische und europäische Militär- und Sicherheitsexperten: Die westliche Kriegsmaschinerie befinde sich auf einem automatischen Kurs in den Selbstmord. In einer Video-Konferenz am 26. Mai wollen sie das erläutern und begründen. Die Konferenz beginnt um 17 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit und wird vom Schiller-Institut, Vereinigung für Staatskunst e.V. veranstaltet.*) Dass Politiker auf beiden Seiten des Atlantiks äußern, der Krieg in der Ukraine werde noch „sehr lange“ dauern, und vorgeben, Russland nur schwächen zu wollen, oder die Losung ausgeben, man müsse sich keine Sorgen machen, dass Russland Atomwaffen einsetzen werde, weil Putin eine solche Absicht im Voraus „signalisieren“ würde (so die US-Geheimdienstdirektorin Avril Haines), ist alles andere als beruhigend.

Wer auf der Konferenz vorträgt

Redner auf der Konferenz werden sein Oberst a.D. Richard Black, General a.D. Leonardo Tricarico, Ray McGovern, Eric Denécé und Helga Zepp-LaRouche. Black ist ehemaliger Leiter der Strafrechtsabteilung in der Militärgerichtsbarkeit der US-Armee und ehemaliger Abgeordneter des Landessenats im US-Bundesstaat Virginia. Tricarico war Stabschef der italienischen Luftwaffe. McGovern ist Analyst, gehörte zum Central Intelligence Agency (CIA-ret.) und hat den Veteran Intelligence Professionals for Sanity (VIPS) mitgegründet. Denécé ist Direktor des Französischen Zentrums für Geheimdienstforschung (CF2R). Frau Zepp-LaRouche, Gründerin und Präsidentin des Schiller-Instituts.

Der ehemalige Oberst Black: Es ist den USA egal, wieviele Ukrainer sterben. Das kümmert die USA nicht

Richard Black hat in einem Interview vom 6. Mai 2022 zum Krieg in der Ukraine unter anderem gesagt:  „Eine Menge russischer Soldaten werden unnötig sterben. Es sind Kinder. Wissen Sie, Kinder ziehen in den Krieg. Ich bin als Kind in den Krieg gezogen. Man denkt, daß das, was das eigene Land tut, in Ordnung ist. Es bricht mir das Herz, wenn ich die Gesichter junger Russen sehe, die – in einigen Fällen auf sehr kriminelle Weise – von ukrainischen Streitkräften niedergeschossen wurden. Und ebenso sehe ich ukrainische junge Männer, die auf dem Schlachtfeld niedergemetzelt werden. Das kümmert uns nicht. Den Vereinigten Staaten und der Nato ist es egal, wie viele Ukrainer sterben. Nicht die Zivilisten, nicht die Frauen, nicht die Kinder, nicht die Soldaten. Es ist uns egal. ….“

„Russland kann es sich nicht leisten, diesen Krieg nicht zu führen und nicht zu gewinnen“

Black weiter: „Wir müssen uns über die Schwere unseres Handelns im Klaren sein. Wenn es für die Vereinigten Staaten um Leben und Tod ginge, was in der Ukraine geschieht, wäre das vielleicht eine Sache. Als die Sowjetunion Raketen auf Kuba stationierte, die auf die Vereinigten Staaten gerichtet waren, war es das Risiko wert, weil es direkt an unserer Grenze lag und uns bedrohte. Es war ein Kampf, für den es sich zu kämpfen und ein Risiko einzugehen lohnte. Die Russen befinden sich in einer spiegelbildlichen Situation, denn für sie hängt das Leben Russlands davon ab, daß die Nato daran gehindert wird, weiter in die Ukraine vorzustoßen, bis an ihre Grenzen. Sie können es sich nicht leisten, diesen Krieg nicht zu führen. Sie können es sich nicht leisten, diesen Krieg nicht zu gewinnen. Daher denke ich, dass wir mit einer ständigen Eskalation in einem Krieg spielen, der für die Amerikaner eigentlich keine Bedeutung hat – die Ukraine ist für die Amerikaner bedeutungslos; sie hat keinen Einfluss auf unser tägliches Leben. Und doch spielen wir dieses rücksichtslose Spiel, das das Leben aller Menschen in den Vereinigten Staaten und Westeuropa aufs Spiel setzt. Und das für nichts und wieder nichts.“

Der ehemalige General Tricarico: Die Politiker haben ihren Verstand verloren

Leonardo Tricarico hat sich, ebenfalls in einem Interview, unter anderem so zum Ukraine-Krieg geäußert: „Die Politiker haben ihren Verstand verloren. Der einzige, der zum Frieden aufruft, ist der Papst, und die EU sollte ihren Strategischen Kompass und die verrückte Idee aufgeben, den Krieg in der Ukraine zu gewinnen.“ Der Abbruch der Verhandlungen nach dem sogenannten Butscha-Massaker habe gezeigt: „Viele Menschen haben ihre Klugheit verloren, und einige von ihnen haben ihren Verstand verloren… Ich beziehe mich auf die Akteure, die die ersten sein sollten, ernsthafte und strukturierte Friedensverhandlungen zu fördern, insbesondere die Vereinigten Staaten, die Nato, Polen und die baltischen Länder. Sie sollten versuchen, auf Selenskyj zuzugehen, ihn empfänglicher und gefügiger zu machen, stattdessen stacheln sie ihn an, hetzen ihn auf und bewaffnen ihn.“ Tricarico weiter: „Es ist richtig, den Schwächsten im Ukraine-Konflikt zu helfen… aber das sollte keine Alternative zur Aufnahme von Friedensverhandlungen sein. Es wird oft behauptet, dass die beiden Dinge gegensätzlich sind, während sie stattdessen absolut kompatibel sind: Selenskyj muss die Chance erhalten, aus einer würdigen Position heraus zu verhandeln. Das Problem ist, dass die USA und die Nato die Ukraine aufrüsten, um den Krieg zu Ende zu führen, und nicht, um in den Verhandlungen mit Moskau stärker zu sein.“

„Atomkrieg, es sei denn die Russen ergeben sich dem Westen“

Nachtrag vom 22. Mai: Der amerikanische Ökonom und Publizist Paul Craig Roberts**)   hat gerade ebenfalls gewarnt, dass ein Atomkrieg droht: „Wir sind der Gefahr eines Atomkriegs ausgesetzt, nicht wegen der russischen Aggression, sondern wegen der begrenzten und schwachen russischen Reaktionen auf extreme Provokationen. Der Westen hat aus Putins altmodischem Liberalismus den Schluss gezogen, dass Russland schwach ist und übergangen werden kann. Diese Schlussfolgerung wird zu einem Atomkrieg führen, es sei denn, die Russen ergeben sich dem Westen und werden zu einer weiteren Marionette wie Deutschland, Frankreich und Großbritannien.“

Putins Irrtum: Westliche Provokationen zu lange hingenommen und sein Glaube an Konfliktlösung durch Diplomatie

In seinem aktuellen Kommentar zum Krieg in der Ukraine („Putins Fehler“) erläutert Roberts seine Meinung so: „Putins Fehler ist, dass er ein amerikanischer Universitätsliberaler von 1950 ist, ein Anhänger des Völkerrechts, des gegenseitigen Respekts und der Zusammenarbeit, der Lösung von Konflikten durch Diplomatie. Putin und Russland sind in Schwierigkeiten, weil Putin weiterhin an moralisches Verhalten glaubt, während der Westen deutlich gemacht hat, dass der einzige Wert die Hegemonie der USA ist. …. Putins Geschichte, westliche Provokationen zu akzeptieren, hat ein Armageddon verhindert und uns gleichzeitig dorthin geführt. Die außergewöhnliche Langsamkeit des Kremls, eine Bedrohung zu erkennen und etwas dagegen zu unternehmen, hat Washington und seine Marionetten gelehrt, dass Russland keine roten Linien kennt. Folglich sind viele Grenzen überschritten worden. Russland beschwert sich, unternimmt aber wenig oder gar nichts. Das Ergebnis ist, dass der Westen Russlands Warnungen vor einem Atomkrieg als bloßes Getöse abtut.“ Der ganze Beitrag von Roberts bei Uncut-News.ch hier.

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*) Das Schiller-Institut (hier)  ist nach eigener Darstellung eine politische Organisation in der Rechtsform eines eingetragenen Vereins. Es arbeite eng zusammen mit gleichnamigen Partnerorganisationen oder Freundeskreisen in vielen Ländern Europas und der Welt. Der Vorstand des deutschen Schiller-Instituts setzt sich zusammen aus Helga Zepp-LaRouche (Vorsitzende), Rainer Apel, Ulrike Lillge und Leona Meyer-Kasai. Das amerikanische Schiller-Institut, das zeitgleich mit dem deutschen 1984 gegründet wurde, hat seinen Hauptsitz in Washington, D.C. Der lateinamerikanische Arm des Schiller-Instituts wurde 1985 in Mexico City gegründet.

Schiller-Institut nennt sich der Verein, weil das gesamte Werk des Dichters Friedrich Schiller von dem naturrechtlichen Grundgedanke durchzogen sei, „dass es universelle Menschenrechte gibt, die jedem Menschen ins Herz geschrieben sind und auf die sich jeder Mensch berufen kann“. Alle Aktivitäten des Instituts würden durch die Grundsätze bestimmt, wonach „nur durch die Überwindung der Ungerechtigkeiten des jetzigen Weltwährungs- und Wirtschaftssystems eine würdige Entwicklung aller Völker dieser Erde — und damit ein dauerhafter Frieden — möglich sei. Jedes menschliche Leben auf der Erde sei als Bereicherung aller zu sehen, und die unveräußerlichen und universellen Rechte aller Menschen seien zu verteidigen (Quelle und weiteres hier). Ein Video über das Institut hier.

Die Konferenz wird in englischer Sprache stattfinden und simultan auf Zoom ins Deutsche übersetzt. Für den Zugang zur Zoomplattform ist eine Anmeldung erforderlich (hier).

**)  Paul Craig Roberts war stellvertretender US-Finanzminister für Wirtschaftspolitik unter Präsident Ronald Reagan und eine treibende Kraft hinter der Wirtschaftspolitik der ersten Amtszeit der Reagan-Regierung und wurde als „wirtschaftliches Gewissen“ des Präsidenten gelobt. Nach seinem Ausscheiden aus der Regierung hatte Roberts von 1983 bis 1993 den William-E.-Simon-Lehrstuhl für politische Ökonomie am Center for Strategic and International Studies inne, war von 1993 bis 1996 Distinguished Fellow am Cato Institute und saß in mehreren Unternehmensvorständen. Roberts war früher Redakteur beim Wall Street Journal und ist Autor mehrerer Bücher.

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