Nicht sonderlich beliebt: Amis in Australien

Australier scheinen den Amerikanern und dem Amerikanischen nicht sonderlich gewogen zu sein. Sicher nicht alle Australier, aber doch wohl viele, zumindest die Älteren. Die Abneigung gilt der Amerikanisierung der Sprache und der Kultur – beobachtet in „down under“ von dem deutschen Unternehmer Frank Abels.*)

„Je länger man in einem Land lebt, umso mehr Eigenheiten und Details der Nation fängt man an zu durchschauen. Uns war schon lange aufgefallen, dass die US-Amerikaner offenbar in Australien nicht besonders beliebt sind. Wir hatten das zunächst dem auch in Europa in einigen Kreisen üblichen „US-bashing“ zugeordnet, mussten nun aber durch einige Erlebnisse erkennen, dass diese Aversion bei den „Aussies“ wohl etwas tiefer sitzt.

Werbekampagne in amerikanischem Englisch erfolglos

Darauf aufmerksam wurden wir bei einer Veranstaltung im Lions-Club durch den Vortrag des angereisten Governors, der über die Lions-Aktivitäten des vergangenen Jahres informierte. Dabei hörten wir, dass sich eine großangelegte Werbekampagne zur Anwerbung neuer Mitglieder als totaler Misserfolg herausstellte. Die von der Lions-Zentrale (Oak Brook, USA) gelieferten Videos brachten keinerlei Erfolg. Die US-Zentrale konnte das nicht verstehen, da das Werbematerial in USA sehr erfolgreich war. Es wurde ein Institut beauftragt herauszufinden, woran das lag. Deren Ergebnis: Die ganze Aufmachung und besonders die Sprache waren typisch für US-Werbung, was bei Australiern sofort auf krasse Ablehnung stößt. Auf der Grundlage dieser Erkenntnis wurden die Videos, bei praktisch gleicher Information, in australisches Englisch transponiert, und siehe da, schon bald stellte sich auch in Australien der Werbeerfolg ein.

In Kriegserinnerungen kommen die Amis schlechter weg als die Briten

Nun befragte ich Lions-Freunde aus dem Club, woran das liegen könne. Die Antworten waren sehr stark emotional. Allerdings war erkennbar, dass sich bei den Älteren die Kriegserfahrungen in das nationale Gedächtnis „eingebrannt“ hatten. Ein typisches Statement: „Die Briten haben uns zwar in Galipolli (1915) verheizt, aber sie waren als Soldaten immer tapfer (brave) und Gentlemen.“ Oder: „Die US-Amerikaner haben uns in Korea und Vietnam oft im Stich gelassen und sich besonders in Vietnam häufig als Feiglinge (cowards) gezeigt. Sie blieben uns in ihrem Auftreten (behaviour) und ihrer Angeberei (highfalutin) immer fremd.“

Zwei Beispiele für negative Einflüsse des Amerikanischen

Der Zufall wollte es nun, dass eine Woche nach diesem Gespräch in der West Australian ein Artikel stand, der sich ausführlich mit den negativen Einflüssen des Amerikanischen auf Sprache und Kultur der Australier befasste. Der Autor machte das zunächst an der auch in Deutschland seit langem verbreiteten Unsitte des „give-me-five“-Händeklatschens fest. Dieses typische Unterschichtverhalten (underclass) kommt aus dem US-Baseball und hat sich leider unter den Jugendlichen und einigen Sportarten verbreitet. Aus der gleichen Ecke kommt das bei Jugendlichen verbreitete Tragen der US-Baseball-Mützen, die schon bei normaler Trageweise verglichen mit dem früher üblichen Strohhut, unelegant (illegantly) wirken, besonders aber wenn die Mützen aus unerfindlichen Gründen mit dem Schirm nach hinten, oder sogar zur Seite getragen werden.

Was Autor Abels beim Sport in Australien von heute gar nicht schätzt

Der Autor empfindet es als unsportlich, ja unfair, wenn bei einem Sieg die Matadore wie irre durch das Stadion rasen und mit jedem „give me five“ austauschen. Noch schlimmer findet er, wenn sich die Mannschaften zu einem Ringelrein verbinden und durch das Stadion tanzen und die Unterlegenen als „loser“ verunglimpfen. Zusammenfassend sagt er: ‘Australian sports stars were once known for their grace, dignity and humility in victory, which also conveyed a sense of respect for their opponents’ (Erfolgreiche australische Sportler waren einst wegen ihrer Anmut, Würde und Bescheidenheit im Siegen bekannt und dafür, dass sie immer Respekt für ihre Gegner zum Ausdruck brachten).

Eine Karikatur gegen amerikanische Anglizismen

Auf einer Karikatur von Alston zu diesem Artikel (siehe hier) wird seine Klage deutlich. Links zwei Herren mit Hut schütteln sich die Hand. Damals : ‚Congratulations Cobber!’ (Glückwunsch Kamerad). ‚Thanks Mate’ (Danke Kumpel). Rechts zwei Burschen mit verkehrt herum sitzender Baseballmütze und Handy klatschen die Hände. Heute: ‚Yo, Buddy!’ (Jawoll Kumpel, in US-Englisch) . ‚Yo, Bro!’ (Jawoll Kumpel, in US-Englisch). Man kann also erkennen, dass nicht nur die Deutschen mit den oft beklagten Anglizismen ein Problem haben, sondern sich auch Nationen des angelsächsischen Sprachraums der Amerikanisierung ihrer Sprache und Kultur zu erwehren versuchen.“

Deutscher Feuerwehr-Orden, ausgehändigt in Perth

In der letzten Woche stand in der Böhme-Zeitung auf der ersten Seite ein Artikel über Katrin Brockmann aus Wietzendorf. Sie hat hier in Perth einen Feuerwehrorden erhalten, den sie für den Fluteinsatz in Niedersachsen bekam. Da sie für ein Jahr in Perth als au pair arbeitet, wurde ihr der Orden auf Wunsch der Wietzendorfer Feuerwehr von der hiesigen Feuerwehr ausgehändigt. Kathrin war vor einiger Zeit auch bei uns als Gast. So klein ist die Welt.“

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*) Wer ist Frank Abels? Er ist ein erfolgreicher mittelständischer Unternehmer. Er lebt jeweils ein halbes Jahr in Australien (Perth, Rockingham am Cockburn Sound) und das andere halbe Jahr in Deutschland (Munster, Lüneburger Heide), wo der Betrieb seiner Frank Abels Consulting & Technology GmbH (FAC) steht. Wer wissen will, womit sich das Unternehmen befasst, wird hier fündig: http://www.fac-gmbh.de/fac-gmbh.php Privat schreibt Abels an Freunde, Verwandte und Bekannte regelmäßig Briefe, in denen er anschaulich das Leben in Australien und die Besonderheiten dort schildert. Seine bisherigen Berichte sind hier zu finden:
https://kpkrause.de/2014/03/09/wie-australien-mit-den-boat-people-verfahrt/
https://kpkrause.de/2014/02/20/subventionen-passe/
https://kpkrause.de/2013/12/30/chinas-riesen-getreidefarm-in-australien/
https://kpkrause.de/2013/12/19/wenn-schnee-fehlt/
https://kpkrause.de/2013/12/13/wie-man-ein-held-wird/#more-3282
https://kpkrause.de/2013/11/26/drei-politische-schlaglichter-aus-australien/
https://kpkrause.de/2013/11/18/leute-entspannt-euch/
https://kpkrause.de/2013/11/13/wahlkampfthemen-mit-zugkraft/#more-3179
https://kpkrause.de/2013/09/10/bitte-abkupfern/
https://kpkrause.de/2013/08/03/auch-die-einwanderung-konnte-ein-wahlthema-sein/
Alle Zwischenüberschriften in Abels Text sind von mir eingefügt.

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