Angela Merkel wäre dort schnell weg vom Fenster – Kopfschütteln über das deutsche Parlament – Auch der neue Premier ändert die strengen Einwanderungspolitik nicht – Lob für Deutschland zum Experimenterfolg in Greifswald für die Kernfusion – Wie Australien verfährt, die 12 000 Syrer aufzunehmen – Stipendien nur für Mathematik, Physik, Chemie oder Ingenieurwissenschaften – Wenn Journalisten für Artikel Lobbyisten-Gelder annehmen – Alle sechs Monate werden die Spesenabrechnungen der Politiker veröffentlicht – Wie das Land mit entlassenen Sexualstraftätern umgeht
Gemeinhin vernimmt man hierzulande ziemlich wenig von dem, was so auf dem australischen Kontinent geschieht. Für seine Verwandten und Freunde springt stattdessen Frank Abels*) in die Bresche. Wie manch’ andere, die es sich leisten können, der unfreundlichen Jahreszeit in Europa zu entfliehen, lebt er in Australien, wenn dort Sommer herrscht und in Deutschland Winter. Dann schreibt Frank Abels an Verwandte, Freunde und Bekannte regelmäßig „Reiseberichte“, in denen er anschaulich Einblicke in das australische Leben gibt und die Besonderheiten dort schildert. In seinem jüngsten Bericht schreibt er: „Bisher war Deutschland bei den Australiern eigentlich nur ein Thema in Fragen des Sports (letztes Jahr siegte das deutsche Pferd Protectionist beim Melbourne Cup), oder wir werden zum FC Bayern München oder sogar zum FC St. Pauli befragt, früher auch zu Michael Schumacher. Diesmal aber stand, höchst ungewöhnlich für Australien, eine politische Frage im Vordergrund. Die Frage nach der ‚Willkommenskultur’ der Kanzlerin und den Problemen von VW.“
In Australien wäre Angela Merkel schnell weg vom Fenster
Wäre Angela Merkel nicht Kanzlerin in Deutschland, sondern Premierministerin in Australien, hätte sie dieses Amt mit ihrer Flüchtlingspolitik schnell verloren. So jedenfalls ist es dem weiteren Bericht von Abels zu entnehmen. Er schreibt: „Australier können nicht verstehen, dass ein Regierungschef irgendetwas Wichtiges ohne Zustimmung des Parlaments entscheidet. Ein Premierminister ist ruck zuck ‚weg vom Fenster’, wenn er solches versucht. Das beste Beispiel ist aktuell die überraschende Ablösung von Premierminister Abbott durch Malcolm Turnbull von derselben Partei. Abbott versuchte ein Gesetz durchzubringen, dass es dem Staat erlauben würde, des Terrorismus verdächtigte Personen ohne Gerichtsverfahren die australische Staatsbürgerschaft zu entziehen und sie des Landes zu verweisen. Das war aber selbst mit seiner konservativen Partei (Liberals), die sonst stramm auf Antiterrorkurs ist, nicht zu machen. Als ihm schon in der Probeabstimmung der Fraktion eine Stimme fehlte, wählten ihn die Abgeordneten kurzerhand als Parteivorsitzenden ab und setzten Malcom Turnbull ein. Damit verlor Abbott auch den Posten des Premierministers, ohne dass das Parlament zustimmen musste.“
Kopfschütteln in Australien über das deutsche Parlament
„Die Aussies fragten mich verständnislos, was denn die deutsche Opposition im Parlament gegen Merkels Politik unternimmt. Ich musste ihnen leider umständlich erklären, dass es in Deutschland in einigen Politikbereichen keine Opposition mehr gibt, weil alle Parteien des deutschen Bundestages, zum Beispiel bei der Flüchtlingsfrage, einer Meinung sind. Aber auch die Presse, die in Deutschland nach dem Willen der Väter unserer Verfassung eigentlich als „vierte Gewalt“ außerhalb des Parlaments eine Kontrollfunktion ausüben sollte, habe sich selber einer Art Zensur unterworfen und verbreiten im Wesentlichen nur noch die Meinung der Regierung. Die Reaktion auf meinen Erklärungsversuch war erstauntes Kopfschütteln.“
Auch Australiens neuer Premier ändert die strenge Einwanderungspolitik nicht
„Die australischen Gutmenschen (ja, es gibt auch hier ein paar) hatten gehofft, dass sich mit dem Abgang des von ihnen verabscheuten erzkonservativen Tony Abbott auch die australische Einwanderungspolitik unter dem als liberaler geltenden Turnbull in Richtung auf europäische Verhältnisse ändern würde. Das aber war ein heftiger Trugschluss, denn Turnbull erklärte: ‚Die australische Einwanderungspolitik ist grausam (cruel), aber sie ist notwendig, erfolgreich und nach internationalem Recht auch zulässig.’ So einfach ist das hier ‚down under’. Aber gibt es denn einen größeren Erfolg für Australien, als dass in den letzten zwei Jahren während der konservativen Regierung kein einziger Flüchtling vor den australischen Küsten mehr ertrank, während zur Zeit der sozialistischen Vorgängerregierung (Rudd/Gillard) es etwa eintausend im Jahr waren.“
Lob für Deutschland zum Experimenterfolg in Greifswald für die Kernfusion
„Großes Lob für Deutschland gab es in der australischen Presse für das Gelingen des Versuchs in Greifswald für die Plasmaerzeugung als Vorstufe für einen Fusionsreaktor. Dass dabei auch etwas radioaktive Rückstände (Halbwertzeit etwa 100 Jahre und nur vergleichsweise geringe Mengen) anfallen werden, wurde nicht erwähnt, wogegen in der deutschen Presse sofort auf die Gefahren hingewiesen wurde, und die Grünen schon vorsorglich ihren Widerstand anmeldeten.“
Wie Australiens verfährt, die 12 000 Syrer aufzunehmen
„Australien wurde ausnahmsweise dafür gelobt – besonders auch von Herrn Juncker – dass es bereit ist, 12 000 Syrer aufzunehmen. Hört sich schön an, nur berichtet die deutsche Presse nicht, dass dies keineswegs bedeutet, es würden wahllos aus der Masse der Hunderttausenden 12 000 nach Australien geschickt. Nein, es bedeutet lediglich, dass Syrer, welche die australischen Einwanderungsbedingungen erfüllen, kommen dürfen, mit einer Obergrenze von 12 000. Weshalb sich die Europäer über diese australische ‚Großzügigkeit’ so freuen, bleibt schleierhaft, denn die erfahrenen australischen Einwanderungsexperten werden genau jene Syrer ‚herausfischen’, die Europa doch eigentlich haben will. Fachkräfte, Ärzte, Ingenieure usw. Manchmal kann man wirklich über die Einfalt von Presse und Politik nur staunen.“
Stipendien nur für Mathematik, Physik, Chemie oder Ingenieurwissenschaften
„Ein anderes Beispiel: Es gibt hier ein Programm ähnlich dem deutschen ‚Jugend forscht’. Gerade wurden die zehn Besten des Jahres unter großer medialer Begleitung vorgestellt. Den ersten Platz machte ein Schüler mit Migrationshintergrund, der erst vor drei Jahren eingewandert war. Er und alle anderen Preisträger hatten sich mit naturwissenschaftlichen Arbeiten profiliert, wobei die Jury erstaunlicherweise kein einziges Projekt prämierte, welches sich mit erneuerbaren Energien befasst. Die Preisträger haben durch ihren Erfolg u.a. ein Stipendium gewonnen. Stipendien werden hier hauptsächlich von Firmen oder privaten Stiftungen vergeben, aber vorrangig nur für Studien der Mathematik, Physik, Chemie oder der Ingenieurwissenschaften. Polito – oder andere ‚logen’ gehen dabei allesamt leer aus.“
Wenn Journalisten für Artikel fremde Gelder annehmen
„Über ‚Lügenpresse’ wurde in letzter Zeit viel geredet. Besonders, dass sich einige Journalisten wohlwollende Artikel von der Industrie haben bezahlen lassen, wurde behauptet. Um derlei zu verhindern wird in den australischen Zeitungen am Ende des Textes darauf hingewiesen, wenn Mittel angenommen wurden. So gab es vor einiger Zeit einen langen Artikel über den Plan, einen Milliardenauftrag für den Bau von 12 U-Booten an Deutschland, also ThyssenKrupp, zu vergeben. Der Autor Cameron Steward vom The Australian gab am Ende des Textes an, dass die Reise zu ThyssenKrupp in Kiel von dieser Firma bezahlt wurde. Darf man das Transparenz nennen? Wohlgemerkt, es war keine Anzeige, sondern ein ganz normaler redaktioneller Artikel.“
Alle sechs Monate werden die Spesenabrechnungen der Politiker veröffentlicht
„Uns war bisher beim Zeitungslesen noch nicht aufgefallen, dass alle sechs Monate veröffentlicht wird, welche Kosten die einzelnen Mandatsträger des Parlamentes und der Regierung für Kosten zur Erstattung eingereicht haben. Da kommen dann die Flug- und Reisekosten auf den Tisch der Öffentlichkeit, aber auch solche Kleinbeträge wie 25 Dollar des WA Senators der Grünen Scott Ludlam für das Buch ‚Women Write About Sex, Power and Violence’. Dass am nächsten Tag Leser in den ‚Letters to the Editor’ nachfragten, weshalb die Steuerzahler dieses Buch bezahlen müssten, konnte in Australien nicht ausbleiben.“
Wie Australien mit entlassenen Sexualstraftätern umgeht
„Mit unseren Reiseberichten versuchen wir ja auch unseren Lesern im Norden die gesellschaftlichen Unterschiede hier ‚down under’ zu veranschaulichen. Wir hatten früher schon mal darüber berichtet, dass man hier kein Problem damit hat, bei Straftaten Verdächtige mit vollem Namen und Foto in den Medien zu zeigen. Eine Steigerung dessen war nun in den Zeitungen zu lesen. Ein Sexualstraftäter der fünfzehn Jahre im Gefängnis gesessen hatte, kam nun, entgegen der Warnung der Sachverständigen, aus dem Gefängnis heraus – man konnte ihn aus rechtlichen Gründen nicht länger festhalten. Die Zeitungen zeigten sein Foto mit Adresse und warnten die Eltern, nun besonders auf ihre Kinder aufzupassen. Auch wurden Steckbriefe des Mannes in seiner Wohngegend aufgehängt.“
„Zum Abschluss des heutigen Reiseberichts noch ein aktueller australischer Witz über die US-Amerikaner: Als Ronald Reagan Präsident war, hatten sie Steve Jobs, Jonny Cash und Bob Hope. Das war eine gute Zeit. Heute mit Obama haben sie weder Jobs noch Cash noch Hope.“
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*) Wer ist Frank Abels? Er ist ein erfolgreicher mittelständischer Unternehmer. Er lebt jeweils ein halbes Jahr in Australien (Perth, Rockingham am Cockburn Sound) und das andere halbe Jahr in Deutschland (Munster, Lüneburger Heide), wo der Betrieb seiner Frank Abels Consulting & Technology GmbH (FAC) steht. Wer wissen will, womit sich das Unternehmen befasst, wird hier fündig: http://www.fac-gmbh.de/fac-gmbh.php Ich habe mit ihm abgesprochen, dass ich wiedergeben darf, was für die deutsche Allgemeinheit vielleicht von Interesse ist. Die Zwischenüberschriften sind von mir eingefügt. Seine bisherigen Berichte sind hier zu finden:
https://kpkrause.de/2015/03/08/das-problem-mit-moslems/
https://kpkrause.de/2014/12/01/die-graffiti-plage/
https://kpkrause.de/2014/11/22/trauern-anders/
https://kpkrause.de/2014/11/04/die-vorbeter-die-nachbeter/
https://kpkrause.de/2014/03/28/nicht-sonderlich-beliebt-amis-in-australien/
https://kpkrause.de/2014/03/09/wie-australien-mit-den-boat-people-verfahrt/
https://kpkrause.de/2014/02/20/subventionen-passe/
https://kpkrause.de/2013/11/26/drei-politische-schlaglichter-aus-australien/
https://kpkrause.de/2013/11/18/leute-entspannt-euch/
https://kpkrause.de/2013/11/13/wahlkampfthemen-mit-zugkraft/#more-3179
https://kpkrause.de/2013/09/10/bitte-abkupfern/
https://kpkrause.de/2013/08/03/auch-die-einwanderung-konnte-ein-wahlthema-sein/
https://kpkrause.de/2013/12/13/wie-man-ein-held-wird/#more-3282
https://kpkrause.de/2013/12/19/wenn-schnee-fehlt/
https://kpkrause.de/2013/12/30/chinas-riesen-getreidefarm-in-australien/