Aber es hat mit ihm eine besondere Bewandtnis, denn es täuscht etwas vor
Bestimmt haben Sie dieses schöne Bild der Eintracht noch vor Augen: Hollande, Merkel, Netanjahu & Co. Arm in Arm vereint, vorneweg an der Spitze einer Riesen-Demo in Paris mit mehr als 1 Million Menschen, wie zu lesen war. Gemeinsame Trauer über den Terroranschlag gegen das Satiremagazin Charlie Hebdo einte sie. Das ist am Sonntag gewesen (11. Januar). Nahezu wohl alle deutschen Hauptmedien haben das Foto gebracht. Aber das Foto war getürkt.
O weh, darf man „getürkt“ überhaupt noch sagen, ohne nicht mit einem Haftbefehl von Erdogan bedroht zu werden, weil so eine Wortwahl alle Türken beleidigt? Gleichwohl, also das Foto war getürkt. Nicht deswegen, weil jene Staats- und Regierungsoberhäupter aus 50 Ländern nicht in Paris waren. Nein, nein, sie waren dort durchaus. Sie waren dort auch am besagten Demo-Tag. Sie wurden dort auch gemeinsam fotographiert. Nur eines taten sie nicht: Sie führten die Demo nicht an. Sie demonstrierten zwar, aber abseits und für sich allein. Nur Fotographen waren dabei. Darüber berichtet hat das Online-Nachrichtenmagazin MMNews hier.
So sah man dieses Foto zum Beispiel auf der Titelseite der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) in ihrer Montag-Ausgabe vom 12. Januar:
Sehr eindrucksvoll. An Kanzlerin Merkels rechter Seite Frankreichs Präsident Hollande, zu ihrer Linken EU-Ratspräsident Donald Tusk. Am linken Bildrand Israels Ministerpräsident Netanjahu. Zwischen ihm und Hollande Malis Präsident Keita. Auch die jordanische Königin Rania war dabei (am rechten Bildrand). Zwischen ihr und Tusk der Palästinenserpräsident Abbas.
Gegen den Terror traten sie an, nicht gegen den Islam. Mit der deutschen Kanzlerin wäre das schon deswegen nicht gegangen, weil auch sie gerade bekannt hat: „Der frühere Bundespräsident Wulff hat gesagt, der Islam gehört zu Deutschland. Das ist so. Dieser Meinung bin ich auch.“ (FAZ vom 13. Januar 2014, Seite 2).
Was das getürkte Bild angeht, ist allerdings dies zu bedenken: Wären die vielen Staatslenker wirklich in der Riesenmenge von Menschen mitmarschiert, wie das Foto vorgaukelt, wäre die Gefahr für sie viel zu groß gewesen, um sie vor mögliche Gewalttätigkeiten oder Anschlägen wirksam genug schützen zu können. Insofern muss man für die gefundene Lösung Verständnis haben. Aber zur Wahrhaftigkeit der Berichterstattung hätte gehört, dass gerade jene Medien, die sich dagegen verwahren, „Lügenpresse“ genannt zu werden, auf diese Schutzlösung hätten aufmerksam machen müssen. Der Online-Spiegel immer hin hat es getan (hier). Ebenso beispielsweise The Independent (hier) und die Daily News (hier).
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