Aber die übrige Welt macht nicht mit – Die arabischen Emirate zum Beispiel treiben die Ausbildung in Kernkrafttechnik für ihre Bürger voran – Kernkraftstrom kostet nur ein Viertel gegenüber Strom mittels Gas – Die unendliche Geschichte von der Endlagersuche in Deutschland – Durch die radioaktiven Reste ohne „Endlager“ ist bisher niemand zu Schaden gekommen – Was über der Erde ungefährlich ist, ist es unter der Erde erst recht – Ein Gastbeitrag von Dr. Hermann Hinsch
Vor wenigen Tagen am Jahresende 2021 hat „grüne“ Politik drei weitere Kernkraftwerke abgeschaltet. Ich schrieb dazu am 30. Dezember: „Die Kernkraftwerke aufzugeben, ist eine von Deutschlands großen politischen Torheiten und Blendwerken.“ Das Blendwerk in Sachen Kernenergie und Kernkraftwerken zur Stromgewinnung besteht darin, den Bürgern weiszumachen, sie hätten diese Kraftwerke wegen radioaktiver Verstrahlung zu fürchten, wenn dort eine Unglück wie in Tschernobyl und Fukushima einträte. Mit Fehlinformation wurde ihnen dauerhaft Angst eingejagt und leider bis heute wirksam. Am 28. Dezember habe ich den Brief eines Bürgers an Niedersachsens Ministerpräsidenten Stephan Weil veröffentlicht. Darin macht er ihm klar, wie unsinnig und gefährlich dieses „Fort mit der Atomkraft“ ist. Deutsche Mainstream-Medien haben die aktuelle Abschaltung von drei Kernkraftwerken und die der letzten drei Ende 2022 zum Anlass genommen, sie zu begrüßen und immer noch als notwendig hinzustellen. Der Physiker Dr. Hermann Hinsch*) sah sich veranlasst, diese Berichterstattung zu kommentieren. Ich veröffentliche diesen Kommentar ebenfalls. Die Zwischenüberschriften sind vor mir eingefügt.
Bei Endlagern für radioaktive Abfälle nichts Neues
Oder: Suchen, um nicht zu finden (FAZ 2008)
Gastbeitrag von Dr. Hermann Hinsch
Das Hauptargument gegen Kernenergie war immer die angeblich ungelöste Endlagerfrage. Nun sorgen vor allem die „Grünen“ dafür, dass das Thema wieder groß in die Medien kommt. Es hieß bei den Kernenergie-Gegnern immer, sich mit der Frage der Endlagerung zu befassen, habe erst dann Sinn, wenn alle Kernkraftwerke abgeschaltet seien und damit kein neuer Abfall dazukomme. Dieser Zeitpunkt ist nun in Deutschland gekommen und wird gefeiert.
Die übrige Welt macht nicht mit
Aber ein leichtes Unwohlsein bleibt. Im Gegensatz zur Klimahysterie zieht bei der Strahlenhysterie die übrige Welt nicht mit. Zwar gibt es überall Strahlenhysteriker, aber in den meisten Ländern sind sie eine Minderheit. So sind z.B. im japanischen Parlament etwa 100 Abgeordnete verschiedener Parteien strikt gegen Kernenergie, aber über 500 Abgeordnete sind dafür oder jedenfalls neutral. In Finnland ist die Mehrheit der Bevölkerung für Kernenergie.
Dort geht nun bald der Kernkraftblock Olkiluoto 3 ans Netz, mit 1,6 Gigawatt. Neue Reaktoren gibt es auch anderswo, den koreanischen Reaktor Shin-Kori 4 (1,34 Gigawatt), die chinesischen Blöcke Sanmen 1 und 2 (je 1 Gigawatt), den russischen Leningrad II-1 (1,085 Gigawatt). Im August 2020 ging in den Vereinigten Arabischen Emiraten (UAE) der Reaktor Barakah 1 ans Netz und im September 2021 Barakah 2 mit je 1,4 Gigawatt.
Kernkraftstrom kostet nur ein Viertel gegenüber Strom mittels Gas
Warum macht ein Land mit so viel Sonne, Öl und den fünftgrößten Erdgasreserven der Welt so etwas? Die Sonne hilft auch dort nur tagsüber. Elektrische Energie erzeugen ganz überwiegend Gaskraftwerke. Aber die Kilowattstunde aus einem Kernkraftwerk kostet nur ein Viertel gegenüber einer mit Gas erzeugten! Zurück nach Deutschland: Hier werden umgekehrt Kernkraftwerke durch Gaskraftwerke ersetzt.
Die Emirate treiben die Ausbildung in Kernkrafttechnik für ihre Bürger voran
Etwas noch Wichtigeres läuft in den Emiraten genau entgegengesetzt wie bei uns. Wir beurteilen Orientalen falsch, da wir nur die hier eingewanderten Flops sehen. Intelligente Leute finden auch dort ihr Auskommen. Allerdings hapert es oft an der Ausbildung. Noch hat man im nuklearen Bereich viele Ausländer nötig. Sogar in der Überwachungsbehörde, welche die UAE natürlich aufbauen musste, stammen 33 Prozent des Personals von anderswo. 29 verschiedene Nationalitäten sind vertreten. Nicht nur in dieser Behörde, sondern in der ganzen Kerntechnik wird angestrebt, langfristig die Ausländer durch Einheimische zu ersetzen. Auf allen Ebenen, von den Universitäten abwärts, werden Einheimische ausgebildet.
Über den Nuklearsektor hinaus bedeutet technische Bildung, dass das Land dann kompetente Menschen für alles hat, die unsere Zeit verstehen können.
Um den Dr.-Ing.-Titel zu bekommen, muss man etwas können
Hier in Deutschland sind die meisten Studenten für Fächer außerhalb von MINT eingeschrieben (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik). Die Nicht-MINT-Fächer haben teilweise ihre Berechtigung. Es ist in ihnen aber möglich, im Gegensatz zu MINT, die Anforderungen beliebig zu senken. So kann man z.B. über einen kaum bekannten Dichter etwas zusammenschreiben, das kaum jemanden interessiert, und bekommt den Doktortitel. Um Dr. Ing. zu werden, muss man dagegen etwas zustande bringen, das Hand und Fuß hat und möglicherweise von allgemeinem Nutzen ist.
Können Leute, die schon mit den Grundrechenarten Schwierigkeiten haben, an Energiefragen beteiligt werden? Aber ja, sagen die „Grünen“. Solche Leute müssen dafür sogar Geld bekommen, wie die sogenannte „Asse-Begleitgruppe“. Oder aus einer Stellungnahme des BUND (Stellungnahme 17/2708 an den Landtag Nordrhein-Westfalen, 17. Wahlperiode: „Umweltverbände und Anti-Atom-Initiativen müssen finanziell so ausgestattet werden, dass sie Anwält*innen und Gutachter*innen in den Begleitprozessen finanzieren können. (Gleiche Augenhöhe)“
Die unendliche Geschichte von der Endlagersuche
Auf diese Art wird die Endlagerung eine unendliche Geschichte, und das soll sie ja auch werden. Allein die Suche nach einem Standort wird mindestens bis 2031 dauern, sagt Wolfram König, Präsident des Bundesamtes für Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE), im Interview mit der
Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ) vom 31.12.2021. Herr König muss es ja wissen, denn er ist von Beruf Gartenbauer! Offensichtlich kann man sich selbst als Gärtner als Dipl.-Ing. bezeichnen.
Durch die radioaktiven Reste ohne „Endlager“ ist bisher niemand zu Schaden gekommen
Worum geht es überhaupt bei radioaktiven Abfällen? Sind die gefährlich? Ich habe das in meinem Buch über die Asse dargestellt. Sie werden hin und her transportiert und gerade die Hochaktiven stehen an der Oberfläche. Nein, in der ganzen Welt seit einem halben Jahrhundert ist durch diese Abfälle niemand zu Schaden gekommen, jedenfalls nicht durch Strahlung. Mit der Gefährlichkeit von Fahrrädern nicht zu vergleichen. Halt, bei geduldigem Suchen im Internet findet man doch einen Unfall, hervorgerufen durch unglaublichen Leichtsinn. Es starben ein Mann und sein Hund (Estland, Tammiku, 1994).
Was über der Erde ungefährlich ist, ist es unter der Erde erst recht
Wenn also das Lager Gorleben mit etwa 2,5∙1019 Becquerel Aktivität über der Erde vom Standpunkt der Gefährlichkeit mit Null bewertet werden kann, wie ist dann die Gefahr durch die in der Asse tief unter der Erde liegenden Abfälle (3,8∙1015 Bq) zu beurteilen, d.h. was ist ein Zehntausendstel von Null? Eine ganz unheimliche Gefahr, der man mit einem Milliardenaufwand begegnen muss! So haben alle Abgeordneten des Deutschen Bundestages gestimmt, damals noch ohne die AfD.
Kann man da noch treuer Staatsbürger sein? Ich weiß nicht recht.
__________________________________________
*) Dr. Hermann Hinsch ist Diplom-Physiker. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Erforschung zur Endlagerung radioaktiver Abfälle. Er ist Autor der Bücher Das Märchen von der Asse, Gorleben und anderen Endlagern: – eine unendliche Geschichte und Radioaktivität – Aberglaube und Wissenschaft, beide im Kindle-Verlag erschienen. Verfasst hat er diesen Gastbeitrag in Hannover am 2. Januar 2022.