Mit Zufallsstrom mittels Sonne und Wind gibt es keine Netzstabilität – Der Aufruf des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, sich für Stromausfälle zu rüsten – Im Juni nur um Haaresbreie am Blackout vorbei – Die Kosten für die Netz- und Systemsicherheit erreichen Rekordhöhen – Die dank der Mainstream-Medien so glänzend gelungene Wählertäuschung – Auch die FAZ macht dabei mit
Ursache und Wirkung sind schon oft verwechselt worden. Das geschieht auch nach wie vor. So war kürzlich im Wirtschaftsteil der FAZ*) die folgende Information zu lesen: „Weil Leitungen für die Energiewende fehlen, steuern die Kosten für die Aufrechterhaltung einer sicheren Stromversorgung in diesem Jahr auf Rekordwerte zu.“ Zwar trifft es zu, dass es immer teurer wird, zu jeder Zeit die Stromversorgung sicherzustellen. Aber das liegt nicht daran, dass Stromleitungen fehlen, sondern daran, dass deutsche Politiker den Deutschen eine Stromerzeugung verpassen, die wetterabhängig ist. Von der dürren, mangelhaften Energiedichte einmal ganz abgesehen.
Strom mit Sonne und Wind ist unzuverlässig, also Zufallsstrom
Sonne und Wind sind, weil wetterabhängig, unzuverlässig. Mal scheint sie, mal weht er, mal aber auch nicht, und nachts ist die Sonne stets ganz weg. Zudem gibt es immer auch wieder ganze Tage, an denen diese Stromquellen beide gleichzeitig ausfallen („Dunkelflaute“). Einen FAZ-Bericht über brenzlige Situation hier. Folglich ist auch der mit Sonnenschein und Windkraft erzeugte Strom unzuverlässig. Er steht also nicht immer in der benötigten Menge zur Verfügung. Oder aber es gibt von ihm zuviel, wenn der Strombedarf geringer ist als das, was Sonne und Wind an Strom gerade liefern. Wind- und Sonnenscheinstrom sind also nur Zufallsstrom. Seine Erzeugung ist außerdem verteilt auf viele zehntausende Einzelstandorte und dort konzentriert, wo viel Wind weht und viel Sonnenschein anfällt, aber nicht dort, wo zweckmäßigerweise die herkömmlichen Großkraftwerke angesiedelt sind, nämlich nahe den Hauptzentren des Strombedarfs.
Mit Zufallsstrom und Dezentralisierung gibt es keine Netzstabilität
Die Zufälligkeit und die Dezentralisierung der Erzeugung von Alternativ-Strom bewirken, dass sich mit ihm allein die erforderliche Netzstabilität nicht sicherstellen lässt – anders, als es mit bedarfsnahen Kohle-, Gas- und Kernkraftwerken gelingt, denen das Wetter egal ist. Nur sie sind in der Lage, die Soll-Netzfrequenz von 50 Hertz stabil zu halten und die sogenannte Grundlast zu liefern, also jene Belastung des Stromnetzes, die während eines Tages nicht unterschritten wird. Kraftwerke, die beständig zu liefern vermögen, was an Strom gebraucht wird, sind grundlastfähige Kraftwerke. Wind- und Solarkraftwerke sind es nicht. Weicht die Frequenz im Stromnetz um nur 0,2 Hertz von der 50-Hertz-Sollfrequenz nach oben oder unten ab, droht Stromausfall. Noch mehr Abweichung führt zum Netzzusammenbruch und Strom-Totalausfall.
Mit immer mehr wetterwendischem Strom wird die Stromausfallgefahr noch größer
Die Unbeständigkeit von Wind- und Solarstrom, der mittels Gesetz zwangsweise und mit Vorrang ins Netz geleitet werden muss, gefährdet die Soll-Frequenz ständig. Je mehr Windkraft- und Fotovoltaik-Anlagen aufgestellt werden, verstärkt es diese Gefahr und bringt uns einem totalen Stromausfall näher und näher. Denn Strom muss im Zeitpunkt seiner Erzeugung sofort verwendet werden. Über- oder unterschreitet seine Erzeugung den jeweils gerade abgerufenen Bedarf, werden ständige Regelungseingriffe nötig, um die Soll-Frequenz zu halten. Vor der „Energiewende“ kamen im Jahr weniger als zehn solcher Eingriffe vor. Mit der Erzeugung von Zufallsstrom sind es jährlich viele tausend im Jahr geworden. Das heißt: Wir schrammen ebenso viele Male stets an der Stromausfall-Katastrophe gerade so eben vorbei. Die Stromversorgung eines Industriestaates wie Deutschland dem Zufall, also dem Wetter anzuvertrauen, ist mehr als gewagt, es ist katastrophal. Denn Katastrophen stehen bevor.
Das Bundesamt ruft die Bürger dazu auf, sich für Stromausfälle zu rüsten
Dass diese Katastrophenlage sehr real und fatal ist, zeigt die Warnung des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Dessen Präsident Christoph Unger hat in einem Gespräch mit der Tageszeitung Die Welt am 6. August alle Bürger dazu aufgerufen, sich besser für Krisenfälle und vor allem für Stromausfälle zu rüsten. Der Ausfall von Strom sei die zentrale Herausforderung für Ungers Bundesamt. Die Bundesnetzagentur müsse immer häufiger eingreifen, um Netzschwankungen auszugleichen. Nach 24 Stunden ohne Strom gäbe es bereits katastrophale Verhältnisse. Die Gefahr eines Stromausfalls nehme hierzulande zu. Jeder Einzelne sollte sich auf Krisen und Katastrophen vorbereiten. Ein Vorrat an Lebensmitteln und Trinkwasser sowie Kerzen und Streichhölzern seien wichtig. Doch vor allem solle man ein batteriebetriebenes Radio besitzen, um auch ohne Strom Zugang zu Nachrichten zu haben. Das ganze Gespräch mit Unger hier.
Im Juni nur um Haaresbreie am Blackout vorbei
Im Juni waren wir einem flächendeckenden Stromausfall schon besonders nah. Es gab erheblich weniger Alternativ-Strom, als benötigt. Die Systemsicherheit war höchst gefährdet. In Mitleidenschaft gezogen wurde das gesamte europäische Stromnetz. Näheres dazu habe ich in meinem Beitrag vom 4. Juli geschrieben (hier). Die FAZ berichtete damals***): „Mehrfach hat das deutsche Stromnetz in den vergangenen zwei Wochen auf der Kippe gestanden. Nur um Haaresbreite soll es gelungen sein, einen Blackout abzuwenden. In der nordrhein-westfälischen Landesregierung klingeln die Alarmglocken.“ Das Blatt zitierte Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP): „Das war eine deutliche Warnung, dass wir die Versorgungssicherheit genau im Blick behalten müssen.“
NRW-Minister Pinkwart über die unsichere Stromversorgung besorgt
Weiter heißt es in dem Bericht: „Weil das Land die Hauptlast des Kohleausstiegs wird tragen müssen, wächst die Sorge um die sichere Elektrizitätsversorgung für seine 18 Millionen Einwohner und die zu großen Teilen sehr energieintensive Industrie an Rhein und Ruhr.“ Nochmal Zitat Pinkwart: „Wir können uns keine Nachlässigkeiten erlauben. Deshalb wollen wir einen Stresstest für die Stromversorgung, und zwar bereits im kommenden Jahr, um mögliche Schwachstellen identifizieren zu können.“ Pinkwart und die Seinen können sich den Stresstest sparen. Die Schwachstelle ist die Energiewende mit dem Alternativ-Strom. Allein diese Schwachstelle zu beseitigen genügt. Dann steht nichts mehr auf der Kippe, dann klappt die Stromversorgung wieder so zuverlässig wie vor der Energiewende.
Die Kosten für die Netz- und Systemsicherheit steigen weiter
Zurück zu dem Bericht der FAZ vom 9. August, aus dem der anfänglich zitierte und kritisierte Satz stammt. Der Bericht informiert über Kostenangaben der Bundesnetzagentur. Danach haben allein die Maßnahmen zur Netz- und Systemsicherheit bereits im ersten Quartal des laufenden Jahres 2019 knapp 500 Millionen Euro gekostet – Kosten die in den (auch deshalb steigenden) Strompreisen den Verbrauchern aufgedrückt werden. Diese halbe Milliarde ist fast schon die Hälfte der 1,1 Milliarden, die im gesamten Vorjahr 2018 für diese Sicherungsmaßnahmen angefallen sind.
Entschädigungs- und Sicherungskosten auf bisherigem Rekordstand
Wesentlicher Bestandteil dieser Sicherungsmaßnahmen sind Entschädigungszahlungen an die Betreiber von Windkraftanlagen, wenn diese ihren (mangels Nachfrage überschüssigen) Strom nicht ins Netz einspeisen dürfen, weil sonst das Netz überlastet würde. In so einer Lage ordnen die Netzbetreiber an, den Windstrom vom Netz zu nehmen und die Windkraftanlagen (WKA) „abzuregeln“, also abzustellen. Dafür, dass sie den überproduzierten Strom nicht loswerden, sind die WKA-Betreiber nach der Gesetzeslage zu entschädigen. Allein dafür sind im ersten Quartal 2019 Entschädigungsansprüche von 364 Millionen Euro entstanden. Nach Angaben der Bundesnetzagentur sind das die bislang höchsten Entschädigungs-Quartalskosten. Hinzukommen noch die Kosten für die Reservekraftwerke und die Eingriffe in die herkömmlichen Kraftwerke durch Drosseln oder Erhöhen der Stromeinspeisung, Redispatch genannt.**) Auch diese Gesamtkosten der Versorgungssicherheit sind seit Beginn der „Energiewende“ die bisher höchsten in einem Quartal gewesen.
Neue Stromleitungen für Windstrom von Nord nach Süd machen die Versorgung nicht sicher
Die Versorgungssicherheit – schon gar nicht die einstige vor zwanzig Jahren – wird auch nicht dadurch hergestellt, dass man in Deutschland neue Stromleitungen („Stromautobahnen“) von Nord nach Süd baut, hunderte von Kilometern lang. Sie sollen den überschüssigen Windkraft-Strom aus dem windreichen Norddeutschland samt Nord- und Ostsee ableiten in die südlichen Hauptbedarfsgebiete (Ruhrgebiet, Rhein-Main-Gebiet, Raum München und das restliche Bayern). Aber diese Versorgung ist sofort hin, wenn sich mangels Wind auch im Norden die Flügel nicht drehen, denn Flauten kommen selbst dort immer wieder vor. Dann nützen auch die schönsten Leitungen nichts. Die Versorgungssicherheit ist dahin.
Die so glänzend gelungene Wählertäuschung – dank der Medien des Mainstream
Trotz allem wollen die deutschen Politiker – außer die der AfD – die Finger von der Energiewende nicht lassen, halten eisern an ihr fest, laufen wie die Lemminge mit im Strom der unbelehrbaren CO2-Fanatiker und einfältigen Klimaschutzgläubigen. Und betreiben Wählertäuschung, die mit Hilfe der Mainstream-Medien bisher leider so glänzend gelungen ist. Zu diesen Medien gehört leider auch die FAZ. Sie versteht sich noch immer als Qualitätsblatt, was sie in Teilen auch noch ist. Von so einem Blatt muss man erwarten, dass es seine Leser zutreffend und nicht bloß einseitig informiert. Das aber geschieht in Sachen Klimaschutz- und Energiewendepolitik nicht. Hier ist die FAZ ordnungspolitisch heruntergekommen. Denn diese Politik ist massiver Staatsinterventionismus. Das Blatt hat sich völlig auf die Seite der Interventionisten geschlagen, die sie wärmstens unterstützt.
Über Folgewirkungen der Energiewende nur zu berichten, genügt nicht
Es genügt nicht, hin und wieder über „Chaotische Zustände im deutschen Elektrizitätsnetz“ zu berichten (FAZ vom 2. Juli, Seite 16), aber sonst der Klimaschutz-und-Energiewende-Propaganda im Blatt freien Lauf zu lassen. Es genügt nicht, die Folgen des Ausstiegs aus der Kohlestromerzeugung als ein „Fass ohne Boden“ auszumalen (FAZ vom 17. Januar, Seite 1), aber sich den Folgerungen daraus zu verweigern. Es genügt nicht, nur zu erklären „Warum der Strom in Deutschland so teuer ist“ (FAZ vom 6. August, Seite 16), aber es dabei zu belassen. Es genügt nicht, für die Leser „Chaostage im Stromnetz“ zu registrieren (FAZ vom 19. Juli, Seite 19), aber es dann der Bundesnetzagentur durchgehen zu lassen, mit schärferen Strafen gegen solche Chaostage hantieren zu wollen, die letztlich auf ein Missachten von physikalisch-technischen Tatsachen zurückgehen.
Wozu sich die FAZ nicht aufrafft
Sachlich durchaus korrekt kommentiert die FAZ (17. Januar, Seite 1): „Der Kohleausstieg hat Folgen für das ganze Land. Selbst die Nachbarstaaten werden das merken, weil sie sich nicht mehr auf deutsche Stromlieferungen verlassen können. Im Land selbst reichen weder das Angebot noch die Leitungen aus, um die hochfliegenden Träume von einer immer sicheren Versorgung mit Ökostrom Realität werden zu lassen. Nach dem Atom- und dem Kohleausstieg werden viele neue Gaskraftwerke gebaut werden müssen, um eine sichere Grundversorgung anzubieten, und sei es nur für wenige hundert Stunden im Jahr. Das kostet viel Geld und wird den durch die Stilllegungen verknappten Strom teurer machen – mit allen Folgen für die Industrie und Arbeitsplätze. Milliardenbeträge werden fällig als Entschädigung für die Stromkonzerne. Dafür aufkommen werden alle Steuerzahler und Stromverbraucher. Die Kosten von jährlich 30 Milliarden Euro zur Förderung des Ökostromausbaus sind nur ein Anfang. Die finanziellen und politischen Risiken eines – noch so gut begründeten – Ausstiegs aus der Kohle bleiben groß.“ Und dabei soll es bleiben? Die FAZ rafft sich in ihren begleitenden Kommentaren nicht dazu auf, eine entschiedene Gegenmeinung zu äußern und ein Ende der Klimaschutz- und Energiewendepolitik zu verlangen.
Und das soll Marktwirtschaft sein?
Zwar las man neulich, Hoffnung schöpfend (31. Juli, Seite 1, Autor: Reiner Burger) „Die Energiewende braucht eine marktwirtschaftliche Generalrevision.“ Dazu als Lichtblick die klare Erkenntnis: „Auf welchen Teilaspekt man auch schaut: Die Energiewende ‚made in Germany’ ist bislang ein sich selbst diskreditierendes System.“ Und eines mit „systematischen Fehlanreizen“. Deshalb müsse das Motto für die dringend notwendige Generalrevision, für die Rettung der Energiewende lauten „Mehr Marktwirtschaft wagen“. Aber wie die marktwirtschaftliche Generalrevision aussehen soll, erfährt der Leser aber nicht, sondern nur dies: „Ein Hoffnungszeichen ist, dass sich die Bundesregierung endlich ernsthaft mit einer konsequenten CO2-Bepreisung befasst.“ Und das soll Marktwirtschaft sein? Man ist erschüttert.
Leserbriefe mit nur Feigenblattfunktion decken den FAZ-Qualitätsanspruch nicht ab
Außerdem auch hier wieder der Satz (diesmal mit Berufung auf den Bundesrechnungshof): „Verschärft wird die Lage durch den schleppenden Ausbau der Netze, der schon jetzt ein ‚zunehmendes Risiko für die Versorgungssicherheit’ darstellt.“ Nein, das Risiko für die Versorgungssicherheit ist nicht der schleppende Netzausbau, sondern die Energiewende selbst und als Ganzes. Nur in gelegentlichen Leserbriefen lässt das Blatt die eine oder andere Gegenstimme zu Wort kommen. Es sind Feigenblätter. Leserbriefe, die nur Feigenblattfunktion haben, decken den Qualitätsanspruch nicht ab. So gewinnt man Leser nicht, so vertreibt man sie. So gräbt das Blatt mit an seinem eigenen Grab.
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*) FAZ vom 9. August 2019, Seite 15. Den Bericht der Bundesnetzagentur über die Netz- und Systemsicherheitsmaßnahmen im ersten Quartal 2019 (Stand: 18.07.2019) im Original finden Sie hier.
**) Für die Netz- und Systemsicherheit sind die Netzbetreiber gesetzlich ermächtigt und verpflichtet, bestimmte Maßnahmen zu ergreifen, zur Aufrechterhaltung der Sicherheit und Zuverlässigkeit der Elektrizitätsversorgung aufrechtzuerhalten. Es gibt dafür folgende verschiedene Maßnahmen:
– Redispatch: Drosselung und Erhöhung der Stromeinspeisung von Kraftwerken nach vertraglicher Vereinbarung oder einem gesetzlichen Schuldverhältnis mit dem Netzbetreiber unter Ersatz der Kosten Reservekraftwerke: Einsatz von Kraftwerken zur Beschaffung noch fehlender Redispatchleistung aus der Netzreserve nach vertraglicher Vereinbarung unter Ersatz der Kosten
– Einspeisemanagement: Abregelung von Stromeinspeisung aus Erneuerbaren Energien- und KWK-Anlagen auf Verlangen des Netzbetreibers mit Entschädigung
– Anpassungsmaßnahmen: Anpassungen von Stromeinspeisungen und/oder Stromabnahmen auf Verlangen des Netzbetreibers, wenn andere Maßnahmen nicht ausreichen, ohne Entschädigung
(Quelle hier).
***) „FAZ vom 11. Juli, Seite 17, mit der Überschrift „Nordrhein-Westfalen will Stresstest für das Stromnetz. Der Kohleausstieg setzt die Landesregierung in Düsseldorf unter Spannung.“