F u n d s a c h e
„(Heiner) Geissler war für die CDU eine Katastrophe. Merkel war aber – nach meiner Meinung – für ganz Deutschland eine Katastrophe, an der ich peinlicherweise, weil ich es lange nicht wahrhaben wollte, persönlich mitgewirkt habe. Sie hat das Land um seine Zukunft gebracht. Sie hat Deutschland den Stecker gezogen, indem sie die Energiebasis ruiniert hat. Sie hat die Bundeswehr zerstört. Sie hat die Stabilitätskriterien des Euro vom Tisch gewischt. Sie hat die defizitäre Entwicklung in unserem Solidarsystem nicht gestoppt. Sie hat die Infrastruktur zerbröseln lassen. Sie hat die Spaltung innerhalb der EU vorangetrieben, indem sie die Osteuropäer und den Westen immer weiter auseinandergetrieben hat. Sie hat auch ihren Anteil am Ausstieg des Vereinigten Königreichs aus der EU und ist in hohem Masse mitverantwortlich für den Ukraine-Krieg.“
Arnold Vaatz, ehemaliger stellvertretender Vorsitzender der CDU-Fraktion im Bundestag, im Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) vom 5. August 2023 (hier).
Der CDU-Politiker und frühere Bürgerrechtler in der DDR Vaatz ist unter Politikern als eine ehrliche Haut und mit seiner offenen Art eine eher seltene Erscheinung. Bekannt für seine umunwundenen, klaren Äußerungen und scharfsinnigen Feststellungen spricht er mannhaft aus, was andere seiner Zunft nicht wagen zu tun, allenfalls nur denken. Er hat Mut, ist klug und begabt mit analytischen Verstand, auch wenn ihn das nicht davor bewahrt hat, die Katastrophe nicht hatte wahrhaben zu wollen, aber nun ehrenhaft bekennt, dass es ihm peinlich ist, an ihr mitgewirkt zu haben. Dabei hätten andere Politiker in seiner CDU und in den anderen Altparteien eine solche öffentlich bekennende Einsicht weitaus nötiger.
„Deutschland ist eine Diktatur von Sprachregelungen“
Vaatz nimmt im Interview als CDU-Mitglied auch sonst kein Blatt vor den Mund. So sagt er: „Sobald Sie in puncto Kernkraft, Einwanderung, Corona-Impfung oder Klima nicht dem Mainstream folgen, sind Sie ein Rechter, werden aus der medialen Relevanzzone entfernt und mundtot gemacht.“ Als die NZZ daraufhin meint „Das klingt so, als ob Deutschland kein freies Land wäre“, antwortet Vaatz: „Deutschland ist eine Diktatur von Sprachregelungen, deren Gebrauch oder Nichtgebrauch über die Karrierefähigkeit eines Menschen entscheidet, wie das Grüßen des Gesslerhutes im ‚Tell‘. Auch CDU und CSU haben sich zu Mitläufern entwickelt, die nun nachäffen, was man sich seitens der Grünen, der linken Parteien und der von ihnen beherrschten Medien an solchen Regeln ausdenkt.“
„Die AfD hat sich mit dem, was sie anspricht, Respekt erarbeitet“
Auf die NZZ-Frage „Können Sie Menschen verstehen, die AfD wählen?“ lautet die Antwort von Vaatz: „Im Osten gibt es viele, die sich die DDR zurückwünschen und Putin verehren, weil es mit ihm, 1990 an der Spitze der Sowjetunion, die DDR heute noch gäbe. Aber das ist die Minderheit der AfD-Wähler. Der größte Teil ist verzweifelt über den Weg der Unionsparteien unter Merkel. Und indem die AfD Dinge anspricht, die alle anderen Parteien aus Feigheit, Dummheit oder Opportunismus umschiffen, hat sie sich deren Respekt erarbeitet. In manchen Punkten, wie eben in der Energiepolitik, hat sie die Position der Neunziger-Jahre-CDU übernommen und ist damit näher an der Wahrheit als alle anderen Parteien.“
Wählbar ist die AfD für Vaatz aber nicht, sie sei die wichtigste russische Interessenvertretung in Deutschland
Als die NZZ wissen will, was das für die CDU heiße, sagt Vaatz, diese müsse mutatis mutandis die Positionen wieder einnehmen, die sie bis 1998 hatte. Das tue sie aber nicht, weil es heute zum Teil AfD-Positionen seien: aus Angst vor den Grünen und deren öffentlich-rechtliche Medien. Wählbar ist die AfD für Vaatz aber nicht. Auf eine diesbezügliche NZZ-Frage sagt Vaatz, die AfD sei die wichtigste russische Interessenvertretung in Deutschland, was auch die Wahl des Spitzenkandidaten Maximilian Krah für die Europawahl unterstreiche. „Die AfD baut Wladimir Putin als den Antipoden des Wokeismus auf. Putin ist gegen Genderpolitik, Putin ist gegen Klima-Alarmismus: Demzufolge sei er ‚unser‘ Mann. Ich bin auch gegen Wokeismus und Gender-Gaga. Aber noch viel entschiedener gegen den Massenmörder und Kriegsverbrecher Putin und gegen alle, die ihn unterstützen und am liebsten ins Land holen wollen.“
Auf die NZZ-Frage „Sind Sie eigentlich noch in der CDU?“, sagt Vaatz nur: „Warum sollte ich jemandem unter meinen Parteifreunden den Gefallen tun auszutreten?“
Peter Boehringer (AfD): Die Bekenntnisse des stets integren Vaatz respektabel, aber sehr spät
Peter Boehringer, stellvertretender Sprecher im AfD-Bundesvorstand, würdigt Vaatz und dessen NZZ-Interview auf seine Weise: „Es ist zwar einerseits respektabel, was mein Bundestags-Ex-Kollege und ehemaliger stlv. Unions-Fraktionschef Arnold Vaatz hier sagt. Andererseits sind solche Bekenntnisse in Rente denn halt doch immer sehr spät. Seine Worte waren die meinen und unsere schon vor über 20 Jahren. Damals wäre die Zeit für solche Bekenntnisse und Austritte gewesen. Für jeden, der Augen zum Sehen hatte und nicht so opportunistisch war, aus Karrieregeilheit bei Merkel zu bleiben. TROTZDEM ist diese Abbitte des immerhin charakterlich im Bundestag immer integren Kollegen Vaatz lesenswert. Sie ist ein exemplarischer Vorgeschmack dessen, was nach einer geistig-moralischen Wende in Deutschland (die ja schon Helmut Kohl 1982 propagiert, aber dann nie vollzogen hatte) von sehr, sehr vielen jetzigen Tätern noch zu erwarten sein wird: KEINER wird dann schuld am Desaster gewesen sein, in das er aber Deutschland doch seit Jahrzehnten getrieben hat!“
„Die Ostdeutschen werden auf Korrekturen dringen“
Ob es für Vaatz auch etwas gebe, was ihn zuversichtlich stimme, fragt die NZZ, er zeichne von Deutschland doch ein finsteres Bild. Antwort Vaatz: „Ich bin optimistisch in Bezug auf die Ostdeutschen. Viele haben erkannt, dass dieses Land nicht mehr rational regiert wird. Sie haben das Gefühl, dass Deutschland auf einem Weg ist, auf dem die DDR in den achtziger Jahren war, und werden auf Korrekturen dringen.“ Das vollständige Interview finden Sie hier.
„Die Mehrheit der Deutschen denkt anders, aber wen kümmert das?“
Kommentar von NZZ-Chefredakteur Eric Gujer in der Rubrik Der andere Blick: „Manche nennen es Diktatur – wie der grüne Zeitgeist die Deutschen belagert. Die Grünen bauen die Gesellschaft um: mit der Energiewende genauso wie mit der Gendersprache. Sie haben längst die kulturelle Vorherrschaft errungen, etwa in den Medien. Die Mehrheit der Deutschen denkt anders, aber wen kümmert das?“ (hier)
Aus der flachen Perspektive eines zum Feldlager des Parteienblocks gehörenden CDU-Schützengrabens, verbunden mit der Gnade des Ruhestandes, mögen die Aussagen des Hr. Vaatz revolutionär klingen, die Ursachen der sich anbahnenden Katastrophe von ganz Westeuropa und speziell unserem Land deuten sie nicht einmal an.
Gründe für den sich unaufhaltsam vergrößernden gesellschaftlichen Grabenbruch ist aus Sicht der Gegenseite ein asymmetrischer Aufstand des Mittelstandes wegen gezielt betriebener Enteignung/Marginalisierung durch seine politischen Lenker und deren Hilfskräfte. Jeder halbwegs Klarsichtige kann die Fäden des Großkapitals erkennen welche mit diesem Personal ihre Agenda umgesetzt haben wollen.
Der westdeutsche Normalbürger wird seit 3 Generationen mit den Konsum-Segnungen des großen Vorbildes Amerika und lähmenden Geschichtslegenden hypnotisiert. Sein Aufwachprozess dauert schlicht länger als die unserer Landsleute welche östlich des eisernen Vorhangs die Mechanismen des totalitären Staates erleben durften. Jeder Patriot muss den Kopf schütteln wenn mehr als 30 J. nach dessen Fall noch der Versuch unternommen wird eine Ossi/Wessi Trennung herbeizureden. Die heraufziehende Katastrophe trifft alle gleichermaßen. Das alte Ziel des Hegemon diese hier herbeizuführen besteht noch immer.
Ob die CDU je eine Partei mit nationaler Ausrichtung war (aktuell als völkisch diffamiert) darf getrost verneint werden. Adenauer kam vom Zentrum, das war bekanntlich der verlängerte Arm des Vatikans der schon seit Jh. seine internationalen geopolitische Interessen (zumeist gegen Deutschland) vorantreibt. Ganz sicher hatte er das Paneuropa eines Coudenhove-Kalergi vor Augen.
Kohl, dem Erfinder der Scheckbuchdiplomatie, „verdanken“ wir nicht nur die Währungsreform durch den € sondern er wollte das Land auch schnellstmöglich in einem europäischen Staatenbund versenken. Generalprobe zur allseits gewünschten Global Governance. Bei anderen Staatslenkern biss er dabei auf Granit, die brauchten nur unser Geld.
Merkel war also nur die Spitze destruktiver CDU Staatspolitik.
Das Pendant, die SPD war in den frühen Nachkriegsjahren viel eher eine auf Gesamtdeutschland ausgerichtete Partei. Wie heißt es richtig, (souveräne) Staaten haben Interessen aber keine Freunde. Daneben durften kleinere Parteien Klientelpolitik betreiben und wurden als Koalitionspartner für sog. „Kompromisse“gebraucht. Aber erst mit der Kreation der Grünen in den frühen 80er durch angloamerikanische Denkfabriken war der große Wurf speziell für die deutsche Volksseele gelungen. Die wird ja von ihren Gegnern bekanntlich als „hinterwäldlerisch“ – also naturnah – bezeichnet. Schnell fanden dort auch sog. Fundis zusammen welche sehr zurecht den Schaden überbordender Industrieproduktion auf unsere Umwelt beklagten. Nachdem solche wahren Umweltschützer resigniert diese Partei verlassen hatten entstand das, was entstehen sollte, ein gnadenlos opportunistischer Verein welche treu der Stimme ihres Herrn gehorchte. Alle anderen Parteien waren diesen Weg bereits gegangen oder gerade dabei.
So entstand der o.g. Parteienblock in welchem jeder dasselbe möchte aber auf der politischen Bühne mit ein wenig Theaterdonner notdürftig camoufliert werden darf.
Neu ist in der Tat, dass die AfD Herrn Putin ins Land holen möchte hat man da etwas verpasst ?
Wäre es nicht sinnvoller das beklagte Massenmorden durch ernsthafte Verhandlungen anstelle der Lieferung von immer tödlicheren Waffen zu beenden oder gibt es da jemanden der genau das nicht möchte weil man damit richtig Geld verdienen kann ?