Der Kampf der Mainstream-Medien gegen den frisch gewählten amerikanischen Präsidenten geht weiter – Sie haben verloren, und das mögen sie nicht – Nix da mit der Meinung anderer und mit notwendiger Meinungsvielfalt
Gegen Trump verloren haben auch die Mainstream-Medien – besonders die der Gattung links, grün, woke. Das mögen die nicht. Sie fühlen sich Trump weit überlegen. Ihr Kampf gegen ihn geht natürlich weiter. Mit seinem klaren Sieg, mit der Mehrheit im Senat und der damit verbundenen Machtfülle habe er „das Mandat, seine Holzhammer-Politik fortzusetzen“, kommentiert Eva Quadbeck (RND) in meinem Regionalblatt. Und weiter im Überlegenheitsrausch: „Alarmierend ist Trumps prahlerische Ankündigung, den Ukraine-Krieg binnen Tagen zu beenden. Es wird ein hartes Stück Arbeit für den neuen Nato-Generalsekretär Mark Rutte, dem künftigen US-Präsidenten zu erklären, dass in der Ukraine das freiheitliche westliche Lebensmodell verteidigt wird.“ Bitter ist für Eva Quadbeck auch „die Botschaft dieser US-Wahl, dass selbst eine niederträchtige, teils abstoßende Rhetorik des Kandidaten Trump die Wähler nicht abgeschreckt hat. Auch wenn manch einer sein Kreuz mit zugehaltener Nase gemacht haben mag …“
Putschist, Lügner, Faschist, sexistische Ausfälle, Macho-Gehabe, Rachefeldzug gegen den Rechtsstaat …
Auf Seite 3 meiner regionalen Zeitung*) setzt sich die medial übliche Einrahmung (das „Framing“) Trumps mit den bekannten Vorwürfen fort: Dem „Mann, der einen Putsch anzettelte, jahrelang über das Ergebnis der letzten Wahl log, wegen Betruges und sexueller Nötigung verurteilt wurde und von den wichtigsten Vertrauten seiner ersten Regierung inzwischen als gefährlicher ‚Faschist‘ bezeichnet wird,“ sei „ein unglaubliches Comeback gelungen“. Und er werde „dank einer klaren Mehrheit zumindest im Senat und eines auf seinen Kurs gebrachten Obersten Gerichtshofs eine fast unbeschränkte Machtfülle genießen“. Noch bis kurz vorm Wahltag hätten im Harris-Wahllager volle Veranstaltungshallen und „sexistische Ausfälle Trumps bei dessen jüngsten Auftritten“ die Zuversicht gestärkt. Und: „Trump konnte mit seinem derben Macho-Gehabe viele Männer begeistern.“ Und auch dies glaubt der Bericht von Trump erwarten zu können: „Mit der neuen Mehrheit im Senat kann er überall im Land willfährige Richter ernennen, Demokraten-Politiker verfolgen lassen und den Supreme Court für Jahrzehnte auf seinen ultrarechten Kurs bringen. Perfekter hätte sein Rachefeldzug gegen den Rechtsstaat nicht werden können.“ Damit wird unterstellt, er habe den Feldzug schon begonnen.
Nix da mit der Meinung anderer und mit notwendiger Meinungsvielfalt
Eine Seite weiter titelt das Blatt über fünf Spalten „Europas Albtraum wird Realität. In den Hauptstädten der EU herrschen Entsetzen und Bestürzung über die neue Präsidentschaft von Donald Trump“. Es unterstellt damit, ganz Europa oder zumindest die ganze EU denke wie es selbst und habe vor einem Wahlsieg Trumps gebibbert wie vor Eiseskälte im Schneesturm mit nur Freizeitbekleidung. Die von ihm gehätschelte Truppe von Links-Grün-Woke, die sich in der Mehrheit wähnt – sei es bei der Bevölkerung, sei es nur bei den Regierenden – bildet sich in ihrer Überheblichkeit, in ihrer ideologiebedingten Realitätsferne, in ihrem Überlegenheitswahn tatsächlich ein, das einzig „Gute“ zu verkörpern. Nix da mit der Meinung anderer und mit notwendiger Meinungsvielfalt. Gibt es denn nicht andere, die davor gebibbert haben, dass Kamala Harris obsiegt, und die Trumps Wiederauferstehen, bei allen seinen Schwächen, geradezu herbeigesehnt haben? Das kann sich das Blatt offensichtlich gar nicht mehr vorstellen. Es macht sich mit den politischen Vorstellungen einer lauten und medial verstärkten Minderheit gemein, ohne auch nur im Traum an solche seiner Leser zu denken, die in einer ganz anderen politischen und kulturellen Welt zuhause sind. Immerhin erinnert es sich dann noch an einen gewissen Herrn Orbán, den „Rechtspopulisten“ aus Ungarn, der sich über Donald Trumps Erdrutschsieg riesig gefreut hat, der aber mit dieser Freude, so müsste hinzufügen sein, nicht der einzige ist.
Harris ist an sich selbst gescheitert, nicht durch Russlands „Einmischung“ in den Wahlkampf
Großes Putin-Foto und die Überschrift „Russen mischten im US-Wahlkampf mit“ sehen ganz danach aus, als wolle meine Regionalzeitung ihren Lesern nahebringen, Russland habe an der Harris-Niederlage mitwirkt, Harris habe also auch durch dessen Einmischung verloren. Aber die Kommentare zur Person Kamala Harris und ihren Wahlkampfauftritten fallen selbst aus dem eigenen Lager derart niederschmetternd aus, dass man feststellen darf: Harris ist an einem bestimmt nicht gescheitert: an Russlands Einmischung in den Wahlkampf, worin die auch immer bestanden haben mag. Sie ist an sich selbst gescheitert und daran, dass sie sich als Marionette der hintergründigen Machtzirkel zur Verfügung gestellt hat. Im Übrigen: Dass sich Großmächte in die Wahlen anderer Staaten aus politischen Eigeninteressen einmischen und diese zu beeinflussen versuchen, ist ganz normal, wenn auch nicht schön. Aber die USA tun das natürlich ebenfalls und zum Beispiel mit inszenierten Massendemonstrationen und Aufständen besonders massiv. Das blendet der Bericht aus.
Mit Trump düstere Aussichten für die Ukraine? Wirklich?
In einem weiteren, einem sechsspaltigen Bericht vermittelt das Regionalblatt seinen Lesern „Düstere Aussichten für die Ukraine“. Damit meint sein Autor, dass die USA unter Trump ihre militärische Unterstützung für die Ukraine zurückfahren und dass Trump mehrmals versprochen hat, den Ukraine-Krieg gleich zu Beginn seiner zweiten Amtszeit zu beenden. Trump will also den Zerstörungen und dem gegenseitigen Abschlachten ein Ende machen und Frieden herstellen. Sind das für die Ukraine und ihre Menschen düstere Aussichten? Man kann es nämlich auch ganz anders sehen. Wenn man die Vorgeschichte des Krieges kennt und berücksichtigt (siehe u.a. hier) sowie zugunsten des Friedens eintritt (siehe hier), muss man es ganz anders sehen. Entscheidend ist dabei nicht, wer den ersten Schuss abgegeben hat, sondern was den ersten Schüssen vorausgegangen ist (Gerd Schultze-Rhonhoff). Dazu gehört zu wissen, dass der Ukraine-Krieg für die USA ein Riesengeschäft ist (siehe hier).
Queere US-Bürger in Lübeck angeblich „am Boden zerstört“
Selbst in ihrem Lokalteil ist meine Regionalzeitung um düstere Aussichten für den Trump-Wahlerfolg bemüht. Den vierspaltigen Bericht dort hat die Redaktion mit der Überschrift versehen „Trump-Sieg: Queere US-Bürger in Lübeck am Boden zerstört“. Dazu die Unterzeile: „Sie fürchten um ihre Rechte und haben Angst, in ihr Heimatland zurückzukehren“. Darunter liest man, bei den US-Amerikanern in Lübeck, die zuvor für Harris geworben hätten, breche eine Welt zusammen. „Tief enttäuscht sitzt Demokratin Cynthia Walther (56) in ihrem Lübecker Büro. Die Tränen kann sie kaum zurückhalten. ‚Ich bin so traurig“, sagt sie entschuldigend.“ Sie habe „das Gefühl, ich bin in einem Science-Fiction-Film“.
„Jetzt sind ihm alle hörig.“ Angst, in die USA zurückzukehren
Der Lokalbericht zitiert auch Sam Schwarz (30), einen Mitstreiter von Cynthia Walther bei den Democrats Abroad in Lübeck: 2016, als Trump das erste Mal gewählt worden sei, habe er noch „vernünftige Leute“ um sich gehabt. „Jetzt sind ihm alle hörig.“ Es sei nicht auszudenken, auf welche Ideen er kommen werde. „Er wollte Wirbelstürme mit Nuklearwaffen bekämpfen.“ Die Redaktion merkt korrigierend immerhin an: „Trump selbst hatte diese Aussage als ‚Fake News‘ bezeichnet.“ Ferner zitiert sie Lindsey Sonnefeldt, die ebenfalls bei den Lübecker Democrats Abroad mitmacht: „Sie habe Angst, in die USA zurückzukehren“, schreibt das Blatt und gibt von ihr dies wieder: „Wenn Abtreibung verboten wird, bleibe ich definitiv in Deutschland.“
Sorge um die queeren Landsleute
Oder eine andere aus der Abroad-Gruppe, die nur als „Justine“ vorgestellt wird: Diese sorge sich „um ihre – wie sie – queeren Landsleute und befürchte „Weihnachten wird wohl der letzte Besuch zu Hause für eine lange Zeit sein“. Oder die Deutsch-Amerikanerin Sabine Kösling-Schröder (63), die „bestürzt“ feststelle: „Das Repräsentantenhaus haben die Republikaner auch gewonnen, und damit kann Trump all seine Macht ausnutzen. Die Demokraten haben kaum noch Einfluss.“ Sie sieht darin eine „absolute Katastrophe“.
Ein Trump-Befürworter kommt immerhin auch zu Wort
Am Ende lässt die Redaktion immerhin eine Gegenstimme zu Wort kommen, die von Jamie Dale (34), der aus dem kalifornischen San Diego stammt: „Donald Trump ist nicht so schlecht, wie er gemacht wird.“ Er habe den Nerv vieler Amerikaner getroffen. „Ich glaube, dass er eine gute Wahl ist und die großen Probleme des Landes lösen kann.“
Darüber allerdings, dass Lübecks queere US-Bürger ob Trumps Sieg „am Boden zerstört“ sind, findet sich in dem Bericht kein Satz, kein Wort. Diese Überschrift ist reine Erfindung.
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*) Lübecker Nachrichten vom 7. November 2024 (Seite 2, 3, 4, 5 und 12)