Manche Australier sind beunruhigt über die chinesischen Aktivitäten in ihrem Land / Sorge vor einem „Ausverkauf“ des Landes / Ein Bericht von vor Ort
China muss seine mehr als 1,3 Milliarden Menschen ernähren. Hierfür ist es auch auf den Import von Nahrungsmittel-Rohstoffen angewiesen, zum Beispiel auf den von Getreide, zum Beispiel den von australischem Weizen. Die letzte Weizenernte in Australien ist eine Rekordernte gewesen. Viel davon hat China abgenommen. Darüber hinaus will China Getreide im Ausland auch selbst als Nahrungsrohstoffe erzeugen und versucht daher, dort Agrarflächen zu erwerben. Dass geschieht außer in Afrika auch in Australien. Australische Farmer sind beunruhigt. Der deutsche Unternehmer Frank Abels vor Ort berichtet:*)
Die bisher beste Weizenernte
„Im vergangenen australischen Winter (Juni bis September 2013) regnete es in Westaustralien soviel wie seit fünfzig Jahren nicht mehr. Die Farmer waren begeistert, der Weizen schoss in ungewöhnliche Höhen, das Land war grün, und es wurde eine sehr gute Ernte erwartet. Und die kam dann auch, und zwar die beste seit Menschengedenken. Von den Sammelstellen im ganzen Wheat Belt (Weizenanbaugebiet südostwärts von Perth) wurden in der folgenden Erntekampagne mehr als 15 Millionen Tonnen Getreide zum CHB Getreidesilo und Terminal gesendet, das etwa fünf Kilometer von uns entfernt an der Küste liegt. Diese Anlage kann 4000 Tonnen pro Stunde aufnehmen und 5000 Tonnen pro Stunde auf die Schiffe verladen. Am 21. November wurde mit 78 700 Tonnen am Tag ein neuer Rekord aufgestellt.
Ein größeres Silo haben nur Russland und Kanada
Das Silo hat eine Lagerkapazität von 1,1 Millionen Tonnen Getreide und ist das größte der südlichen Halbkugel und das drittgrößte der Welt. (Nur Russland und Kanada haben ein größeres). Da während der diesjährigen Kampagne 15 Millionen Tonnen aufgenommen werden mussten, kam es zu erheblichen Engpässen beim Lagerraum. Die Schiffe wurden Tag und Nacht an dem Verladeterminal beladen und lagen vor der Anlage in einer „Schlange“ auf Reede bis sie zum Verladen abgerufen wurden. Und wohin gingen nun all die Schiffe? Natürlich nach China, welches offenbar eine schier unbegrenzte Aufnahmekapazität für Lebensmittel und das nötige Geld dafür hat. Die Chinesen, so liest man hier in den Zeitungen, befürchten Ernährungsprobleme, weil einerseits eine große Landflucht in die Städte eingesetzt hat, während andererseits die Bevölkerung weiter stark wächst. Daher beschränkt sich China nicht darauf, weltweit Getreide aufzukaufen, sie versuchen zunehmend in Afrika und Australien landwirtschaftliche Flächen zu erwerben.
Schon sechs Monate nach dem Erwerb fuhr China eine Rekordernte ein
So erregte hier in Westaustralien unlängst der Kauf einer Getreidefarm mit 85 000 Hektar Aufsehen. Da es schwer ist, hier gute Böden zu bekommen, begnügten sich die Chinesen mit Ackerboden zweiter Wahl und wollen ihn durch intensive Bewirtschaftung nutzen. Eine Sensation war, dass schon sechs Monate nach dem Erwerb diese Farm eine Rekordernte brachte. Mit modernsten Mitteln ging man vom ersten Tag an zu Werke. Für die kommende Ernte waren sofort auf dem Weltmarkt Erntemaschinen zu besorgen, was bei den üblichen Lieferzeiten nicht einfach ist. Dennoch standen pünktlich zu Beginn der Kampagne vier riesige New Holland CR 9090 (Stückpreis 580 000 Dollar) auf dem Hof, die je 800 Hektar am Tag schaffen. Der Ernteertrag lag zwar nur bei 2 Tonnen Weizen pro Hektar, war aber höher als erwartet.
Farmer fordern, Landverkäufe an China zu unterbinden
Australien ist heute vor allem als das Land der Rohstoffe bekannt, aber es ist noch nicht so lange her, daß der Export von landwirtschaftlichen Produkten (Weizen, Wolle, Schafe) das Hauptgeschäft im Export war. Daher spielen in der öffentlichen Diskussion und in den Medien landwirtschaftliche Themen noch immer eine große Rolle. Aus diesem Grund sind manche Australier wegen der chinesischen Aktivitäten beunruhigt und befürchten, dass eines Tages nicht mehr genug Lebensmittel für die Einheimischen vorhanden sind. Diese Leute, meist Farmer, forden daher von der Regierung den Ausverkauf Australiens an China zu unterbinden. An diesem Punkt hat der Premierminister Tony Abbot nun das Problem, die Farmer, die wohl seine treuesten Wähler sind, nicht zu verschrecken, aber auf der anderen Seite sein Wahlversprechen einzuhalten, den australischen Markt für den Welthandel weit zu öffnen. Mal sehen, wie er dieses Problem lösen wird.“
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*) Wer ist Frank Abels? Er ist ein erfolgreicher mittelständischer Unternehmer. Er lebt jeweils ein halbes Jahr in Australien (Perth, Rockingham am Cockburn Sound) und das andere halbe Jahr in Deutschland (Munster, Lüneburger Heide), wo der Betrieb seiner Frank Abels Consulting & Technology GmbH (FAC) steht. Wer wissen will, womit sich das Unternehmen befasst, wird hier fündig: http://www.fac-gmbh.de/fac-gmbh.php Privat schreibt Abels an Freunde, Verwandte und Bekannte regelmäßig Briefe, in denen er anschaulich das Leben in Australien und die Besonderheiten dort schildert. Seine bisherigen Berichte sind hier zu finden:
Die Zwischenüberschriften sind von mir eingefügt.
Ich habe einige Ihrer Berichte gelesen,besonders Australien ist beeindruckend. Bei den Berichten ueber den Landverkauf an auslaendische Investoren faellt mir das aufschlussreiche Buch „Landgrabbing“ wieder ein.
Meine Frau und ich kommen aus einem Dorf in der Naehe von Munster ( Winsen/Aller),sind seit April 2013 mit unserem Wohnnmobil auf Reisen duech Russland, Kasachstan, Mongolei, Japan,Neuseeland und seit 4 Monaten in Australien.Z. Zt auf dem Weg nach Broome und in ca, 6 Woche in Perth. Vielleichtahben wir ja Gelegenheit, Herrn Abels einmal kennen zu lernen.
mit besten Gruessen aus Westaustralien
Reiner und Christiane Wilke