Angekommen trotz Treibjagd

Die AfD jetzt auch im bayrischen Landtag – Aber die verbalen Attacken vom politischen Gegner zusammen mit vielen Medien haben es ihr zusätzlich schwer gemacht

Mit der Landtagswahl in Bayern ist die AfD nun auch im fünfzehnten Landesparlament angekommen – nach der jüngsten aktuellen Auswertung mit 10,2 Prozent der gezählten Wählerstimmen. Wer mit dieser Partei sympathisiert, ihr angehört, sie auch gewählt hat, mag das als zu wenig empfinden. Auch in der Partei selbst hatte man sich wohl ein paar Prozentpunkte mehr erhofft. Gleichwohl gibt man sich öffentlich zufrieden und beglückt. Festzuhalten ist aber auch ein Eindruck wie dieser: Die AfD ist die einzige Partei, die als jagdbares, zum Abschuss freigegebenes politisches Wild von besonders vielen vorrückenden Treibern eingekesselt war. Bekanntlich gilt eine Jagd als umso erfolgreicher, je mehr Wild auf der anschließend ausgelegten Strecke geblieben ist. Anders im Fall der AfD als Wild. Wer immer sich unter ihren Jägern und Jagdgehilfen zum Lärmen, Durchladen und Feuern bereitgefunden hatte, tat sein Bestes, um die Strecke – also das Afd-Wahlergebnis – kleinzuhalten. Der politische Gegner in den anderen Parteien und deren mediale Begleitung ließen keine noch so kleine Gelegenheit aus, sie der Partei wie eine Schelle (Vorsicht, AfD, Finger weg, Lebensgefahr) um den Hals zu hängen und das Publikum vor ihr abzuschrecken. Im Folgenden ein paar Beispiele.

Gauland denunziert als „Brandstifter im Biedermann-Sakko“ und „Bonsai-Hitler“

Den AfD-Partei- und Fraktionsvorsitzenden Alexander Gauland möchte die FAZ als neues Nazi-Geschöpf wahrgenommen und lächerlich gemacht sehen. In der samstäglichen Kabarett-Kolumne Fraktur unter der Überschrift „Bonsai-Hitler“ nannte FAZ-Herausgeber Berthold Kohler Gauland einen Tag vor der Bayern-Wahl einen „Brandstifter im Biedermann-Sakko“. Launig schrieb er: „Hach, was war das wie­der für ei­ne auf­re­gen­de Wo­che! Aber­mals ist es un­se­rem Blatt ge­lun­gen, ei­ne äu­ßerst lehr­rei­che De­bat­te an­zu­sto­ßen. Wir hat­ten am ver­gan­ge­nen Sams­tag in un­se­rer of­fen­sicht­lich viel­be­ach­te­ten Ru­brik ‚Frem­de Fe­dern’ ei­nen Text ei­nes uns ziem­lich frem­den Fremd­au­tors, Alex­an­der Gau­land, ab­ge­druckt, der dar­leg­te, was der po­li­ti­sche Po­pu­lis­mus sei. Auf die­sem Ge­biet ist der AfD-Vor­sit­zen­de schließ­lich Spe­zia­list, wie auch in der Kunst der Selbst­ent­lar­vung. Der nun nicht ge­ra­de als Rechts­ex­tre­mist be­kann­te Ja­kob Augstein nann­te das Stück ‚ei­nen klu­gen Text über die deut­sche – und die west­li­che – Mi­se­re’. Aber da wuss­te er mög­li­cher­wei­se noch nicht, dass Gau­land wie Hit­ler ar­gu­men­tiert hat­te, wie noch klü­ge­re His­to­ri­ker in gro­ßer Auf­ma­chung im ‚Ta­ges­spie­gel’ be­haup­te­ten, nach­dem der an­onym blei­ben wol­len­de Twit­ter-Nut­zer ‚@znuz­nu’ auf Ähn­lich­kei­ten zur Re­de des da­ma­li­gen Reichs­kanz­lers im No­vem­ber 1933 hin­ge­wie­sen hat­te. Auch wenn Gau­land ab­stritt, die­se Re­de aus der frü­hen Vo­gel­schiss-Epo­che ge­kannt zu ha­ben, war da­nach na­tür­lich das Brau­ne am Damp­fen – erst recht, als Le­ser des ‚Ta­ges­spie­gels’ ih­re Zei­tung dar­auf hin­wie­sen, dass Gau­lands Text stel­len­wei­se wie ein Ei dem an­de­ren ei­nem Ar­ti­kel glich, den ein Gast­au­tor schon 2016 ge­schrie­ben hat­te, oh­ne dass er da­mit ver­gleich­ba­res Auf­se­hen er­regt hät­te.“ (FAZ vom 13. September 2018., Seite 2). Die Lübecker Nachrichten (LN) griffen das Thema ebenfalls auf und ließen ihren Lesern Gauland als „Hitler light“ erscheinen (LN vom 11. Oktober 2018, Seite 3).

„Eng an den Text Hitlers angeschmiegt“

In der Rubrik „Fremde Federn“ hatte Gauland in der FAZ vom 6. Oktober über den Populismus geschrieben („Warum muss es Populismus sein?“). Sein vollständiger Text hier. Der Berliner Tagesspiegel griff diesen Gauland-Beitrag unter der Überschrift auf „Wie Gauland sich an Hitlers Rede anschmiegt“ und veröffentlichte  eine „Analyse“ des Historikers Wolfgang Benz, die unter anderem diese Sätze enthält: „Der eine denkt wie der andere: Gaulands Text über Populismus liest sich, als habe er sich den Text der Hitler-Rede auf den Schreibtisch gelegt.“ Benz schreibt unter anderem: „Die Hitlerrede am 10. November 1933 im Dynamowerk in Berlin-Siemensstadt ist als Film erhalten. Und der Wortlaut ist, dem Bundesarchiv sei Dank, transkribiert verfügbar. Keineswegs soll dem ‚FAZ’-Autor Gauland unterstellt werden, er habe wörtlich bei Hitler abgeschrieben. Wenig wahrscheinlich ist auch, dass ein anonymer Mitarbeiter dem vielbeschäftigten Parlamentarier als Ghostwriter geholfen hat. Trotz der auffälligen Übereinstimmung von Argumentation und Diktion handelt es sich aus formal-juristischen Gründen wohl nicht um ein Plagiat. Denn nicht der Wortlaut stimmt überein, sondern ‚nur’ die vorgetragene Ideologie. Doch Gaulands Text ist ganz offensichtlich eng an den Hitlers angeschmiegt.“ Der ganz Benz-Text hier. Das Ziel ist klar: Gauland und mit ihm die AfD sollen als die neuen Nazis diffamiert werden.

Söder lehnt Diskussionsrunden mit AfD-Politikern ab

Eine andere Masche ist, AfD-Politiker wie offensichtlich Aussätzige zu behandeln, mit denen man nichts zu tun haben und zusammen gesehen werden will, wie unter anderem Markus Söder vorgeführt hat. Die FAZ berichtete plakativ auf ihrer ersten Seite: „Der baye­ri­sche Mi­nis­ter­prä­si­dent und CSU-Spit­zen­kan­di­dat Mar­kus Sö­der wird im Wahl­kampf nicht an Dis­kus­sio­nen teil­neh­men, zu de­nen auch die AfD ein­ge­la­den ist. Das be­stä­tig­te er am Don­ners­tag im Münch­ner Pres­se­club. Ein lan­ge ge­plan­tes Po­di­ums­ge­spräch im Land­tag, von der Deut­schen Pres­se-Agen­tur (dpa) im Rah­men ei­ner Kun­den­kon­fe­renz or­ga­ni­siert, wur­de von der dpa ab­ge­sagt, weil Land­tags­prä­si­den­tin Bar­ba­ra Stamm (CSU) der AfD wie der FDP kurz­fris­tig den Zu­gang un­ter­sagt hat­te. Die Be­grün­dung war, bei­de Par­tei­en sei­en der­zeit nicht im Land­tag. Zu­vor hat­te Sö­der sei­ne Zu­sa­ge mit Ver­weis auf die Vor­fäl­le von Chem­nitz zu­rück­ge­zo­gen.“ (FAZ vom 13. September 2018, Seite 1).

 Lübecker Nachrichten vom 11. Oktober 2018

Stoiber: Vor der AfD kann ich nur warnen

Der ehemalige bayrische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) im Interview auf die AfD angesprochen, sagte: „Vor der kann ich nur war­nen. Chem­nitz war ein Wen­de­punkt. Das ge­mein­sa­me Auf­tre­ten von AfD, Pe­gi­da und an­de­ren Ex­tre­mis­ten wur­de dras­tisch sicht­bar. Es wur­de deut­lich, dass der rechts­ex­tre­me Hö­cke-Flü­gel und Bach­manns Pe­gi­da im­mer mehr an Ein­fluss in der AfD ge­win­nen und sie heu­te ver­kör­pern. Des­we­gen ist das, was Mar­kus Sö­der macht, ge­nau rich­tig: Fron­tal­an­griff. Den Leu­ten muss klar­ge­macht wer­den: Wer aus Pro­test AfD wählt, be­kennt sich auch zu Hö­cke und Bach­mann.“ (FAZ vom 13. September 2018, Seite 4).

FAZ: Das Verfassungsschutzamt sammelt Material über die AfD

Am 5. Oktober wartete die FAZ mit einem Bericht über die AfD und die Identitäre Bewegung auf: „Ein Tas­ten­druck ge­nügt, und schon be­steht ei­ne Ver­bin­dung zwi­schen der AfD und der ‚Iden­ti­tä­ren Be­we­gung’ (IB). Zu­min­dest im Te­le­fon des IB-Bun­des­vor­sit­zen­den Da­ni­el Fiß. Dort hat der Ros­to­cker Po­li­tik­stu­dent die Num­mern von vie­len AfD-Po­li­ti­kern ge­spei­chert. Wes­sen ge­nau, will er nicht sa­gen, auch nicht, wie oft er mit ih­nen spricht. Nur so viel: Es ge­be ei­ne Nä­he zwi­schen sei­ner rechts­ex­tre­men, vom Ver­fas­sungs­schutz be­ob­ach­te­ten Be­we­gung und der AfD. „In un­se­ren Über­zeu­gun­gen stim­men wir weit­ge­hend mit der AfD über­ein“, sagt Fiß die­ser Zei­tung. Auch das Mi­lieu, in dem man sich be­we­ge, sei ähn­lich. An­de­re in der IB spre­chen in Be­zug auf die AfD von ‚na­tür­li­chen Ver­bün­de­ten’. Es sind Wor­te, über die noch zu re­den sein wird. Das Bun­des­amt für Ver­fas­sungs­schutz sam­melt der­zeit Ma­te­ri­al der Lan­des­äm­ter über die AfD.“ (FAZ vom 5. Oktober 2018, Seite 4, online verfügbar hier).

Jüdische Organisationen: In der AfD hat Judenhass ein Zuhause

In der gleichen Ausgabe der Bericht über eine Resolution vom Zentralrat der Juden in Deutschland und anderer jüdischer Organisationen mit Behauptungen wie diesen: „Die AfD ist ei­ne Par­tei, in der Ju­den­hass und die Re­la­ti­vie­rung bis zur Leug­nung der Schoa ein Zu­hau­se ha­ben. Die AfD ist an­ti­de­mo­kra­tisch, men­schen­ver­ach­tend und in wei­ten Tei­len rechts­ra­di­kal.“ An­ders als von AfD-Po­li­ti­kern be­haup­tet, sei die Par­tei nicht der „Ga­rant jü­di­schen Le­bens“, son­dern ih­re Ver­tre­ter „scheu­ten sich nicht, mit Men­schen, die den Hit­ler­gruß zeig­ten, auf die Stra­ße zu ge­hen“. Die AfD sei ei­ne „ras­sis­ti­sche und an­ti­se­mi­ti­sche Par­tei“ und ein „Fall für den Ver­fas­sungs­schutz“. (FAZ vom 5. Oktober 2018, Seite 1 und 2). Dagegen Beatrix von Storch, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der AfD im Bundestag am 28. September: „Nach dem Zivilisationsbruch des Nationalsozialismus wollen wir, dass jüdisches Leben in Deutschland wieder blüht. Gerade angesichts der Tatsache, dass jüdisches Leben in Westeuropa durch die Islamisierung in seiner Existenz bedroht ist, müssen wir mit ganzer Kraft gegensteuern.“ Die ganze Äußerung hier. Und am 7. Oktober hat sich in Wies­ba­den die frisch gegründete in­ner­par­tei­li­che Ver­ei­ni­gung der „Ju­den in der AfD“ (JAfD) vorgestellt, von der FAZ als „Absurdität“ bezeichnet. (FAZ vom 8. Oktober 2018, Seite 2, online hier).

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 7. September 2018

Seehofer wirft AfD „staatszersetzende“ Haltung vor

Am 15. September titelte die FAZ: „Seehofer wirft AfD ‚staatszersetzende’ Haltung vor und berichtete: „Der CSU-Vor­sit­zen­de und Bun­des­in­nen­mi­nis­ter Horst See­ho­fer hat AfD-Po­li­ti­kern vor­ge­wor­fen, Geg­ner des deut­schen Staa­tes zu sein. ‚Die stel­len sich ge­gen die­sen Staat’, sag­te See­ho­fer der Deut­schen Pres­se-Agen­tur. Zu dem Ver­such, den Haus­halt von Bun­des­prä­si­dent Frank-Wal­ter Stein­mei­er im Bun­des­tag zum Ge­gen­stand ei­ner Kon­tro­ver­se zu ma­chen, sag­te See­ho­fer: ‚Das ist staats­zer­set­zend.’ Die AfD hat­te über den Haus­halt des Bun­des­prä­si­den­ten dis­ku­tie­ren wol­len, weil Stein­mei­er für ein Kon­zert ge­gen Ras­sis­mus in Chem­nitz ge­wor­ben hat­te. Bei die­sem Kon­zert war auch die Punk­band ‚Fei­ne Sah­ne Fisch­fi­let’ auf­ge­tre­ten, bei wel­cher der Ver­fas­sungs­schutz von Meck­len­burg-Vor­pom­mern in der Ver­gan­gen­heit ei­ne ‚ex­pli­zit an­ti-staat­li­che Hal­tung’ fest­ge­stellt hat­te. See­ho­fer kri­ti­sier­te das Ver­hal­ten der AfD. „Ich kann mich nicht im Bun­des­tag hin­stel­len und wie auf dem Jahr­markt den Bun­des­prä­si­den­ten ab­kan­zeln’, sag­te er. Die Par­tei ha­be sich ra­di­ka­li­siert. Ihn er­schre­cke ‚die­ses kol­lek­ti­ve Aus­maß an Emo­tio­na­li­tät, die­se Wut­aus­brü­che – selbst bei Ge­schäfts­ord­nungs­de­bat­ten. Als gin­ge es jetzt um die Auf­lö­sung der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land.’ Wei­ter sag­te er: ‚So kann man nicht mit­ein­an­der um­ge­hen, auch dann nicht, wenn man in der Op­po­si­ti­on ist’.“ (FAZ vom 15. September 2018, Seite 4). Seinen eigenen Umgangston unterzog er dieser Kritik nicht.

Justizministerin Barley sieht in einem AfD-Meldeportal „organisierte Denunziation“

Bun­des­jus­tiz­mi­nis­te­rin Ka­ta­ri­na Bar­ley warf der AfD „organisierte Denunziation“ vor. Daraus machte die FAZ mit diesem Vorwurf in der Überschrift einen Aufmacher auf Seite 1 und berichtete, die Ministerin habe die Plä­ne der AfD, Mel­de­por­ta­le ge­gen Leh­rer ein­zu­rich­ten, scharf kri­ti­siert und der Zeitung gegenüber gesagt: „Or­ga­ni­sier­te De­nun­zia­ti­on ist ein Mit­tel von Dik­ta­tu­ren. Wer so et­was als Par­tei ein­setzt, um miss­lie­bi­ge Leh­rer zu ent­tar­nen und an den Pran­ger zu stel­len, gibt viel über sein ei­ge­nes De­mo­kra­tie­ver­ständ­nis preis.“ Weiter berichtete die Zeitung: „In Ham­burg ist ein ent­spre­chen­des On­line-Por­tal, in dem Schü­ler po­li­ti­sche Äu­ße­run­gen von Leh­rern mel­den kön­nen, schon seit Sep­tem­ber ge­schal­tet, in Bran­den­burg, Ber­lin, Sach­sen und Ba­den-Würt­tem­berg sol­len ähn­li­che Platt­for­men ein­ge­rich­tet wer­den. Die AfD-Frak­tio­nen in Bay­ern, Bre­men, Rhein­land-Pfalz und Sach­sen-An­halt zie­hen ähn­li­che Por­ta­le in Er­wä­gung.“ Eine Stellungnahme der AfD und den politischen Hintergrund für jenes Online-Portal enthielt der Beitrag nicht, auch keinen Hinweis auf den Bericht des Blattes zu diesem Thema einen Tag zuvor. (FAZ vom 11. Oktober 2018, Seite 1).

„Aufforderung zum Petzen – Schüler sollen ihre Lehrer bei AfD-Por­tal mel­den“

In diesem Bericht vom Vortag war über den Hintergrund durchaus korrekt informiert worden: „Vom kom­men­den Schul­jahr an sol­len El­tern und Schü­ler in Sach­sen über ein On­line-For­mu­lar mel­den kön­nen, wenn Leh­rer ‚Het­ze, Stim­mungs­ma­che und Falsch­be­haup­tun­gen’ ge­gen die AfD be­trei­ben. In Ham­burg ist das Por­tal schon seit 18. Sep­tem­ber frei­ge­schal­tet. Bei ei­ner ers­ten Zwi­schen­bi­lanz sag­te der schul­po­li­ti­sche Spre­cher und Vor­sit­zen­de der Ham­bur­ger AfD-Frak­ti­on Alex­an­der Wolf: ‚Uns er­rei­chen vie­le Hin­wei­se zu Ein­fluss­nah­men ge­gen die AfD im Un­ter­richt, und zwar im Rah­men von Un­ter­richts­pro­jek­ten oder in Form von Aus­hän­gen in den Schu­len.’ Ham­burgs Schul­se­na­tor Ties Ra­be (SPD) kri­ti­sier­te das Por­tal scharf: ‚Hier wer­den Kin­der zu De­nun­zi­an­ten ge­macht und ein­sei­tig für An­lie­gen der AfD in­stru­men­ta­li­siert.’ Bei ei­ner recht­li­chen Prü­fung durch die Schul­be­hör­de wur­de die Zu­läs­sig­keit des On­line-Por­tals be­stä­tigt. Grund­sätz­lich wer­de die Be­hör­de für Schu­le und Be­rufs­bil­dung in Ham­burg Hin­wei­sen – auch an­ony­men – nach­ge­hen, wenn sie hin­rei­chend mit Tat­sa­chen­be­haup­tun­gen hin­ter­legt sei­en, sag­te ein Spre­cher der Schul­be­hör­de die­ser Zei­tung.“ (FAZ vom 10. Oktober 2018, Seite 4). Der Bericht lief aber unter der übel klingenden Überschrift „Aufforderung zum Petzen – Schüler sollen ihre Lehrer bei AfD-Por­tal mel­den“.

AfD-Portale selbst innerparteilich nicht ganz unumstritten“

Immerhin, zulässig also ist jenes Online-Portal. Ob wirklich klug, darüber lässt sich zumindest streiten. In diesem korrekten Bericht war außerdem zu lesen: „Der AfD geht es nach ei­ge­nen An­ga­ben um die Neu­tra­li­tät der Schu­le.“ Er hielt auch fest: „Selbst in­ner­par­tei­lich sind die Platt­for­men nicht ganz un­um­strit­ten. So hat der bil­dungs­po­li­ti­sche Spre­cher der AfD-Bun­des­tags­frak­ti­on Götz Fröm­ming, ge­lern­ter Gym­na­si­al­leh­rer, ge­gen­über die­ser Zei­tung ge­sagt: ‚Es geht nicht, Schü­ler zum Pet­zen zu ani­mie­ren. Das be­rührt das Ver­trau­ens­ver­hält­nis im Klas­sen­zim­mer zu­tiefst. Man soll­te sich da­vor hü­ten, da­zu auf­zu­ru­fen, dass Schü­ler ih­re Leh­rer ver­pfei­fen.’ Das tä­ten die Ham­bur­ger AfD-Kol­le­gen al­ler­dings auch nicht, meint Fröm­ming. ‚Sie wol­len kei­ne Auf­for­de­rung zur mas­sen­haf­ten an­ony­men De­nun­zia­ti­on ver­brei­ten, son­dern Schü­lern und El­tern ein An­ge­bot ma­chen, sich an sie zu wen­den. Da­zu kann es nütz­lich sein, Ver­trau­lich­keit zu­zu­si­chern’.“

Lehrer gebunden an den Beutelsbacher-Konsens von 1976

„Vor al­lem Po­li­tik- und Ge­schichts­leh­rer“, so der FAZ-Bericht weiter, „müs­sen stän­dig ab­wä­gen zwi­schen Po­si­tio­nie­rung und Zu­rück­hal­tung. Sie al­le sind je­den­falls an den so­ge­nann­ten Beu­tels­ba­cher Kon­sens der Po­li­tik­di­dak­ti­ker der Län­der aus dem Jahr 1976 ge­bun­den, der in den hef­ti­gen Kon­tro­ver­sen da­mals drei Grund­sät­ze fest­leg­te: das Über­wäl­ti­gungs­ver­bot, das Kon­tro­ver­si­täts­ge­bot und die Schü­ler­ori­en­tie­rung. Leh­rer dür­fen ih­ren Schü­lern nicht ih­re Mei­nung auf­zwin­gen oder sie auf an­de­re Wei­se in­dok­tri­nie­ren; kon­tro­vers dis­ku­tier­te The­men müs­sen auch im Un­ter­richt so dar­ge­stellt wer­den, au­ßer­dem sol­len die Schü­ler sich ei­ne ei­ge­ne Mei­nung bil­den kön­nen.“

Die AfD als „führungsloses Geisterschiff“ mit „rechtsextremistischen Klabautermännern an Bord“

Aber der Kommentator Jasper von Altenbockum fühlte sich abermals veranlasst und wegen der Meinungsfreiheit natürlich auch berechtigt, von der AfD das übliche hässliche Bild zu vermitteln: „Wor­um es der AfD sicht­lich geht, ist nicht die Ent­ideo­lo­gi­sie­rung des Un­ter­richts, son­dern, im Ge­gen­teil, des­sen Po­li­ti­sie­rung in ih­rem Sin­ne. Wohl­an: Wenn Leh­rer dar­auf hin­wei­sen, dass die AfD der­zeit als füh­rungs­lo­ses Geis­ter­schiff auf ho­her deut­scher See un­ter­wegs ist und sich da­bei rechts­ex­tre­mis­ti­sche Kla­bau­ter­män­ner an Bord ge­holt hat – wer woll­te sich in der AfD dann über man­geln­de Ob­jek­ti­vi­tät be­schwe­ren? Neu­tra­li­tät heißt schließ­lich nicht, un­se­re Kin­der auf den Leim von Dem­ago­gen ge­hen zu las­sen.“ (FAZ vom 10.Oktober 2018, Seite 8).

Protest gegen den AfD-Lehrer-Pranger

Die Lübecker Nachrichten berichteten vom Protest gegen den AfD-„Lehrer-Pranger“ ebenfalls und zitierten unter anderem Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien: Die AfD-Plattform sei „die perfide und durchschaubare Unterstellung einer Gesinnungspädagogik an den Schulen, die durch nichts gerechtfertigt ist“. Sie fördere völlig verantwortungslos Denunziantentum und gefährde den Schulfrieden. (LN vom 11. Oktober 2018, Seite 5).

Voreingenommenheit, Einseitigkeit und Ablehnung gegenüber der AfD

Die Liste der Beispiele ließe sich aus anderen Blättern und Medien sowie mit verbalen Anti-AfD.-Attacken anderer Politiker verlängern. Natürlich sind die Berichte nicht frei erfunden, aber „hochgekocht“. Ihr Anlass sind Vorkommnisse in der AfD oder im Zusammenhang mit ihr. Natürlich darf und soll darüber berichtet werden. Doch spiegeln sich darin Voreingenommenheit, Einseitigkeit, Verdrehung und Ablehnung gegenüber der AfD in auffälliger Weise – vom Recht auf Freiheit der Berichterstattung und Meinungsfreiheit zwar gedeckt, aber nicht sonderlich im Einklang mit dem Anspruch auf journalistische Fairness. Verletzende Karikaturen wie die beiden gezeigten kamen hinzu. Ob alles dies das Wahlergebnis der AfD in Bayern beeinträchtigt hat, mag man vermuten, lässt sich aber nicht belegen. Die immerhin gefährlichste Konkurrenz für die AfD waren die Freien Wähler. Diese Partei galt vielen Wahlgängern in Bayern als die wohl sicherere Alternative. Vor allem in Konkurrenz zu ihr hat die AfD Federn lassen müssen.

 

 

 

 

 

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Ein Kommentar zu „Angekommen trotz Treibjagd“

  1. „Dieses Land ist unrettbar verloren“ schrieb die großartige Susanne Kablitz kurz vor ihrem viel zu frühen Tod.
    In der Tat: Einem Land, in dem Leute, die die Wiederherstellung des Grundgesetzes und des Rechtsstaats fordern, als Nazis gelten, aber Leute, die flächendeckend Wahlplakate der AfD zerstören und Schlägertrupps, die jede Wahlkampfveranstaltung einer demokratischen Partei behindern und Teilnehmer massiv bedrohen und beleidigen, als aufrechte Demokraten gelten, ist nicht mehr zu helfen.

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