Warum Sport untersagt werden müsste

Jedenfalls eigentlich, denn Sportler atmen mindestens zehnmal so viel CO2 aus wie Sportmuffel, und das verträgt sich ganz schlecht mit der Klimaschutzpolitik

Im Bundestagswahlkampf verschickt Friedrich Merz (CDU) an Wähler #MerzMails. Eine mit der Nummer 56 hat auch den Nuklearphysiker Urban Cleve*) erreicht. In dieser Mail nimmt sich Merz die Grünen vor, darunter deren Vorschläge für ein „Klimaschutz-Sofortprogramm“, dessen zentraler Bestandteil ein „Klimaschutz-Ministerium“ mit Veto-Recht innerhalb der Bundesregierung ist. Bekanntlich setzt sich die CDU für den (vorgeblichen) Klimaschutz seit vielen Jahren nicht minder heftig ein als die Grünen. Ebenso bekanntlich wollen CDU und Grüne das Klima dadurch schützen, dass sie das Kohlendioxid (CO2) fossiler Energieträger aus der Stromerzeugung und aus anderen Industriebereichen verbannen wollen. Als bekanntes Wissen ebenfalls voraussetzen darf man, dass nicht nur besagte Industrie CO2 emittiert, sondern dass dies auch alle Säugetiere und alle acht Milliarden Menschen tun.  Vulkane und anderes übrigens auch. Physiker Cleve weiß das natürlich, aber Merz und die CDU wissen es wohl nicht. Oder wollen es nicht wissen. Daher möchte Cleve von Merz eine Frage beantwortet haben.

„Wann und wie wollen Sie diesen Quatsch zu den Akten legen?“

Am 6. August schrieb Cleve an Merz, um ihm einmal „den Unterschied zwischen CO2  aus unseren Lungen und dem CO2  in den Abgasen vor Kohlekraftwerken und Kraftfahrzeugen zu erläutern“, denn  auf seine Bitte an die gesamte Bundesregierung und Kanzlerkandidaten habe er dazu nichts von ihnen gehört. „Alle“, so Cleve, „hätten antworten müssen, dass es keinen gibt. Die Konsequenz  aus dieser nicht widerlegbaren Antwort kann dann nur sein, dass die gesamte CO2-Diskussion mit Verunglimpfung des CO2 zum ‚Treibhausgas‘  damit die wissenschaftliche Grundlage entzogen ist.“ Wann endlich erkenne die CDU, dass es hier um die Existenz der deutschen Wirtschaft gehe. Cleves direkte Frage an Merz: „Wann und wie wollen Sie/CDU diesen Quatsch zu den Akten legen, um Billionen an Steuergeldern nicht zu verschwenden?“

Sporttreibende emittieren mindestens zehnmal so viel CO2 wie Sportmuffel

Später am gleichen Tag kam Cleve auf einen wunderbar grotesken Gedanken. Der Anstoß dazu war aus einer Mail-Korrespondenz entstanden. „Lieber Herr  Cleve“, hatte der Mail-Partner geschrieben, der Mensch atmet, ohne sportliche Anstrengung, rund 2 Liter CO2 mit der Umgebungsluft (0,04 %) ein und rund  20 Liter  CO2 (0,4 %) pro Stunde aus. Das sind 175.200 Liter im Jahr oder 175,2 Kubikmeter oder rund 343 Kilogramm pro Jahr. Als kürzlich mein Onkel gestorben war, konnte ich wieder Sport treiben, denn sportliche Betätigung erhöht das Atemvolumen um mindestens das Doppelte bis zum Zehnfachen.“

32 Millionen Liter menschliches CO2 an bloß einem Abend in bloß einem Fußballstadion

Cleve schrieb zurück: „Lieber Herr …., wenn Sie jetzt überlegen, das alle Menschen, die Sport treiben einen je nach Leistung 10- bis 30-fach so hohen CO2-Ausstoß haben, liegt die Vermutung nahe, dass man bald den Sport in allen Ländern untersagen muss, denn wenn man dies zunächst einmal überschlägig ausrechnet, wird die erhöhte CO2-Produktion aller Millionen von Sportlern erheblich höher sein, als der CO2-Ausstoß der Industrie. Hierzu beispielsweise im BVB-Stadion**) mit 80 000 Zuschauern, beim  Mitfiebern, erhöht sich die CO2-Produktion aus allen Kehlen mindestens um den Faktor 10. Nach überschlägiger Rechnung sind das dann 32.000.000 Liter CO2 an einem Fußballabend in einem einzigen Stadion.“

Aber den Sport wegen „Klimaschutz“ untersagen ist ebenso Blödsinn wie dieser „Klimaschutz“ überhaupt

Cleve wundert sich, dass auf diese Rechnung noch kein „grüner“ Sportfreund gekommen sei, um allen Menschen die Ausübung von Sport zu untersagen. Das könne er allerdings auch nicht, weil er dann allen Menschen den Blödsinn einer CO2Treibhausgasthese vor Augen führen und sich damit selbst der Lächerlichkeit preisgeben würde. Was Cleve vermitteln will, lautet: Anthropogen ist nicht nur das CO2, das die Industrie emittiert, sondern auch das, was die Menschen ausatmen. Worüber er sich gar nicht wundert, ist, „dass viele Menschen das nicht verstehen“. Ein Musterbeispiel dafür sei sein Erlebnis im Westfälischen Industrieclub (WIC) in Dortmund: „Dort hielt der Vorstandsitzendes eines führenden NRW- Wirtschaftsforschungsinstitutes, das nach seinen Angaben die Bundesregierung berät, einen Vortrag und erwähnte dabei den ‚Dreck‘ aus Kohlekraftwerken. Ich habe ihm erwidert, dass ich Geschäftsführer einer Firma war, die Abgasreinigungsanlagen für Kraftwerke gebaut hat, und in Abgasen war dann kaum noch ‚Dreck‘ messbar. Er antwortete mir, dass er den ‚CO2-Dreck‘ meine. Daraufhin stellte ich ihm unter dem Geraune der Anwesenden die Frage, ob er mit dem CO2-Dreck aus seiner Lunge gerade den Raum des WIC verdreckt habe. Die Diskussion wurde abgebrochen. Dies zeigt, dass er nicht wusste, dass er CO2 ausatmet, aber er berät als Wissenschaftler die Bundesregierung.“  Sinn dagegen macht eine ganz andere Art von Klimaschutz: Die Erde braucht wieder mehr Grün. Siehe dazu meinen Beitrag vom 24. Juli 2019 Klimaschutz geht ganz anders.

Die CO2-Besteuerung als GdU (= der Größte denkbare Unfug)

Cleve in seinem Antwortschreiben abschließend: „Der größte denkbare Unfug (GdU) aber ist es, das Abgas aus der Industrie zu besteuern, das aus den Lungen der Menschen ausgeatmete CO2 aber nicht. Das ist dann nicht nur Fahrlässigkeit, sondern Dummheit in nicht erahnbarer Größe. Dieser ‚GdU‘ hat aber erheblich schlimmere Auswirkungen als ein ‚GaU‘ in einem Kernkraftwerk.“ Die Abkürzung GaU (oder auch GAU) steht bekanntlich für „größter anzunehmender Unfall“.

Zurück zur Frage an Merz

Ob Merz antworten wird? Wenn ja, wird man sich daran delektieren können, wie er wohl versuchen wird, sich herauszuwinden. Denn die Klimaschutzpolitik, der sich auch die CDU verschrieben hat, darf er natürlich nicht in die Tonne hauen.

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*)  Dr.-Ing. Urban Cleve ist Nuklearphysiker und war Leiter der Hauptabteilung Technik in der BBC/Krupp Reaktorbau GmbH. Er hat mitgewirkt an der Kernforschungsanlage und am Bau des AVR-Versuchsreaktors in Jülich. Über Jahre hin forderte er führende Politiker immer wieder auf, über die Kernkraftwerke sachlich aufzuklären und zu diskutieren, statt die Emotionen gegen sie schüren zu helfen. Vergeblich. Was Angela Merkel 2015, bezogen auf das von einer Seebeben-Monsterwelle ausgelöste Unglück in Fukushima, in  Deutschland angerichtet hat (Zerstörung aller Kernkraftwerke), scheint unheilbar zu sein

**)  BVB ist das Kürzel vom Ballspiel-Verein Borussia.

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2 Kommentare zu „Warum Sport untersagt werden müsste“

  1. M.Mn. nach werden zwei wichtige Aspekte bei der antropogenen Beeinflussung des Klimas immer noch nicht beachtet – oder eher schamhaft verschwiegen:
    1. klimatische Folgen der Globalisierung, d.h. Produktion dort, wo es am Billigsten (und wohl auch am Schmutzigsten) ist,
    2. globale Überbevölkerung (jedes Jahr ~ +300 Mio., ständig steigender Ressourcenverbrauch)
    Da kann man sich in der wohlhabenden Welt noch soviel selbst kasteien und Verzicht üben / Zusatzsteuern erheben. Da ist nichts mehr aufzuhalten oder gar zurück zu drehen.

  2. „Am 6. August schrieb Cleve an Merz, um ihm einmal „den Unterschied zwischen CO2 aus unseren Lungen und dem CO2 in den Abgasen vor Kohlekraftwerken und Kraftfahrzeugen zu erläutern“, denn auf seine Bitte an die gesamte Bundesregierung und Kanzlerkandidaten habe er dazu nichts von ihnen gehört. „Alle“, so Cleve, „hätten antworten müssen, dass es keinen gibt.“

    Ich empfehle ihnen sich mit Naturwissenschaften zu beschäftigen, dann wüssten Sie das es sehr wohl einen Unterschied gibt, nämlich im Anteil der verschiedenen C-Isotope, auf welchen z.B. die Altersbestimmung mit der Radiocarbonmethode beruht:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Radiokarbonmethode

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