Habeck als Satire-Lieferant

Fundsache

Das wird Robert Habeck so schnell wohl nicht wieder los. Seit sich der Bundeswirtschaftsminister im Fernsehgespräch mit Moderatorin Sandra Maischberger so blamiert hat*), will der Spott kein Ende nehmen. Er hatte sich gewunden, um nicht einräumen zu müssen, dass bei den deutschen Unternehmen eine Insolvenzwelle heranrollt. Er könne sich aber vorstellen, dass vielleicht bestimmte Branchen und Geschäfte einfach erst mal aufhören zu produzieren und zu verkaufen, seien dann nicht aber automatisch insolvent. Insgesamt geriet das ziemlich grotesk. Die Volksbank Mittelhessen griff das satirisch auf und ließ bei Linkedin mit dem Titel „Finanztipp der Woche“ den Spruch los  „Das ist keine Inflation, das Geld ist nur weniger wert“. Im Internet kursieren zur Kompetenz der Grünen inzwischen ähnliche Scherzsprüche, um sich über Habeck und seine Partei Die Grünen lustig zu machen. Hier („Grüne Lebensweisheiten“) ist ein solcher Netzfund:

Für das Erfinden ähnlich lustig-absurder Feststellungen ist derweilen das Wort „habecken“ entstanden. Phantasiebegabte der Netz-Community lassen ihrer Spottlust freien Lauf und habecken munter drauf los:

  • Wir haben keinen Strommangel; das Licht ruht sich nur aus.
  • Die Bahn hat keine Verspätung; die Fahrt dauert nur etwas länger.
  • Sie sind nicht gefeuert; Ihre Berufstätigkeit ruht nur.
  • Die Oma ist gar nicht tot; sie atmet nur nicht mehr.
  • Ihr Bäcker ist nicht pleite; er kann nur nicht mehr produzieren und verkaufen.
  • Olaf Scholz hat nichts vergessen; er kann sich nur nicht erinnern.
  • Das Bier auf dem Oktoberfest ist gar nicht teurer geworden; die Maß ist nur kleiner.

Haben Habeck und Die Grünen das verdient? Haben sie. Die Redaktion der Online-Zeitung Die Freie Welt kommentierte: „Habeck hat alles dafür getan, dass die Energiepreise hoch bleiben und weiter steigen. Das beweist seine sture Verweigerungshaltung in der Frage der Laufzeitverlängerungen. Mehr Knüppel kann man den heimischen Unternehmen nicht zwischen die Beine werfen. Wenn nun ganze mittelständische Branchen wie das Bäckerhandwerk zusammenzubrechen drohen, darf man das als verantwortlicher Minister nicht damit abtun, die Betriebe würden vielleicht lediglich vorübergehend die Produktion einstellen. Dieses Verharmlosen und Kleinreden ist wirklich atemberaubend angesichts der existenziellen Bedrohung für immer mehr Unternehmen.“ (Der ganze Kommentar hier).

Für die FAZ ist Habeck unversehens ein „Strauchelnder Liebling“

Unter dieser Überschrift war zu lesen: „Robert Habeck kämpft. Gegen die Annahme, dass er, auf den es als Wirtschaftsminister jetzt besonders ankommt, der Krise nicht gewachsen ist. Gegen die Einschätzung, er könne nur schönreden, aber kenne sich im Zweifelsfall mit der trockenen Materie nicht richtig aus, die ein Minister in seinem Ressort beherrschen muss. Er kämpft auch dagegen, dass er, der einzige grüne Minister mit Regierungserfahrung, am Ende doch ein Philosoph und Schriftsteller sei, der zwar die Herzen linksliberaler Wählerinnen und Wähler erreicht, aber eben kein echter Politiker.“

Bisher nicht viel vorgelegt und dann noch der Unmut über seine Gasumlage

Die FAZ weiter: „In der Talkshow ‚Maischberger‘ hatte der Minister davon gesprochen, dass manche Betriebe in der Energiekrise nicht automatisch insolvent werden würden, „aber sie hören vielleicht auf, zu verkaufen“. Dass er Blumenläden, Bioläden und Bäckereien als Beispiel nannte, führte dazu, dass sich Spott und Häme über ihn ergossen. Denn ein Bäcker, der kein Brot und keine Brötchen mehr verkauft, ist eben schnell pleite. Die etwas unglückliche Bemerkung in einer Talkshow war nur eine Petitesse. Manche Beobachter fühlen sich aber an den Wahlkampf im vergangenen Jahr erinnert, als Habeck die Rolle der Finanzaufsicht Bafin nicht kannte. Der Grund für die gegenwärtige Krise des beliebtesten Politikers des Landes liegt allerdings tiefer: Habeck muss Lösungen präsentieren, um die deutsche Wirtschaft vor einer tiefen Rezession zu schützen. Ob das möglich sein wird, ist ungewiss. Man kann aber feststellen, dass er dazu bisher nicht viel vorgelegt hat. … Unmut hatte Habeck schon zuvor erzeugt, etwa durch seine unter Zeitdruck entworfene Gasumlage. Dabei hatte er übersehen, dass auch wirtschaftlich solvente Gasimporteure von der Abgabe für private Haushalte und die Industrie profitieren können.“ (FAZ vom 9. September 2022, Seite 2).

Die Beliebtheitswerte des Ministers Habeck sind abgestürzt (hier).

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*) Es ging in dem Gespräch am 6. September um Fragen rum eine drohende Insolvenzwelle, auch bei Bäckern. Frau Maischberger fragte „Rechnen Sie mit einer Insolvenzwelle am Ende des Winters?“ Habeck: „Nein, das tue ich nicht.“  Er könne sich aber vorstellen, dass bestimmte Branchen und Geschäfte einfach erst mal aufhören zu produzieren und zu verkaufen. Einwurf Maischberger: „Wenn ich zwei Monate  nichts verkaufe, dann muss ich Insolvenz anmelden.“ Habeck; „Man würde dann insolvent werden, wenn man mit der Arbeit immer größeres Minus macht.“ Es müsse nicht automatisch eine Insolvenzwelle geben, aber es könne sein, dass sich bestimmte Geschäfte nicht mehr rentierten. Maischberger fasst Habecks Herumgeeiere mit feinem ironischen Lächeln so zusammen: „Die sind dann pleite, aber nicht insolvent. Ich hab‘ das Gefühl, die richtige Antwort ist da noch nicht gefallen bei Ihnen.“ Dieser Teil des Gespräch hier von Minute 19.31 an und von Minute 41.06 an hier.

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