Ungarns Ministerpräsident Victor Orbán auf dem Friedensmarsch von Zehntausenden am 1. Juni in Budapest mit seinem Appell an die EU und die Ungarn, sich aus dem Ukraine-Krieg herauszuhalten und keinen Dritten Weltkrieg vom Zaun zu brechen – Auszüge aus seiner Rede zur Wahl des neuen EU-Parlaments am 9. Juni – Die Kriegsbefürworter sind wie betrunken – Wir werden nicht in den Krieg ziehen – Große Kriege kommen nicht aus heiterem Himmel – Den Krieg stoppen und verhandeln, aber vorher müssen die Kriegsgegner die EU-Wahlen gewinnen
„Meine Freunde! Heute bereitet sich Europa darauf vor, in den Krieg zu ziehen. Jeden Tag kündigen sie die Eröffnung eines weiteren Abschnitts des Weges zur Hölle an. Tagtäglich übergießen sie uns damit, dass Hunderte von Milliarden Euro in die Ukraine, Stationierung von Atomwaffen in der Mitte Europas, Rekrutierung unserer Söhne in eine fremde Armee, eine NATO-Mission in der Ukraine, Entsendung europäischer Militäreinheiten in die Ukraine.
Stopp Migration! Stopp Gender! Stopp Krieg!
Meine Freunde, es scheint, als ob der Kriegszug keine Bremsen habe und der Lokführer verrückt geworden sei. Wir unternehmen bei den Europawahlen nichts weniger, als diesen Zug zu stoppen. Wir müssen die Notbremse ziehen, damit wenigstens diejenigen, die es wollen, aussteigen und sich aus dem Krieg heraushalten können. Die ungarische Regierung weiß, wie man das macht. Wir wissen, wie man sich aus fatalen Dingen heraushält. Wir haben den Wagen der Ungarn rechtzeitig von dem Zug der Migrationsbefürwortung, der auf die Selbstaufgabe der Nationen zurast, abgekoppelt. Stopp Migration! Und wir haben auch die ungarischen Kinder aus den Händen von gefährlichen und abstoßenden Gender-Aktivisten gerettet. Stopp Gender! Wir werden auch nicht zulassen, dass unsere Kinder und Enkelkinder an die ukrainische Front einwaggoniert werden. Stopp Krieg! Für diejenigen, die zur Hölle fahren wollen, bitte die zweite Tür links. No migration! No gender! No war! – damit sie es auch in Brüssel verstehen.
Ungarn stärken, sich aus dem Krieg herauszuhalten
Meine Freunde! Wir sind die einzige friedensfreundliche Regierung in der EU. Der Vatikan ist auch auf der Seite des Friedens, aber er vertritt ein Reich, das nicht von dieser Welt ist, und in einem illusionslosen Europa wird das allein nicht ausreichen, um den rasenden Pro-Kriegs-Zug zu stoppen. Das Gewicht und der Einfluss der auf der Seite des Friedens stehenden politischen Kräfte ist nötig. Deshalb besitzt jede Stimme für Fidesz-KDNP heute den Wert von zwei Stimmen: Sie erhöht das Gewicht der friedensfreundlichen Kräfte in Europa und stärkt die Entscheidung Ungarns, sich aus dem Krieg herauszuhalten. Reden wir Klartext! Eine Stimme für Fidesz-KDNP rettet heute Leben. Wir können uns nur dann aus dem Krieg heraushalten, wenn die ungarischen Wähler die Regierung bestätigen. Keine andere politische Kraft kann das tun. Und ohne das Volk können wir gegen eine solche Übermacht nicht bestehen. Nur wenn wir den größten Wahlsieg in Europa erringen, kann sich unser Land aus dem Krieg heraushalten.
Die Kriegsbefürworter sind wie betrunken
Sehen wir der Realität ins Auge: Wenn die Linke gewinnt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis der Krieg uns einholt. Die Kriegsbefürworter haben sich über den gesunden Menschenverstand hinweggesetzt. Die Kriegsbefürworter sind wie betrunken. Sie wollen Russland besiegen, wie sie es im Ersten und Zweiten Weltkrieg versucht haben. Sie sind sogar bereit, sich mit dem ganzen Osten anzulegen. Sie glauben, dass sie diesen Krieg gewinnen werden. Aber der Rausch des Krieges ist wie eine Droge: Diejenigen, die ihm verfallen sind, halten sich für nichts verantwortlich. Sie hören auf niemanden. Sie treten über dich hinweg. Sie empfinden keine Gewissensbisse. Wir sind ihnen nicht wichtig, weder du noch dein Leben, deine Familie, das Haus, für das du gearbeitet hast, oder die Zukunft, für die du jeden Tag arbeitest. Die Zukunft deiner Kinder ist ihnen egal. Sie können nicht überzeugt werden. Und deshalb müssen wir sie auch nicht überzeugen, sondern sie besiegen.
Europa: Vor dem WK I Herr der Welt, nach dem WK II nicht mehr Herr seiner selbst
Meine Damen und Herren! Liebe Freunde! Die Gründerväter der Europäischen Union hatten Recht: Europa kann keinen weiteren Krieg überleben. Deshalb wurde die Europäische Union gegründet. Vor dem Ersten Weltkrieg war Europa der Herr der Welt. Nach dem Zweiten Weltkrieg war es nicht mehr Herr seiner selbst und wurde von fremden Imperien im Westen und Osten besetzt. Jetzt spielen wir die zweite Geige. So wie die Dinge stehen, wird Europa nach einem weiteren Krieg nicht einmal mehr in dem Orchester mitspielen, das den Rhythmus der Welt bestimmt – wenn es überhaupt ein Orchester geben wird.
Im WK I zwei Drittel des Landes, im WK II anderthalb Millionen Menschen verloren
Dies gilt umso mehr für Ungarn: Im Krieg haben wir nichts zu gewinnen, jedoch alles zu verlieren. In der Vergangenheit wurden wir gegen unseren Willen in einen Krieg hineingezogen und wir haben verloren. Und so würde es auch jetzt, im Jahr 2024, sein. Im Ersten Weltkrieg haben wir zwei Drittel des Landes verloren. Im Zweiten Weltkrieg wurde die schlagkräftige ungarische Armee auf fremdem Boden vernichtet. Es gab niemanden mehr, der unsere Heimat, unser Land, unsere Frauen und Kinder verteidigen konnte. Wir hatten auch nicht einmal mehr genug Kraft, um mit den vermeintlichen Siegern verhandeln zu können. In den beiden Weltkriegen haben wir, Ungarn, anderthalb Millionen Menschen verloren und mit ihnen ihre zukünftigen Kinder und Enkelkinder. Was hätten wir doch für ein starkes Land, wenn sie überlebt hätten!
Wir werden nicht in den Krieg ziehen
Und jetzt erwartet man schon wieder von uns, dass wir an einem neuen Krieg teilnehmen sollen. Ich sage das langsam, damit man es auch in Brüssel versteht: Wir werden nicht in den Krieg ziehen. Wir gehen nicht zum dritten Mal in den Osten, wir gehen nicht wieder an die russische Front, wir waren schon dort, wir haben dort nichts zu suchen. Wir werden nicht die ungarische Jugend opfern, damit sich die Kriegsspekulanten bis zum letzten Tropfen bereichern können. Wir sagen Nein zu dem Kriegsplan, der um des Geldes, des in der Ukraine zu erlangenden Reichtums und der Großmächte willen ausgeheckt wurde. Es ist ein alter Plan, und wir kennen ihn gut. Bereits vor dreißig Jahren schrieb George Soros sein eigenes Umsturzszenario, demzufolge Russland durch westliche Technologie und den Einsatz osteuropäischer Manpower besiegt werden könnte. Und die Menschen, die dabei verloren gehen, können, durch Migranten ersetzt werden.
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Große Kriege kommen nicht aus heiterem Himmel
Europa hat noch nie eine solche Wahl erlebt. Am Tag der Wahlen donnern nebenan die Kanonen. Große Kriege kommen nicht aus heiterem Himmel. Wirtschaftskrise, Rohstoffknappheit, Wettrüsten, Epidemien, falsche Propheten, Attentate, finstere Schatten um uns herum. So fängt es an. Es gab Generationen auf der Erde – unsere Großeltern und Urgroßeltern – deren schlimmste Albträume wahr wurden. Wir halten Ausschau nach den Zeichen. Wir sehen die Schrift an der Wand. Die Ungarn kennen die Natur des Krieges. Wissen Sie, Kriege enden immer anders, als man anfangs dachte. Deshalb liegen heute Millionen von jungen Europäern in Massengräbern. Deshalb gibt es nicht genug europäische Menschen, deshalb gibt es nicht genug europäische Kinder.
Wie sie sterben – so viele verlorene Leben
Der Krieg tötet. Der eine stirbt mit einer Waffe in der Hand. Der andere stirbt auf der Flucht. Manche sterben bei der Bombardierung. Wiederum andere in den Gefängnissen des Feindes. Andere in einer Epidemie. Weitere sterben an Hunger. Mancher wird gefoltert. Einige werden vergewaltigt. Einige werden als Sklaven verschleppt. Gräber in unzähligen Reihen aufgereiht. Mütter weinen um ihre Söhne. Frauen, die um ihre Ehemänner weinen. So viele verlorene Leben. Eines wissen wir: Wo der Krieg Fuß fasst, gibt es kein Entkommen. Der Krieg wird uns einholen. Du kannst ihm nicht ausweichen, du kannst dich nicht vor ihm verstecken.
Den Krieg stoppen und verhandeln, aber vorher müssen die Kriegsgegner die EU-Wahlen gewinnen
Das einzige Gegenmittel gegen den Krieg ist der Frieden. Uns aus dem Krieg heraushalten und Ungarn als eine Insel des Friedens erhalten. Das ist unsere Mission. Und wenn wir nicht wollen, dass der Krieg uns einholt, müssen wir ihn stoppen. Jetzt! Dieser Frieden kann nicht mit Waffen gewonnen werden. Dieser Krieg hat keine Lösung auf dem Schlachtfeld. Es gibt dort nur Tod und Zerstörung. Es muss einen Waffenstillstand geben und es muss Verhandlungen geben. Aber zuerst müssen die Wahlen gewonnen werden. Die Wahlen müssen nächste Woche gewonnen werden. Und in einer Woche werden wir Verstärkung aus allen europäischen Ländern bekommen und können in Brüssel eine europäische Koalition für den Frieden bilden. Im Herbst können die Amerikaner einen friedensfreundlichen Präsidenten wählen, und mit ihnen können wir eine pan-westliche, transatlantische Friedenskoalition bilden. Zu Beginn des Jahres waren wir noch in der Minderheit, und am Ende des Jahres könnten wir in der gesamten westlichen Welt die Mehrheit sein.
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Siehe auch den Bericht der deutschsprachigen Budapester Zeitung von der „Friedensmarsch“-Großdemonstration „Kein ungarisches Blut für die Ukraine“ hier. Der vollständige Orbán-Redetext hier.