Guten Vorsätzen abgeneigt

Nimm di nix vör, dann sleit di nix fehl

„Mein guter Vorsatz für das neue Jahr ist, an meinen schlechten Angewohnheiten festzuhalten. Es sind so wenige, dass sie von Rechts wegen auf die rote Liste bedrohter Arten gehörten. Und wer will schon für Artensterben verantwortlich sein.“

Zum neuen Jahr gehören bekanntlich gute Vorsätze. Dieser hier wird es in seiner humoresken Überheblichkeit wohl nicht sehr schwer haben, eingehalten zu werden.  Die Chancen auf dessen breite Akzeptanz stehen also gut, und die Gefahr, dass er gebrochen wird, ist sehr, sehr gering, eher sogar Null. Er stammt aber nicht von mir, sondern von einem meiner Söhne. Dass ich ihn zitiere, zeigt, dass er auf meine Sympathie stößt.

Gegenüber guten Vorsätzen ohnehin eine Abneigung artikuliert sich im Plattdeutschen. Sie drückt sich aus in dem geflügelten Wort „Nimm di nix vör, dann sleit di nix fehl“. Geprägt hat es Fritz Reuter, der mecklenburgische Schriftsteller der niederdeutschen Sprache, 1866 in seiner heiteren, aber überzeichneten Geschichte von „Dörchläuchting“, dem einstigen herzoglichen Landesvater von Mecklenburg-Strelitz, seiner Durchlaucht Herzog Adolf Friedrich IV.*)  Man soll sich also lieber nichts vornehmen, dann kann‘s auch nicht schiefgehen.

Doch wie immer Sie es, verehrte Leser, mit guten Vorsätzen halten: Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Übergang ins neue Jahr und ein 2023, das zumindest für Ihr privates Leben passabel ausfällt, denn politisch haben wir doch nur noch Schlimmeres zu erwarten als das, was uns 2022 schon beschert hat.

Kommen Sie also gut in das und durch das neue Jahr.  Und  nach zwölf Monaten auch gut wieder hinaus.

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*)  Dörchläuchting. Olle Kamellen VI. Besonderer Abdruck aus der Volks-Ausgabe der sämtlichen Werke. 11. Auflage. Wismar: Hinstorff, 1898. Seite 8. Internet Archive. Dort steht für „nix“ aber „nicks“  (hier). Näheres über Adolf Friedrich IV. (geboren 1738 in Mirow, gestorben 1794 in Neustrelitz)  finden Sie hier. In Neustrelitz lebte zuletzt meine Familie. 1945 flohen wir von dort gen Westen vor der sowjetischen Armee.

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