Wieder ein Rechtsbruch

Mit den 100-Milliarden-Euro-Kredit für die Aufrüstung der Bundeswehr, getarnt als „Sondervermögen“, wird die Schuldenbremse umgangen und das Grundgesetz missbraucht – Dagegen opponiert im Bundestag Peter Boehringer (AfD)

Die Bundeswehr soll mit 100 Milliarden Euro aufgemöbelt und so über Jahre Versäumtes nachgeholt werden. Dass dies notwendig ist, haben missvergnügt derweilen auch die Altparteien und die Scholz-Regierung erkannt. Der Russland-Ukraine-Krieg, die westlichen Waffenlieferungen an die Ukraine  und die daraus drohende Gefahr, dass auch die EU-Staaten unversehens zur direkten Kriegspartei werden, haben die politisch verursachte Schwächung der Bundeswehr nunmehr unübersehbar und höchst bedenklich werden lassen.

Finanzieren will die Scholz-Regierung das Wieder-Ertüchtigen der deutschen Streitkräfte durch Ermächtigung zur Kreditaufnahme, also auf Pump wie auch schon zu vieles Andere. Doch diese Ermächtigung wird vom Regelwerk der Schuldenbremse ausgenommen. Die zusätzliche 100-Milliarden-Verschuldung wird einfach als „Sondervermögen“ getarnt und dann auch noch im Grundgesetz verankert. Peter Boehringer von der AfD, der einzigen wirklichen Oppositionspartei, hat sich in der Bundestagsdebatte am 27. April entschieden gegen dieses Umgehen der Schuldbegrenzung geäußert. Hier der Text nach seinem Redemanuskript:

„Frau Präsidentin, wir beraten heute einen heiklen Gesetzentwurf. Der zwar in der materiellen Absicht begrüßenswert ist – Auflösung eines langjährigen Investitionsstaus bei der Bundeswehr–, der aber haushaltsrechtlich und auch verfassungsrechtlich bedenklich ist.

Die Verfassung wird missbraucht

Zunächst: Wir sind grundsätzlich gegen Sondervermögen, weil sie die reguläre, transparente Entscheidungsfindung des Bundestags über den Haushalt beeinträchtigen. Und nun gar noch eine Absicherung über eine Grundgesetz-Änderung! Dieses Sondervermögen wird so nicht nur – Zitat des Finanzministers: ‚neben der Schuldenbremse stehen‘ – es steht faktisch sogar neben dem Haushalt! Die Verfassung wird missbraucht, wenn man eine konkrete Budgetzahl ins Grundgesetz schreibt und so ohne Not einen illegitimen Nebenhaushalt begründet! So etwas macht man nicht – völlig ungeachtet des Ziels „ordentliche Ausrüstung der Bundeswehr“, was die AfD seit Jahren recht einsam fordert.

Ausgerechnet eine linke Regierung will hier etwas tun, das wir zuletzt vor 130 Jahren gesehen haben: Unter Bismarck wurde der Militäretat für mehrere Jahre festgeschrieben – das sogenannte ‚Septennat‘-System. Und ausgerechnet die Ampel will nun in ähnlicher Weise die demokratische Kontrolle einschränken.

Die Mittel für die Bundeswehr gehören in den Kernhaushalt, die GG-Änderung ist unnötig

Die Bundeswehr-Mittel gehören regulär  ohne Einführung eines Sondervermögens im Kernhaushalt eingestellt. Und es ist doch ohnehin gar keine Frage: Die Mehrheit für diese Investitionen, wie wir sie schon seit Jahren fordern, wäre hier im Haus problemlos gesichert: Es gäbe dafür auf lange Jahre über 80 Prozent Zustimmung! Sie bräuchten keine Grundgesetz-Änderung!

Lassen Sie uns also ehrlich sein: Diese Konstruktion dient ausschließlich der Umgehung der Schuldenbremse: Das Sonder­vermögen bekommt sogar eine eigene Kreditaufnahme-Möglichkeit. ohne festgelegte Tilgungsfristen und ohne Anrechnung auf die verfassungsrechtlichen Schuldenobergrenzen.

Das ist permanenter Rechtsbruch

Schon seit 2020 setzt die Regierung die Schuldenbremse immer wieder ‚ausnahmsweise‘ aus und nutzt die Mittel auch noch zweckentfremdet. Das ist permanenter Rechtsbruch, was außer der AfD aber offenbar niemanden stört. Und auch heute ist wieder eine Zweckentfremdung der Mittel angelegt, denn diese dürfen nach dem Gesetzentwurf mit dem Namen ‚Bundeswehr-Sondervermögensgesetz‘ leider nicht nur zugunsten der Bundeswehr, sondern auch für die Aufrüstung von nicht näher definierten ‚Partnerstaaten‘“ ausgegeben werden.

All das ist überflüssig und intransparent. Der Kernhaushalt spiegelt so zunehmend nur noch einen Teil der Wirklichkeit.

Natürlich, mit verschleierten  und ausgelagerten Schulden regiert es sich einfacher

Die Sozialisten im Haus werden das begrüßen. Denn natürlich regiert es sich mit verschleierten und ausgelagerten Schulden viel einfacher – so machen Sie es ja auch schon beim Klimafonds, beim ESM und bei den EU-Schuldenprogrammen. Wegen der Kausalkette von der Schuldenmonetisierung der EZB zu hoher Inflation ist dies aber fatal. Wir haben bereits asoziale 7 Prozent Teuerung.

Die Waffen, die dann ab frühestens Sommer aus dem Sondervermögen finanziert werden, werden den Ausgang des Ukraine-Kriegs nicht mehr beeinflussen, da sie erst in Jahren bereitstehen werden.
Der Ukraine-Krieg dient zwar als Anlass für ein Umsteuern bei der seit Jahren vernachlässigten Ausstattung der Bundeswehr. Diese Notwendigkeit ist jedoch uralt und keine Kriegsfolge.

Ein falscher und zugleich hochgefährlicher Weg

Wer etwas Anderes behauptet und eben doch einen Bezug zur Ukraine herstellt, der liegt nicht nur haushalterisch falsch. Sondern er sollte auch erklären, dass man die jahrzehntealte deutsche Staatsdoktrin aufgeben will, keine Waffen in Krisengebiete zu liefern. Das aber wäre dann für Deutschland nicht nur ein haushalterisch falscher, sondern zugleich ein hochgefährlicher Weg!“

Soweit der Manuskript-Text von Boehringer. Die Zwischenüberschriften sind von mir eingefügt. Den gesprochenen Wortlaut seiner Rede finden Sie hier  (Dauer 4 Minuten)

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