Auch Sozialismus ist Kapitalismus

Eine Anmerkung zur Bezeichnung der freien Markwirtschaft als Kapitalismus – Kapital ist schon das kleinste Werkzeug – Kapitalismus herrscht prinzipiell überall, wenn auch in vielerlei Spielarten – Was eine freie Marktwirtschaft ausmacht – Marktwirtschaft „Kapitalismus“ zu nennen, macht sie verächtlich – Nicht Geißel der Menschheit, sondern ihr Wohltäter 

Viele verwenden das Wort Kapitalismus, wenn sie mit ihm die freie Marktwirtschaft meinen, vielleicht sogar auch die „Soziale Marktwirtschaft“. Der Begriff Kapitalismus ist schon alt, wurde im heutigen Sinn erstmals von Richard de Radonvilliers 1842 verwendet und ist im Wesentlichen bekannt als marxistisch-leninistisches Vokabular. Sozialisten meinen mit Kapitalismus die freie Marktwirtschaft, die sie als kalt, herzlos, und unsozial darstellen. Vermittelt durch den Sozialismus, wird der Begriff mit einem schlechten Leumund versehen und von Sozialisten in abfälliger Weise verwendet: Kapitalismus (= „schlecht“) als Gegensatz zum Kommunismus/Sozialismus (= „gut“).

Anhänger der Marktwirtschaft lassen sich dazu verleiten, die freie Marktwirtschaft ebenfalls Kapitalismus zu nennen. Ich selbst vermeide das: erstens, weil er von den Gegnern der Marktwirtschaft diffamierend gemeint ist, und zweitens, weil auch Sozialismus/Kommunismus Kapitalismus sind, denn ohne Kapital (Geld- und Sachkapital) kommen auch diese beiden anderen Wirtschafts- und Gesellschaftsformen nicht über die Runden. Allerdings schaffen sie das, wie die reale Erfahrung zeigt, auch  m i t   Kapital nicht. Trotzdem stellen ihre Verfechter die Marktwirtschaft als Geißel der Menschheit hin. Tatsächlich ist sie deren Wohltäter.

Kapital ist schon das kleinste Werkzeug

Kapital wird (als Geld- und als Sachkapital) in jeder Wirtschafts- und Gesellschaftsform benötigt. Kapitalgut (Sachkapital) ist ja auch schon das erste primitive Handwerkszeug  der Steinzeitmenschen gewesen oder das selbst hergestellte Fischernetz von Robinson Crusoe auf seiner einsamen Insel – übrigens ein anschauliches Beispiel dafür, dass man erst sparen muss (nämlich gefangene Fische zurücklegen), um investieren zu können, nämlich Zeit zu opfern, um dieses Investitionsgut Netz herzustellen und während des Herstellens von den zurückgelegten Fischen zu leben, die Robinson in dieser Zeit nicht fangen kann. So kommt man zu was. Aber von dieser soliden Wirtschaftsweise haben wir uns mit dem Schuldgeldsystem und der Geldschöpfung aus dem Nichts (Fiat-Geld) längst entfernt – am Ende zum Schaden aller, wie sich immer sichtbarer herausstellt.

Kapitalismus herrscht prinzipiell überall, wenn auch in vielerlei Spielarten

Ohne Kapital läuft also nichts, ohne Kapital kommt keine Gesellschaft aus – wie immer sie politisch verfasst ist. In diesem Sinn herrscht Kapitalismus überall. Es kommt aber sehr darauf an, wie dieser Kapitalismus politisch und inhaltlich ausgestaltet ist, nach welchen Grundsätzen, welches Rahmenwerk ihn umgibt, unter welchen gesetzten Bedingungen er stattfindet und bei wem die Entscheidungsbefugnisse liegen. Daher gibt es Kapitalismus in vielerlei Spielarten. Entscheidend ist die Frage, wem das Kapital gehört und wer über die Verwendung des Kapitals verfügt und bestimmt: der Staat oder Private? Bestimmt darüber der Staat, ist den Menschen diese Selbstständigkeit genommen, dann haben sie eine wesentliche Freiheit verloren. Der Staat mag zwar in Teilen noch eine Marktwirtschaft sein, denn ganz ohne Märkte sind selbst totalitäre Staaten nicht, mögen es auch nur Schwarzmärkte und Marktruinen sein, aber eine wirkliche, also eine freie Marktwirtschaft ist er nicht.

Was eine freie Marktwirtschaft ausmacht

Bestimmen über die Kapitalverwendung dagegen Privatpersonen, also darüber, wie und wo und wofür ihr Kapital eingesetzt (investiert) wird, dann verfügen sie über einen wesentlichen Teil von wirtschaftlicher Freiheit, dann ist dies das entscheidende Element dafür, dass es sich um eine freie Marktwirtschaft handelt. In einer solchen Marktwirtschaft investieren private Selbständige als Einzelunternehmer oder in Form von Unternehmen in Produkte (Waren und Dienstleistungen), von denen sie wissen oder vermuten, dass die anderen Menschen, die Verbraucher, sie begehren und kaufen und auf diese Weise je nach ihrem Bedarf sowie nach Lust und Laune ihre Konsumentenfreiheit ausleben. Auch Konsumentenfreiheit ist wirkliche Marktwirtschaft. Und der Staat greift als Obrigkeit allenfalls wenig bis gar nicht in das Marktgeschehen ein, er setzt nur einen Rechtsrahmen, eine Benimm-Ordnung, an die sich die Marktteilnehmer zu halten haben, sich aber sonst zum Wohl der Menschen und ihrem Staat frei entfalten können.

Marktwirtschaft „Kapitalismus“ zu nennen, macht sie verächtlich

Diese Marktwirtschaft „Kapitalismus“ zu nennen, davor sollte man sich hüten. Es verbietet sich sogar. Ich selbst verwende ihn, wenn ich Marktwirtschaft meine, nie. Denn politische Akteure und Parteien der linken und linksextremen Szene, die unermüdlich zum Sozialismus/Kommunismus aufwiegeln, seit geraumer Zeit auch als Grüne verkleidet, machen die Marktwirtschaft verächtlich, indem sie sie als „Kapitalismus“ diffamieren. In Zitatensammlungen zum Kapitalismus kommt das deutlich zum Ausdruck (siehe die Beispiele unten). Diese Aussprüche stützen sich auf Auswüchse, die es gibt und gegeben hat und die zeigen, wie die eingeräumte Freiheit auch missbraucht wird. Herrscht Rechtsstaatlichkeit ist dem Missbrauch beizukommen. Doch geht es mit ihr leider bergab.

Nicht Geißel der Menschheit, sondern ihr Wohltäter

Gleichwohl, wenn wir den uns aufgedrängten Begriff Kapitalismus anstelle von Marktwirtschaft verwenden, haben wir uns dazu verleiten lassen, uns an der damit beabsichtigten Diffamierung der Marktwirtschaft, der wirtschaftlichen Freiheit und der Wettbewerbsfreiheit zu beteiligen – häufig unbeabsichtigt und ahnungslos, aber von sozialistischen Ideologen absichtsvoll und bewusst, als sei Kapitalismus die Geißel der Menschheit, der in Wirklichkeit ihr Wohltäter ist.

Eine Auswahl von Zitaten

Wie Kapitalismus als Geißel hingestellt und wahrgenommen wird, zeigen Sprüche wie diese von dem Dichter und Autor Horst Bulla*):

„Kapitalismus, ist die rücksichtslose Ausbeutung von Mensch, Tier, Erde, Umwelt und Natur. – Allein zur Mehrung der Profite und des Kapitals, der herrschenden Eliten, Bosse, Banker, Industrie-, Handels-, Pharma-, Wirtschafts- und Finanzkartelle.“

„Die Wurzeln allen menschlichen Übels, liegen in der unersättlichen, menschenverachtenden Profit-, Hab- und Machtgier des Kapitalismus, seiner Förderer, Profiteure und Nutznießer.“

„Wer den Kapitalismus verehrt, der verehrt auch Ungleichheit und Ungerechtigkeit, Armut und Reichtum, Knechtschaft und Ausbeutung, Krieg und Hunger, Profit- und Machtgier.“

„Demokratie und Kapitalismus passen zueinander wie Feuer und Wasser. Das eine vernichtet das andere. Beides zusammen geht nicht!“

„Der Kapitalismus ist die Schlange in unserem Paradies.“

Weitere Zitate

Ein deutsch-kanadischer Kaufmann, Aphoristiker und Publizist namens Willy Meurer (1934 – 2018) meinte zu seinen Lebzeiten: „In der kapitalistischen Gesellschaft zählt der, der etwas hat – und weniger der, der etwas kann.

Ein Christian Beckmann glaubt: „Das Erste Gebot des Kapitalismus: Verkaufe deinen Nächsten wie dich selbst.“

Der österreichische Psychologe und Aphoristiker Gerald Dunkl (geb. 1959) sieht ihn so: „Kapitalismus ist Egoismus zum System erhoben.“

Der Journalist, Satiriker, Aphoristiker und Lyriker Wolfgang J. Reuß (1959 – 2006): „Was ist der Unterschied zwischen einem Bandwurm und dem Kapitalismus? Den Bandwurm können Sie durch eine Wurmkur loswerden.

Oliver Hassencamp (1921 bis 1988, deutscher Schriftsteller) war sich sicher: „Wir brauchen keinen Dritten Weltkrieg. Wir haben Kapitalismus, Kommunismus und Tourismus.“

Der Heilpraktiker, Schriftsteller und Maler Erhard Blanck (geb. 1942) sieht es düster: „Der Kapitalismus begeht gerade Selbstmord. Langsam, qualvoll für beide Seiten. Durch Überfressen.

Bekannt ist die Prophezeihung des russischen Revolutionärs und mörderischen sowjetischen Politikers Wladimir Iljitsch Lenin (1870 – 1924), eigentlich Wladimir Iljitsch Uljanow: „Die Kapitalisten werden uns noch den Strick verkaufen, mit dem wir sie aufknüpfen.

Drei Aphorismen von Humoristen

Ein Kapitalist, der lebt und leben lässt, ist mir lieber als ein sozialistischer Weltverbesserer.“ (Manfred Schröder, geb. 1938, deutsch-finnischer Dichter, Aphoristiker und Satiriker).

„Dem Kapitalismus wohnt ein Laster inne: die ungleiche Verteilung der Güter. Dem Sozialismus hingegen wohnt eine Tugend inne: die gleichmäßige Verteilung des Elends.“ (Winston Churchill, 1874 bis 1965).

„Kapitalismus heißt, man kauft Dinge, die man nicht braucht, von Geld, das man nicht hat, um Menschen zu beeindrucken, die man nicht leiden kann.“ (Kabarettist Volker Pispers).

Die Quellen aller Beispiele und weitere Zitate: hier, hier und hier.

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*) Horst Bulla (geb. 1958) über sich selbst: „Im Grunde meines Herzens bin ich nichts weiter als ein sanfter, wilder, zärtlicher, verrückter, liebessüchtiger Romantiker, Schreiberling, Freidenker und Rebell voller großer Visionen und Ideen, der liebend gern gegen jede Strömung schwimmt.”   Weiteres über ihn hier.

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