Die Starken tun, was sie wollen …

… und die Schwachen ertragen, was sie müssen – Das Machtstreben mächtiger Nationen – Deren Weigerung, sich den etablierten Regeln zu unterwerfen – Das markanteste Beispiel heutzutage: der American Exceptionalism – Alfred de Zayas über den Exzeptionalismus und militanten Interventionismus

„Im Laufe der Geschichte haben Assyrer, Perser, Ägypter, Griechen, Römer, Mongolen, Spanier und Briten ungestraft ‚Macht ist Recht‘ praktiziert. Im 21. Jahrhundert sind es vor allem die USA, ihre Nato-Vasallen und Israel, die mit Unterstützung und Komplizenschaft der Mainstream-Medien dieses Prinzip anwenden.“ Das schreibt der Völkerrechtswissenschaftler und Professor Dr. iur. et phil. Alfred de Zayas*) und fährt so fort:

 „Durch Öffentlichkeitsarbeit und unerbittliche Propaganda ist es gelungen, viele davon zu überzeugen, dass Exzeptionalismus und militanter Interventionismus in Ordnung sind. Diese Auffassung herrscht im ‚kollektiven Westen‘ vor, aber die globale Mehrheit in Lateinamerika, Afrika und Asien scheint mit den Pastellfarben des US-Wohlwollens nicht einverstanden zu sein. Es entsteht allmählich eine neue, multipolare Welt. Der Geist des Exzeptionalismus durchdringt die westliche Gesellschaft und zeigt sich in vielem, was unsere Politiker, Akademiker und Journalisten sagen und tun.“

Die Weigerung Mächtiger, sich den etablierten Regeln zu unterwerfen

Exzeptionalismus ist ein sperriges Wort. De Zayas erläutert zu Beginn seines Beitrags, was das ist: Der Exzeptionalismus sei Ausdruck des animus dominandi (Machtstreben) mächtiger Nationen, die sich weigerten, sich den etablierten Regeln des menschlichen Zusammenlebens zu unterwerfen, und die das Völkergewohnheitsrecht ablehnten. Stattdessen erfänden diese Akteure nach Belieben neue Regeln und gäben vor, dass ihre sagenumwobene „regelbasierte internationale Ordnung“ irgendwie legitim sei und in gewissem Sinne die Uno-Charta ersetze.

Das markanteste Beispiel heutzutage der American Exceptionalism

Das markanteste und wirkungsstärkste Beispiel für unsere Epoche sind die USA, ist der American Exceptionalism. Als Staat glaubt er, als Vorbild auserwählt zu sein, sieht sich als beispielhafte Ausnahmeerscheinung, als exzeptionelle Nation. Er nimmt sich Sonderrechte heraus und beansprucht, andere Völker und Nationen mit seinem eigenem Regelwerk zu beglücken und ihnen seinen Willen aufzuzwingen. „Der Amerikanische Exzeptionalismus“, so befindet Wikipedia, „ist eine nationalistische Ideologie, die auf dem Postulat basiert, dass die Vereinigten Staaten von Amerika eine Sonderstellung gegenüber allen anderen Nationen einnehmen.“ (hier).

Warum der Exzeptionalismus bisher erfolgreich gewesen ist

Weiter schreibt de Zayas: „Ein naher Verwandter des Exzeptionalismus ist der Chauvinismus, der manchmal fälschlicherweise als Patriotismus bezeichnet wird, um ihn schmackhafter zu machen, ja sogar edel klingen zu lassen, obwohl das offensichtliche Ungleichgewicht uns ein leichtes Unbehagen bereitet. Der Exzeptionalismus ist bisher erfolgreich gewesen, weil seine Opfer kaum über die Macht verfügen, sich ihm wirksam zu widersetzen: Schwächere Länder sind Erpressungsopfer, die sich vor militärischen und anderen Interventionen fürchten. Der Exzeptionalismus ist eine Manifestation jener alten Regel, an die wir uns aus dem Melianischen Dialog in Thukydides‘ Peloponnesischem Krieg erinnern: „Die Starken tun, was sie wollen, und die Schwachen ertragen, was sie müssen.“ Der ganze De-Zayas-Beitrag hier.

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*) Quelle: Zeitgeschehen im Fokus. Schweizer Zeitung für mehr soziale Verbundenheit, Frieden und direkte Demokratie. Nr. 17 | 10. Oktober 2024 | 9. Jahrgang. www.zeitgeschehen-im-fokus.ch 

Alfred de Zayas ist Juraprofessor an der Genfer Hochschule für Diplomatie und diente von 2012 bis 2018 als unabhängiger Uno-Experte für die internationale Ordnung. Er ist Autor von zwölf Büchern, darunter “Building a Just World Order” (2021), „Countering Mainstream Narratives” 2022 und „The Human Rights Industry” (Clarity Press, 2021).

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