Siebzehn Zeilen für die Freiheit

Zum 17. Juni von 17 Autoren: Individuelle Freiheitsgedanken zum Tag der Freiheit – Freiheitspflicht und Freiheitsgrenze – Kann man Freiheit messen? – Viele Grenzen, viel Freiheit – Kurztagebuch eines Lebens in Freiheit – Selbsteigentum, Exklusivität und Freiheit – Freiheit ist das Einzige, was zählt

Was sagt uns das Datum 17. Juni? Stimmt. Dieser Tag war von 1954 an bis zur Vereinigung beider deutscher Teilstaaten 1990, also der Wiedervereinigung wenigstens dieser beiden Teile, der Nationalfeiertag der Bundesrepublik Deutschland. Denn 1953 in den Tagen um den 17. Juni herum war es in der DDR zur Auflehnung gegen staatliche sozialistische Unterdrückung gekommen. Wer sich gegen Unterdrückung auflehnt, will Freiheit, zumindest mehr Freiheit. Die sowjetische Besatzungsarmee schlug den Volksaufstand nieder. Als “Tag der deutschen Einheit” wurde dieses Aufstandes und seiner Niederschlagung alljährlich gedacht. Nationalfeiertag ist inzwischen zwar der 3. Oktober, aber ein Gedenktag ist der 17. Juni weiterhin – im Gedenken an den Wunsch nach Befreiung und Freiheit, ein Tag der Freiheit also. Für Freiheit steht der 17. Juni auch woanders. Daraus ergab sich eine Idee.

Individuelle Freiheitsgedanken zum Tag der Freiheit

Die Idee hatte der Buchautor und Publizist Michael von Prollius.*) Denn 1789 am 17. Juni erklärte sich in Frankreich der Dritte Stand zur Nationalversammlung und beschloss zwei Monate später die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte. 1885 am 17. Juni kam im Hafen von New York die Freiheitsstatue an. In Island ist der 17. Juni Nationalfeiertag, weil sich 1944 die Isländer von der Herrschaft Dänemarks befreit haben. Und im gegenwärtigen Jahr 2017 steht der 17. Juni für ein Gedenken an den liberalen Ökonomen und Philosophen Friedrich August von Hayek, den die gleichnamige Gesellschaft alljährlich mit einer zweitägigen Veranstaltung der “Hayek-Tage” ehrt. Hayek zählt zu den wichtigsten Denkern des Liberalismus im 20. Jahrhundert. Der 17. Juni – so die Idee von Prollius – sei gerade im Jahr 2017 als ein „Tag der Freiheit“ besonders zu würdigen, um erneut ein Zeichen für die Freiheit zu setzen. Und so forderte er 17 Mitglieder der Hayek-Gesellschaft auf, je einen Beitrag mit genau 17 Zeilen für die Freiheit zu schreiben. Diese siebzehn Beiträge – Individuelle Freiheitsgedanken zum Tag der Freiheit – sind seit dem 1. Juni erschienen, jeden Tag einer, der letzte am 17. Juni.  Alle diese Beiträge finden Sie hier, darunter auch einen von mir:

Freiheitspflicht und Freiheitsgrenze

“Die einen suchen Freiheit und Sicherheit, die anderen ein wirtschaftlich besseres Leben. Die Menschen, die massenweise aus Afrika und islamischen Ländern vor allem nach Deutschland strömen oder, dies zu tun, noch vorhaben, bewegen unterschiedliche Motive. Für sie sind wir mit anderen westeuropäischen Staaten verständlicherweise das Gelobte Land. Unter ihnen sind aber auch solche mit politischem oder religiösem Auftrag wie Terroristen und fanatische Islamisten. Für Liberale gilt: Wer friedlich kommt, ist grundsätzlich willkommen, wer unfriedlich kommt, ist abzuweisen. Freiheitssuchende dagegen und politisch Verfolgte nicht abzuweisen, sollte sich ein freiheitliches Land verpflichtet fühlen, tut sich aber schwer damit, wenn diese Menschen in Massen kommen. Denn eine Grenze findet die Aufnahmebereitschaft in der Aufnahmefähigkeit. Doch der Beurteilungsmaßstab, mit welchen und wievielen Einschränkungen für die aufnehmenden Menschen sich die Aufnahmefähigkeit erschöpft, ist dehn- und strapazierbar. Wieviele Einschränkungen und gesellschaftliche Veränderungen sind den Menschen im Aufnahmeland, die Freiheit haben, zuzumuten zugunsten jener Menschen, die diese Freiheit nicht haben und sie im Aufnahmeland suchen? Die Abwägung ist schwer, und hängt auch von der Fähigkeit, der Bereitschaft und der Pflichtauffassung der Freiheitssuchenden ab, sich dem Aufnahmeland anzupassen und sich dort friedlich zu integrieren. Auch hier gilt: Die Freiheit hat ihre Grenzen in der Freiheit der anderen. Freilich, leicht gesagt, doch schwer getan.”

Erschienen sind alle Beiträge auch in einem kleinen Buch (17 Zeilen für die Freiheit 2017. Herausgegeben von Stefan Blankertz und Michael von Prollius. BoD, Norderstedt 2017, 50 Seiten. 5 Euro) unter anderem mit diesen Themen:   

–  Freiheit braucht und verschiebt Grenzen (Michael von Prollius)

–  17 Zeilen aus dem Neuen Deutschland (Stefan Blankertz)

–  Kann man Freiheit messen? (Wolfgang Allehoff)

–  Viele Grenzen, viel Freiheit – Über die Kleinstaaterei (Philipp Bagus)

–  Neue Grenzen braucht die Welt – Appetithappen, ABC einer kommenden Wissenschaft (Christoph Berking)

–  Grenzen der Freiheit und Freiheit der Grenzen – Die Grenzen der Diskriminierung aus Hume’scher Sicht (Hardy Boullion)

–  Grenzen der Freiheit – Keine Freiheit ohne Grenzen (Alexander Dörrbecker)

–  Kurztagebuch eines Lebens in Freiheit – oder Tanze, wo immer Du tanzen kannst! (Carlos A. Gebauer)

–  Freiheit (Gerd Habermann)

–  Kommandounternehmen gegen die Kommandeure (F.A. Hayek)

–  Die Seele Europas (Rainhard Kloucek)

–  Freiheit ist das Einzige, was zählt (Vera Lengsfeld)

–  Keine Freiheit ohne Grenzen (Joachim Starbatty)

–  Polarisierung durch Problemverschleppung (Norbert Tofall)

–  Selbsteigentum, Exklusivität und Freiheit (Erich Weede)

Das beherrschende Thema heute: Grenzen überstrapazierter Hilfsbereitschaft

Im Vorwort (hier) heißt es: „Im wiedervereinigten Deutschland ist 2017 – 64 Jahre nach der Niederschlagung des Volksaufstands, 56 Jahre nach dem Bau und 28 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer – das politisch beherrschende Thema nicht das Eingeschlossen-Sein durch eine Diktatur, nicht der Wunsch nach Freiheit und Ausbruch aus und Abbruch von Mauern, sondern das einer Grenzsicherung angesichts des Ansturms einer so ungeheuren Menge von Menschen, dass es fraglich ist, wie sie in Deutschland ihren Platz finden können und ob sie das überhaupt wollen. Wo sind die Grenzen der Hilfsbereitschaft, wenn diese überstrapaziert zu werden droht und mitunter auch schamlos ausgenutzt wird?“

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*) Dr. phil. Michael von Prollius ist Gründer der Internetplattform „Forum Ordnungspolitik“, die er 2015 zum „Forum Freie Gesellschaft“ weiterentwickelte und die eine eigene Buchreihe enthält. Er ist assoziierter Wissenschaftler beim Liberalen Institut in Zürich. Er hat mehrere wissenschaftliche Bücher geschrieben. Beiträge von ihm sind unter anderem im liberalen Magazin eigentümlich frei, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der Neuen Zürcher Zeitung, in Cicero Online und Wallstreet:online  erschienen. Er war Lehrbeauftragter für Wirtschaftsgeschichte an der Freien Universität (FU) Berlin. Er betreibt im Internet eine eigene Blog-Seite (MvP-Blog hier).

 

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