Ein unermüdlicher Kämpfer

Für Freiheit und Recht, für Wettbewerb und wirtschaftliche Vernunft – Der Nationalökonom Hans Willgerodt und Auszüge aus einigen seiner Briefe

Wohl hat jeder Mensch einen Namen, aber nicht alle schaffen es, sich einen Namen zu machen. Zu denen, die sich einen Namen zumindest in der ökonomischen Fachwelt gemacht haben, gehört der Wirtschaftswissenschaftler Hans Willgerodt. An diesem 26.Juni jährt sich sein Todestag. Hans Willgerodt war ein hervorragender Ökonom, ein unermüdlicher Kämpfer für Freiheit und Wettbewerb in der Ordnung von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, für eine freiheitliche Rechtsordnung, für eine an der wirtschaftlichen Vernunft ausgerichteten Wirtschaftspolitik und für die Beständigkeit einer solchen Politik, also gegen das hektische Hin und Her, Hüh und Hott im politischen Alltag.Wer Maßstäbe und Orientierung in diesem Geschehen suchte, war bei ihm gut aufgehoben. Er sezierte es und brachte die Dinge auf den Punkt.

Mit verbalem Florett gegen Zeitgeist und Mainstream

Es war ein Genuss, Willgerodt zuzuhören, wenn er in einer Veranstaltung aufstand, seine Einwendungen vorbrachte, Gegenvorstellungen entwickelte oder zuvor Geäußertes Punkt für Punkt auseinandernahm. Wenn er dabei aneckte, machte ihm das kein bisschen aus.Zeitgeist und Mainstream waren ihm zuwider. Mit Leidenschaft provozierte er sie und polemisierte gegen sie, stets klug und mit dem verbalen Florett, dabei oft amüsant und nie langweilig.

Geprägt von preußischen Tugenden und Denkern der Aufklärung

Dass seine Auffassungen in der politischen Realität kaum Gehör fanden, geschweige denn sich durchsetzten, trug er mit ironischer Fassung.  In seinen Wertvorstellungen war er geprägt von preußischen Tugenden und liberalen Geistesgrößen der Aufklärungszeit und in dieser Haltung unbeugsam. Wichtig war für ihn das Denken in Gesamtzusammenhängen. Wenn er sprach, geschah das mit rhetorischem Glanz und druckreif, in der Form überaus höflich, in der Sache knallhart. Die Publizistin Karen Horn hat ihn in der FAZ, als er achtzig wurde, bezeichnet als einen Menschen mit sozialem Gewissen und zugleich als einen scharfen Kritiker des Wohlfahrtstaates, weil ein solcher Staat die individuelle Freiheit unter sich begrabe.

Pointiert, wortgewandt, witzig

In einem Nachruf hieß es über ihn: „Bis zuletzt hat sich Willgerodt in den wirtschaftspolitischen Debatten zu Wort gemeldet – so pointiert, wortgewandt und mitunter auch witzig, wie man es von ihm seit Jahrzehnten gewohnt war.“ Und: „Er war einer der großen Vordenker der Ordnungspolitik, hat Generationen von Ökonomie-Studenten geprägt und war eine feste Größe in den wirtschaftspolitischen Debatten der Bonner Republik“  – darin also ein würdiger Neffe seines Onkels Wilhelm Röpke, der zu Geistesgrößen des Ordoliberalismus zählt. Als Nachfolger auf dem Lehrstuhl von Alfred Müller-Armack, der in der deutschen Wiederaufbauzeit nach dem Zweiten Weltkrieg den Begriff „Soziale Marktwirtschaft“ geprägt hat, lehrte Willgerodt von 1963 bis zu seiner Emeritierung 1989 als Ordinarius an der Universität Köln.

Mitglied im „Kronberger Kreis“

Ich selbst habe Willgerodt näher kennen und schätzen gelernt 1984 beim Kronberger Kreis, wie sich der Beirat des Frankfurter Instituts für wirtschaftspolitische Forschung (heute: Stiftung Marktwirtschaft) nach seinem Tagungsort Kronberg im Taunus) benannt hat. Ich war von diesem Kreis damals beauftragt worden, eine Vorlage gegen die Verstrickung und den Widersinn der europäischen Agrarpolitik zu schreiben, und Willgerodt im Kronberger Kreis derjenige, der meinen Text gegenlas und mit mir besprach. Mitglieder des Kreises neben Willgerodt sind  damals Wolfram Engels, Armin Gutowski, Walter Hamm, Wolfgang Stützel und Carl-Christian von Weizsäcker gewesen – alles namhafte Ökonomieprofessoren, ferner als einziger Jurist Wernhard Möschel. Diese Vorlage ist 1985 als Buch erschienen. Titel: Verordnete Verschwendung – Für eine neue Agrarordnung in Europa.

Es wird viel zu viel regiert

Viele Jahre später hat sich aus dieser ersten Beziehung zu Willgerodt der eine und andere Briefwechsel ergeben. In einem Brief an mich vom 21.Mai 2007 wehrt Willgerodt die Zustimmung zu einem seiner Aufsätze auf selbstironische Weise folgendermaßen ab: „Ich scheine nun wirklich nicht nur dem Kalender nach uralt geworden zu sein, weil man mich mehr lobt als früher und weniger tritt. Im Kampfgetümmel war man einst oft Zielscheibe. Ich muss einmal etwas für meinen schlechten Ruf tun.“  Am 21. November 2007 schrieb er, der ständige Ruf nach irgendwelchen Reformen erschrecke ihn: „Ein sehr großer Teil der auf uns herabregnenden Reformen ist vollkommen überflüssig oder schädlich, zum Beispiel im Schul- und Hochschulwesen. Alles Neue gilt heute als gut und alles Alte als ‚reformbedürftig’. Es wird viel zuviel regiert.  Warum jedes Jahr ein Jahressteuergesetz? Man schicke sämtliche Steuerabteilungen der Finanzministerien für ein Jahr in bezahlten Urlaub! Und die entsprechenden Parlamentsausschüsse dürften so lange nicht tagen.“

War das Opportunismus?

Im gleichen Brief schildert er einen Vorfall von 1942  – damals 18 Jahre alt – und äußert sich zu seinem Verhalten während der Nazi-Herrschaft: „Zivilcourage ist unbedingt nötig, genügt allein aber nicht. Ich habe 1942 einmal meinem Kompaniechef, einem Oberleutnant und Juristen, widersprochen, woraufhin er am nächsten Sonntag in der Kompaniebelehrung die ganze Kompanie eine ganze Stunde lang nach Juristenart über mein ‚unmögliches’ Verhalten belehrt hat. Ich habe aber den Konflikt nicht weitergetrieben. War das Opportunismus? Ich wollte mir die Chance nicht verderben, als Sanitätsoffiziersnachwuchs zugelassen zu werden und damit mindestens teilweise dem Fronteinsatz für das (mir) verhasste Regime zu entgehen. Als sich später herausstellte, dass dieser Offizier und Jurist sich geirrt hatte, hat er immerhin eine Art von Versöhnungsgeste folgen lassen.“

In der Nazi-Zeit viel riskiert, aber das Risiko stets wohlkalkuliert

„In der NS-Zeit stand ich ständig in dem Konflikt des Abwägens zwischen erfolgloser und nutzloser Courage und dem Punkt, an dem man unter keinen Umständen nachgeben konnte. Die bei allen Punkten bedingungslosen Helden, die damals umgebracht worden sind, fehlen uns heute.Ich habe als Gegner des Regimes vieles riskiert, aber immer darauf geachtet, mein Risiko gerade noch zu kalkulieren und alle Schliche auszunutzen, um das Regime zu überlisten. Mit reiner Seele kann man ein solches System nicht überleben.“

Zum Diplomaten nur gelegentlich tauglich

„Als das alles dann 1945 vorbei war, fasste ich den festen Vorsatz, von nun an den Mund auch dann aufzumachen, wenn das nicht ‚opportun’ war. Dies in einer Form zu tun, die niemanden verletzt, ist mir nicht immer gelungen. Meiner Laufbahn hat das teilweise geschadet, aber dass man einen ‚Unverträglichen’ wie mich trotzdem mit zwei Rufen auf Lehrstühle bedacht hat, spricht für die alte Universität als (inzwischen abgeschaffte) Gelehrtenrepublik. Zum Diplomaten tauge ich nur gelegentlich, habe allerdings bei den Universitätskämpfen der 70er Jahre mit ruhiger Argumentation und Unnachgiebigkeit meiner Universität ein Jahrzehnt der Ruhe verschafft. Selbstverständlich haben Universität und Fakultät dies inzwischen vergessen.“

Gegen den Vermögensraub durch die Regierung Kohl

Hans Willgerodt ist m.W. der einzige deutsche Wirtschaftswissenschaftler, der entschieden dagegen aufgetreten ist, dass die Bundesregierung unter Bundeskanzler Helmut Kohl nach dem Untergang der DDR die 1945 bis 1949 von den Kommunisten geraubten Vermögen nicht an die Eigentümer-Familien zurückgegeben, sondern in rechtswidriger Weise wie ein Hehler an andere verkauft hat.Für alle übrigen (Ausnahme: Walter Hamm in Marburg) war diese abermalige Verletzung des Eigentumsrechts als ein Bestandteil der politischen Verfolgung in der einstigen Sowjetischen Besatzungszone kein Thema.Zwischen Willgerodt und mir hat es aus den Jahren seit 1993 – auch zu diesem Thema – immer wieder gelegentlichen Briefwechsel gegeben.  Mit den Rechtsverstößen gegen die sogenannten Alteigentümer und mit der politischen Absicht, sie in den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wiederaufbau der neuen Bundesländer  gerade nicht einzubinden, hat er sich wiederholt befasst und sich darüber empört. Am 10.Juli 1993 schrieb er mir:

Herumreiten auf falschen juristischen Dogmen

„Die reinen Juristen des BMF unterdrücken alle volkswirtschaftlichen und finanzpolitisch wirklich durchdachten Konzepte und erhöhen damit die Haushaltsmisere. Auf den Einfall, dass die Entschädigung der SED-Opfer tunlichst nicht in Geld geleistet werden sollte, sondern in natura und östlichen Anlagetiteln, kommen diese Leute nicht. Der Aufbau im Osten ist ihnen im Grunde egal, Hauptsache, sie können auf falschen juristischen Dogmen herumreiten, etwa dem, es handele sich um eine Art von Konkursfall, für den die alte Bundesrepublik keine Verantwortung trage (solcher Unsinn wird sogar von Spitzenbeamten des Justizministeriums mir gegenüber vertreten). Ich höre auch sonst, dass im Bundesfinanzministerium Volkswirte planmäßig unterdrückt und mit juristischen Argumenten mattgesetzt werden. Von einer Pflege der Steuerquellen haben diese Leute noch nie etwas gehört.“

Die Kriecherei der Juristen vor dem positiven Recht

In einem Brief an mich vom 20.Februar 1994 macht er seinem Ärger auf diese Weise Luft: „Was unser heutiges  Enteignungs-.Und Entschädigungsproblem angeht … müsste man irgendwann überlegen, einen Schritt weiterzugehen und die amtliche Politik als fortgesetzten Nationalsozialismus und Kommunismus anprangern. In dieser Republik hat es sich schon früher nicht empfohlen, Gegner und Opfer des Nationalsozialismus gewesen zu sein, wie ich an der Behandlung meiner Familie in der Bewirtschaftungszeit nachweisen kann, die von braun-roten Bewirtschaftungsbehörden planmäßig schikaniert wurde und nur bei der Besatzungsmacht einen sehr beschränkten Schutz gefunden hat. Heute empfiehlt es sich nicht, Gegner und Opfer des Kommunismus gewesen zu sein. Die Kriecherei der Juristen vor dem ‚positiven’ Recht Sowjetdeutschlands ist skandalös.“

Selten ist in Deutschland so faustdick gelogen worden

Am 5.Juni1994 schrieb er mir: „Eine neue ostdeutsche Agrarelite  will sich, unterstützt von erheblichen Subventionen, das Geraubte aneignen und nicht nur Alteigentümer, sondern auch Ostdeutsche verdrängen. Das Wort ‚Bodenreform’, die erhalten bleiben müsse, wird vor Unkundigen als Kampf gegen den Großflächenbesitz ausgegeben, obwohl es nur um den neuen Großflächenbesitz geht und man vermutlich die Kleinbauern ohnehin zum Verkauf veranlassen will. Selten ist in Deutschland so faustdick gelogen worden.“ Und im gleichen Brief weiter: „Daß sich der Bauernverband nicht rührt, hat wohl seinen verbandspolitischen Grund: Die Inhaber neuer Vollerwerbsbetriebe im Ost sind zum erheblichen Teil keine Alteigentümer, sondern alte LPG-Führungsgenossen, die die dortige Agrarpolitik in der Hand haben. Als Bauernverbandsmitglieder sind sie wohl wichtiger.“

Willgerodts letztes Buch

Willgerodts letztes Buch ist 2011 erschienen, ein Jahr vor seinem Todesjahr. Er hat das Erscheinen also noch erlebt. Es ist ein Sammelband mit 21 Beiträgen aus seiner Feder, aber nur eine Auswahl, denn geschrieben hat Willgerodt weitaus mehr. Das Buch trägt den Titel „Werten und Wissen“ und enthält „Beiträge zur Politischen Ökonomie“, wie es im Untertitel heißt. Nicht er selbst hat das Buch herausgegeben, sondern zwei, die im liberal-konservativem Geist seine Mitstreiter sind: die Nationalökonomen Rolf Hasse und Joachim Starbatty. Einer von diesen Beiträgen befasst sich mit dem Thema „Enteignung als ordnungspolitisches Problem“. Es ist ein Vortrag gewesen. Gehalten hat ihn Willgerodt im November 1992.

Eine zunächst noch unklare Gesetzeslage zu den Opfern von 1945 bis 1949

Damals, zwei Jahre nach der deutschen Einheit, wurde noch am Entschädigungsrecht gearbeitet, dafür wichtige Gesetze gab es noch nicht, und was wir heute über die Gesetzessystematik für die Wiedergutmachung an den Opfern politischer Verfolgung und anderem Unrecht in der SBZ- und in der DDR-Zeit wissen, war damals teils noch nicht hinreichend geregelt, teils gedanklich unzulänglich durchdrungen, also unbekannt und verwirrend. Vor diesem Hintergrund des unvollständigen Wissens darüber, was zugunsten oder zulasten der Opfer werden könnte und werden würde, ist der Beitrag Willgerodts heute zu lesen. Doch will ich das hier nicht näher erläutern, sondern nur ein paar Sätze oder Gedanken daraus zitieren, die in ihrem Gehalt noch heute Bestand haben:

Die Alteigentümer am ostdeutschen Wiederaufbau gehindert

So beklagt Willgerodt, dass so gut wie kein Gedanke darauf verwendet worden ist, „wie man durch geeignete Regelungen die Alteigentümer für den Wiederaufbau in ihrer alten Heimat besonders motivieren kann. Im Gegenteil: ….Man scheint sich darin einig zu sein, dass die Alteigentümer so weit wie irgend möglich von der Teilnahme am ostdeutschen Wiederaufbau ferngehalten werden sollen.… Es handelt sich auch hier um die Fortsetzung des Sozialismus mit anderen Mitteln.“ Jetzt wissen längst: Man war sich einig, sie sollten wirklich ferngehalten werden. Übrigens hätte es einer besonderen Motivation für die Alteigentümer gar nicht bedurft. Es hätte völlig genügt, sie an der Rückkehr nicht so massiv zu hindern, wie es geschehen ist.

Ein kostspieliges Ressentiment gegenüber den Alteigentümern

Ferner nimmt Willgerodt die Argumentation der damaligen Bundesregierung unter Helmut Kohl auseinander, wonach die in der SBZ politisch Verfolgten ihre Vermögenswerte nicht zurückerhalten dürften.  Auch zeigt er auf, wie sich die Rückgabe bewerkstelligen lässt, selbst wenn man an der These festhält, alle diese Vermögensenteignungen hätten eine besatzungsrechtliche oder besatzungshoheitliche Grundlage, würden also dem vorgeblichen Sowjetischen Rückgabeverbot unterliegen. An anderer Stelle schreibt Willgerodt: „Es besteht ein kostspieliges Ressentiment in Ost und West gegenüber Alteigentümern, obwohl oder vielleicht sogar weil sie bereit waren, in der alten Heimat auch unter Opfern am Wiederaufbau teilzunehmen.“

Eine Vermögensrückgabe hätte vieles erleichtert

Willgerodt kritisiert, wie sich die sogenannte Privatisierung der geraubten Vermögen durch die Treuhandanstalt vollzog, und schreibt:  „Eine sofortige und mit Nachdruck betriebene Rückgabe an die alten Eigentümer hätte das zu lösende Problem wirtschaftlich und administrativ wesentlich erleichtert.…  Die Treuhandanstalt und andere Verfügungsberechtigte wären in erheblichem Umfang von Verwaltungsarbeit für die Verkaufsverhandlungen entlastet worden.“  Dieses Wenige aus dem Beitrag mag beispielhaft für Willgerodts Haltung gegenüber dem rechtwidrigen und widersinnigen Umgang mit den geraubten Vermögenswerten durch den vermeintlichen Rechtsstaat Deutschland stehen.Er zerpflückt die Vorgänge und Verfahrensweise auf intellektuell hohem Niveau.

Meist unbeachtet, weil in Festschriften vergraben

Dieses sein letztes Buch hat er mir selbst zugeschickt. Im Begleitbrief schrieb er, damals 87 Jahre alt: „Lieber Herr Krause, ich habe seit langer Zeit nichts mehr von mir hören lassen, lebe aber trotzdem noch. Den Grund füge ich bei, nämlich einen Sammelband mit einem ausgesuchten Teil meiner Schriften, die meist unbeachtet geblieben sind, weil sie in Festschriften vergraben waren. Ich habe versucht dasjenige in den Vordergrund zu rücken, was die herkömmliche Ökonomie im gewollten Missverständnis von Max Weber aus der Diskussion verbannen wollte. Ich habe das Fach gerade wegen seiner unvermeidlichen Werthaltigkeit studiert, weil mich menschliche Schicksale nach 12 Jahren Nationalsozialismus in ihren politischen Bezügen mehr interessiert haben als in ihren medizinischen Bezügen, denen ich mich zuerst zugewandt hatte.“

Die Wirtschaft – ein zerbrechliches Spielzeug in der Hand von Idioten

Zur politischen Lage in Deutschland und dazu, dass Kanzlerin Merkel alle jene beiseite geräumt hat, die ihr die Kanzlerposition hätten streitig machen können, schrieb er im gleichen Brief dies: „Nachdem alle Alternativen zu Merkel planmäßig und der Reihe nach von ihr abgeschossen worden sind, wird ihr näher rückendes Scheitern zum Problem. Der Bundestag scheint als Zentrum der Entscheidung ausgeschaltet worden zu sein.Für politische Systeme scheint der Selbstmord die übliche Todesart zu sein, was ja schon für die Weimarer Republik zugetroffen hat, deren Ende völlig überflüssig gewesen ist. Maßgebend waren dafür schon damals Big Banking, Big Business einschließlich der Großagrarier, vor allem aber die Großpublizisten mit Hugenberg und die selbstmörderischen Sozialdemokraten. Bisher funktioniert aber noch die Wirtschaft und verhält sich wie ein zerbrechliches Spielzeug in der Hand von Idioten. Auch regt sich allmählich Widerstand in Deutschland, den wir verstärken müssen. Aber das genügt nicht.“  Dieser Brief vom 4.August 2011 war der letzte Brief, den ich von ihm erhalten habe.

Vergeblich vor den „Euro-Rettungsschirmen“ gewarnt

Diese Beispiele für das Denken von Hans Willgerodt müssen genügen. Noch Ende 2011 hat Willgerodt versucht, zusammen mit 46 Kollegen, in einem Offenen Brief, gerichtet an die Mitglieder der FDP-Bundestagsfraktion,  vor den Euro-Rettungsschirmen zu warnen, um die Europäische Union vor dem Einstieg in eine Euro-Verschuldungsgemeinschaft zu bewahren. Wir wissen: Es war vergeblich.Ich habe diesen aufrechten Mann sehr verehrt. Gestorben ist Hans Willgerodt in der Nacht vom 25.auf den 26.Juni 2012 im Alter von 88 Jahren und beerdigt auf dem Friedhof von Schwarmstedt. Geboren wurde er am 4.Februar 1924 in Hildesheim.

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