Noch jetzt löst sie kritischen Widerhall aus – Die Linkspartei polemisiert am tatsächlichen Redetext vorbei – Aber ein wirklicher Mangel der Rede kommt nicht zur Sprache – Lutz Radtke benennt ihn – Und was ebenfalls nicht vergessen werden sollte
Rückblende zur Westerplatte in Danzig am 1. September. Dort also, wo vor 75 Jahren der Zweite Weltkrieg begann. Da hat Bundespräsident Joachim Gauck geredet. Diese Rede löste kritischen Widerhall aus. Sie stehe im Widerspruch zu Merkels Russland-Politik in Sachen Ukraine. Extrem starke Worte kamen von der Linkspartei. Gauck ist das inzwischen gewohnt. Die Linkspartei in Gestalt ihrer beiden Vorsitzenden pulverte ein paar Sätze in der Rede polemisch auf – fern vom tatsächlichen Redetext. Der eine Vorsitzende, Bernd Riexinger, warf Gauck vor, er sei „komplett aus seiner Rolle als Präsident gefallen“. Die andere Vorsitzende, Katja Kipping, will in der Rede erkannt haben, Gauck betreibe Kriegspropaganda, er sei ein widerlicher Kriegshetzer und ähnliches mehr. Die Vorwürfe sind absurd. Liest man die Rede nach (hier), richten sie sich selbst und sind keiner Rede wert. Gleichwohl haben sich Frankfurter Allgemeine Zeitung und Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung bemüßigt gefühlt, Gauck zu verteidigen und die Linkspartei zu Recht bloßzustellen. Die FAZ am 4. September (hier), die FAS am 7. September (hier). Wirklich an der Rede zu bemängeln ist dagegen etwas anderes und kommt nicht zur Sprache. Es geht dabei um den wirklichen Hergang beim deutschen Überfall 1939 auf Polen.
Der Krieg, den Polen vom Deutschen Reich aufgezwungen?
Dieses andere aufgegriffen hat Lutz Radtke*) mit seiner Initiative Deutschland jetzt. Ich habe ihn schon des öfteren zitiert. Am Schluss erinnert Gigi Romeiser in einem Briefwechsel von 2007 daran, was ebenfalls nicht vergessen werden sollte. Radtke beginnt seine Kritik mit einem Zitat des Geschichtswissenschaftlers Prof. Dr. Helmut Diwald: „Deutschland schleppt sich seit 1945 in dem würdelosesten Zustand seiner Geschichte dahin. Seit Jahr und Tag leben wir in einer Atmosphäre beständiger Irreführungen und Entstellungen.“ Radtke hat es damit auf den folgenden Satz in Gaucks Rede abgesehen, aber nur auf dessen zweiten Teil: „Die Menschen in Polen haben entsetzlich gelitten unter diesem Krieg, der ihnen vom Deutschen Reich aufgezwungen worden war. In der Tat, die Polen haben entsetzlich gelitten, aber „der Krieg, den Polen vom Deutschen Reich aufgezwungen“? Etwas anders ist es wohl doch gewesen. Radtke stellt es so dar und spricht Gauck dabei direkt an (die Zwischenüberschriften sind von mir):
„Hitler suchte Frieden mit Polen“
„Nun ja – Ihre Unkenntnis der Geschichte ist hinlänglich bekannt. Was wissen Sie überhaupt von den Bemühungen der deutschen Reichsregierung, diesen Krieg zu verhindern? Nehmen Sie sich doch endlich einmal die Zeit, die deutsche und internationale Literatur – nicht die politisch-korrekte deutsche Zeitgeist-Geschichte – zu beachten! Hier eine kurze Zusammenfassung für Sie: Deutschland machte keinen Hehl daraus, dass es eine Revision des Versailler Vertrages anstrebt. Polen will das Gegenteil – mehr Einfluß, mehr Land. Schlesien, Ostpreußen und Pommern zum Beispiel. Dennoch schließen beide Staaten 1934 einen Freundschafts- und Nichtangriffspakt für die Dauer von 10 Jahren. Hitler sucht Frieden mit Polen. Er will einen Puffer zur Sowjetunion, seinem kommunistischen Feindbild. Und er untermauert diesen Willen mit einem konkreten Angebot:
– Endgültige Anerkennung der polnischen Gebietsübernahmen in Oberschlesien, Westpreußen und Posen durch Deutschland.
– Der Freistaat Danzig, der völkerrechtlich ohnehin kein polnisches Gebiet ist, soll mit dem Einverständnis Polens wieder zum Deutschen Reich zurückkehren.
– Zwei exterritoriale Zugangswege nach Ostpreußen sollen geschaffen werden – eine Deutschland gehörende Autobahn und eine mehrgleisige Eisenbahnstrecke.“
Die polnische Mobilmachung
„Zu einer Lösung kommt es nicht. Im Gegenteil – Polens Streitkräfte machen mobil und marschieren Richtung Danzig. Das ist eine Drohgebärde, die dem Geist des deutsch-polnischen Vertrages widerspricht, in dem es heißt: ‚Unter keinen Umständen werden die Vertragsparteien zum Zweck der Austragung solcher Streitfragen zur Anwendung von Gewalt schreiten.’ Polen will nicht weiter verhandeln. Die beiden deutschen Wünsche – Danzig und der freie Zugang zu Ostpreußen – stoßen auf ein klares Nein. Der polnische Botschafter Lipski sagt dazu wörtlich in Berlin, ‚dass er die unangenehme Pflicht habe, darauf hinzuweisen, dass jede weitere Verfolgung dieser deutschen Pläne, insbesondere soweit sie die Rückkehr Danzigs zum Reich beträfen, den Krieg mit Polen bedeuten’.“
Englands Garantieerklärung für Polen
„Krieg? Drei Tage später erklärt die englische Regierung, dass sie die Unversehrtheit Polens gegenüber Deutschland garantiert. Erst jetzt kommt auch in Deutschland, das tief enttäuscht ist, die militärische Option ins Spiel. Hitler stellt öffentlich fest, dass der englisch-polnische Vertrag dem Inhalt und dem Geist des deutsch-polnischen Nichtangriffspaktes widerspricht und ihn nichtig werden lässt. Aber er schlägt auch weitere Verhandlungen vor. Polen bleibt hart. „Der Status von Danzig“, so heißt es dort, „beruht nicht auf den Verträgen von Versailles, sondern auf der Jahrhunderte langen Zugehörigkeit der Stadt zu Polen.“
„Zwei Konfliktszenarien lösen den Krieg mit Polen aus
+ Der Streit um Danzig, der sich wegen der Verträge zwischen Polen und den Westmächten jederzeit durch einen polnischen Angriff zu einem Zweifronten-Krieg gegen Deutschland auswachsen kann, wenn Polen dieses wünscht, und
+ der Umgang der Polen mit ihren nationalen Minderheiten, immerhin zehn Millionen Menschen – Deutsche, Weißrussen, Ukrainer. Ihr Los ist beängstigend schlecht. In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen haben mehr als eine Million Deutsche ihre alte Heimat in Polen wegen der Drangsalierungen verlassen müssen. Ab Mai 1939 nahmen diese Verfolgungen noch einmal zu, so dass ihre Lage schließlich unhaltbar wurde.
Es kommt der 1. September 1939. Es kommt der Krieg.“
Danzig, Ostpreußen, Polnischer Korridor
„Hier noch eine kurze Erklärung zu ‚Danzig’ und ‚Ostpreußen’ und der Zeitbombe des Versailler Vertrages – speziell für Sie, Herr Gauck: Das Gebiet um Danzig war – 1919 in Versailles so diktiert – an Polen gefallen. Die Stadt Danzig selbst – mit 395 000 deutschen Bürgern, nur 7000 Polen und 5000 Einwohnern anderer Nationalitäten – wurde sogenannte ‚Freie Stadt’ und dem Völkerbund unterstellt. Die deutsche Provinz Ostpreußen wurde zu einem separaten Gebilde, getrennt vom Deutschen Reich und ihm trotzdem zugehörig. Es entstand der ‚Polnische Korridor’, eine Eisenbahnverbindung quer durch Polen von Deutschland nach Deutschland, sprich nach Ostpreußen. Eine gewagte Konstruktion, die schließlich auch in England große Besorgnis hervorrief – leider zu spät. Die Labour Party begründete auf ihrem Parteitag 1920 eine Resolution so:
„Wären wir das besiegte Volk …“
‚Wären wir das besiegte Volk und hätten solche Friedensbedingungen auferlegt bekommen, so würden wir, statt uns ruhig auf sie zu verpflichten, in unseren Schulen und Heimen begonnen haben, unsere Kinder auf einen Vergeltungskrieg vorzubereiten, der das unerträgliche Joch der Eroberer abschüttelt. Diese Bedingungen waren nicht nur ein Anschlag auf Deutschland, auf Österreich und andere besiegte Nationen – sie waren auch ein Anschlag auf das ganze Gewebe der Zivilisation.’ (Zitiert aus „Entkommen! Mein Weg durch Chaos, Krieg und Kälte“, ISBN 978-3-902475-39-8)
„Und die Millionen deutscher Toter?“
„1. September 1939 – 1. September 2014. Ein deutscher Bundespräsident auf der Westerplatte bei Danzig: ‚Als Nachfahre einer Generation, die brutale Verbrechen begangen oder geduldet hat, und als Nachfahre eines Staates, der Menschen ihr Menschsein absprach, empfinde ich tiefe Scham und tiefes Mitgefühl mit jenen, die unter Deutschen gelitten haben. Für mich, für uns, für alle nachgeborenen in Deutschland, erwächst aus der Schuld von gestern eine besondere Verantwortung für heute und morgen.’ Soweit Gauck. Anschließend besuchte der Bundespräsident, zusammen mit dem polnischen Präsidenten Komorowski, die Gräber gefallener polnischer Soldaten und beklagte den Tod von sechs Millionen Polen im II. Weltkrieg. Ein deutscher Soldaten-Friedhof war wohl gerade nicht in der Nähe? Und die Millionen deutscher Toter…? Wohl kein Thema für einen deutschen Bundespräsidenten namens Gauck …“
Verschickt hat Lutz Radtke diesen Text am 2. September und ihn überschrieben mit „Die Mär vom deutschen Überfall auf Polen“. Ergänzendes hier und hier und hier. Eine andere Sicht hier und hier und hier.
Was im Zusammenhang mit Polen ebenfalls nicht vergessen werden sollte
Des Bundespräsidenten Gaucks Rede auf der Westerplatte am 1. September war Anlass auch dafür, dass ich am 8. September auf einen Brief von Gigi Romeiser aus dem Jahr 2007 an Gesine Schwan aufmerksam gemacht worden bin. Frau Romeiser (Jahrgang 1939) war eine Schulpolitikerin in Hessen, ausgezeichnet für ihre Arbeit mit dem Bundesverdienstkreuz wie auch ihr (1993 gestorbener) Mann. Beide Verdienstkreuze gab sie 2001 aus Protest zurück, weil Michel Friedman diese Auszeichnung ebenfalls erhalten hatte (ihre Begründung hier). Frau Romeisers Brief vom 5. Juli 2007 ist eine Antwort auf einen Antwortbrief von Frau Schwan (der ganze Briefwechsel zwischen beiden hier). In dem, was Frau Romeiser schrieb, geht es darum, was im Zusammenhang mit Polen ebenfalls nicht vergessen werden sollte. Hier der diesbezügliche Auszug aus dem Brief an Frau Schwan:
„Die deutsche Schuld ist hinlänglich bekannt, sie wird uns Nachgeborenen täglich vor Augen geführt, vor allem den deutschen Schülern in nahezu allen Schulfächern. Ich erlaube mir deshalb – aus aktuellem Anlaß – mich heute mit Polen zu befassen. Da Sie – gleich mir – Wert auf die kausalen Zusammenhänge legen, beginne ich mit 1918 – ja sogar 1916.
Wußten Sie, geehrte Frau Professor Schwan,
• daß am 5. November 1916 Deutschland Geburtshilfe leistete bei der Gründung eines selbständigen Polen (nach 120 Jahren)? Aus „Dankbarkeit“ besetzte Polen schon ab November 1918 die deutsche Provinz Posen.
• daß Polen 1918 die ersten europäischen KZ’s gründete und daß es ab 1944 für Deutsche im altpolnischen und im Oder-Neiße-Gebiet 1256 polnische Konzentrationslager gab?
• daß Polen seit 1918 alle Hebel ansetzte, die unter der Verwaltung des Völkerbundes stehende und zu 97 Prozent von Deutschen bewohnte Stadt Danzig zu annektieren? Und im Sommer 1939 in Danzig zunehmend provozierte, die Wirtschaft immer stärker strangulierte, die Deutschen terrorisierte und dabei keinerlei Verhandlungsbereitschaft trotz vielfältiger deutscher Bemühungen zeigte?
• daß Polen mit keinem Nachbarn in Frieden lebte? „1919 greift Polen die Sowjetunion und das inzwischen unabhängige Litauen an. Am 18. März 1921 verzichtet Rußland im Frieden von Riga auf das „Ostpolen“ seinerseits der Curzon-Linie. Es verliert damit 5 Millionen Ukrainer, 1,2 Millionen Weißrussen und etwa 1 Million Juden als Bürger seines Landes. Polen gewinnt dazu noch die etwa 1,5 Millionen Polen, die dort leben. Mit dem eroberten Gebiet liegt die neue Staatsgrenze Polens 250 km innerhalb des russischen Sprachraums. Der dritte Staat, von dem Polen Land verlangt, ist die Tschechoslowakei. Es geht um das Teschener Gebiet. In der letzten Septemberwoche 1938 läßt Polen dann ein Armeekorps bei Teschen aufmarschieren und droht der tschechischen Regierung mit Krieg. Die Tschechen…geben nach und Polen besetzt vom 1.10. das umstrittene Gebiet. Das vierte Land, mit dem Polen keinen Frieden findet, ist das Deutsche Reich im Westen. Außer Lettland und Rumänien hat Polen nun keinen Nachbarn mehr, das es seit 1918 nicht zumindest einmal angegriffen hat.“ (Quelle: Gerd Schultze-Rhonhof, „Der Krieg, der viele Väter hatte“, Teil 5, Seite 333 bis 509, 2. Auflage 2003) Hervorhebung G. Rom.
• daß Polen ab 1920 schwere Menschenrechtsverletzungen an den 11 Millionen Menschen der nichtpolnischen Minderheiten (Deutsche, Juden, Ukrainer, Weißrussen) im Vielvölkerstaat begangen hat?
• daß Polen auch die zur Minderheit zählenden 2,5 Millionen Juden als Problem betrachtete? „Die antisemitische Bewegung, wie Halecki das bezeichnet, führt dazu, daß in den Jahren von 1933 bis 1938 insgesamt 557.000 Juden ihr polnisches Heimatland verlassen und Zuflucht im benachbarten Deutschland suchen (von wo aus im gleichen Zeitraum 170.000 deutsche Juden ins Ausland emigrierten). Die deutschen Reichsbehörden versuchen, etwa 50.000 von diesen flüchtenden Juden wieder nach Polen abzuschieben. Die polnische Polizei verhindert die Rückkehr dieser armen Menschen und treibt sie an den Grenzen mit Bajonetten zurück zur deutschen Seite. Dies Vertreiben und dies Abweisen von Juden ist ein für Deutschland und Polen gleichermaßen zutiefst beschämendes Stück gemeinsamer Geschichte. Polen entzieht den nach Deutschland und andernorts emigrierten Juden alsbald die polnische Staatsbürgerschaft.“ (Quelle: Benoist–Méchin, Band 7, Seite 39 – zitiert Gerd Schultze-Rhonhof, „Der Krieg, der viele Väter hatte“, Teil 5, Seite 333 bis 509, 2. Auflage 2003) Hervorhebung G.Rom
• daß man in Posen 1921 auf Plakaten und Flugblättern lesen konnte: „Wer noch im Juli 1921 da ist von dem deutschen Gesindel, wird ohne Ausnahme niedergemacht, und die größten Hakatisten (Verein zur Förderung des Deutschtums) werden mit Benzin, Petroleum und Teer begossen, angesteckt und verbrannt. Jetzt kommt ihr alle dran… alle Ärzte, Pastoren, Rechtsanwälte, Domänenpächter, Ansiedler, Besitzer aller Art, wer Deutscher oder Jude ist.“
• daß am 10. April 1923 der polnische Ministerpräsident Sikorski im Posener Rathaus feststellte, daß „die deutsche Gefahr“ nicht eher beseitigt sei, als bis alles deutsche Land in polnische Hände übergegangen sei? Er sicherte zu, daß die Liquidation deutscher Güter und Industrieunternehmen rücksichtslos weitergeführt würde.
• daß am 9. Oktober 1925 in der GAZETA GDANSK zu lesen war: „Polen muß darauf bestehen, daß es ohne Königsberg, ohne ganz Ostpreußen nicht existieren kann. Wir müssen jetzt in Locarno fordern, daß ganz Ostpreußen liquidiert wird Sollte dies nicht auf friedlichem Wege geschehen, dann gibt es ein zweites Tannenberg.“ (Gemeint ist jene Schlacht von 1410, in der ein polnisch-litauisches Heer das Heer des Deutschen Ordens geschlagen hatte.)
• daß 1930 die Pilsudski-nahe Zeitschrift MOCARSTWOWIEC schrieb: „Wir sind uns bewußt, daß Krieg zwischen Polen und Deutschland nicht vermieden werden kann. Wir müssen uns systematisch und energisch für diesen Krieg vorbereiten. Die heutige Generation wird sehen, daß ein neuer Sieg bei Tannenberg in die Seiten der Geschichte eingeschrieben wird. Aber wir werden dies Tannenberg in den Vorstädten von Berlin schlagen. Unser Ideal ist, Polen mit den Grenzen an der Oder im Westen und der Neiße in der Lausitz abzurunden und Preußen vom Pregel bis zur Spree einzuverleiben. In diesem Krieg werden keine Gefangenen genommen. Es wird kein Platz für humanitäre Gefühle sein. Wir werden die ganze Welt mit unserem Krieg gegen Deutschland überraschen.“ (Hervorhebung G.Rom.)
• daß am 14. Dezember 1931 der englische MANCHESTER GUARDIAN die polnische Nationalitätenpolitik als eine „Hölle“ beschreibt? „Die Minderheiten in Polen sollen verschwinden“, so schreibt das Blatt. „Diese Politik wird rücksichtslos vorangetrieben, ohne die geringste Be¬achtung der öffentlichen Meinung in der Welt, der internationalen Verträge und des Völkerbundes. Die Ukraine ist unter polnischer Herrschaft zur Hölle geworden. Von Weißrußland kann man dasselbe mit noch größerem Recht sagen. Das Ziel der polnischen Politik ist das Verschwinden der nationalen Minderheiten auf dem Papier und in der Wirklichkeit.“
• daß 1931 der ehemalige Außenminister Dmowski den Standpunkt vertrat, daß nur die „völlige Austreibung“ der Juden aus Polen die Judenfrage lösen könne?
• daß in „Nation“, einer der bedeutendsten Zeitschriften der USA, am 2. April 1938 William Zuckermann (selbst Jude) schrieb: „In den letzten Jahren haben die Juden in Polen beinahe ständige körperliche Angriffe und Pogrome erdulden müssen…Dieser Ausbruch antisemitischer Bestialität findet nicht seinesgleichen in Europa, nicht einmal im Nazideutschland, wo trotz der gemeinen Propaganda…und der grausamen jüdischen Gesetze des Staates, das Volk selbst sich durch kein einziges antijüdisches Pogrom entwürdigt hat.“
• daß am 15. Juni 1932 Lord Noel-Buxton vor dem Oberhaus in London über eine Tagung des Rats zu diesem Thema berichtet hat? …„Vor allem wurde auf der Januar-Tagung ein Bericht verhandelt, der sich mit der sogenannten Terrorisierung beschäftigte, die im Herbst 1930 in der Ukraine stattgefunden hat…Assimilierung durch Zerstörung der Kultur ist an der Tagesordnung. …Aus dem Korridor und aus Posen sind bereits nicht weniger als 1 Million Deutsche seit der Annexion abgewandert, weil sie die Bedingungen dort unerträglich finden.“
• daß Polen unter Pilsudski ab Februar 1933(!) drei Versuche unternahm, Frankreich zu einem gemeinsam Angriffskrieg gegen Deutschland zu bewegen? Und daß der polnische Außenminister Beck sich im März 1936(!) erneut um Frankreichs Mithilfe bei einem Angriffskrieg gegen Deutschland bemühte?
• daß Polen im September 1934 einseitig den Minderheitenschutzvertrag kündigte, den es 1919 auf Verlangen der Siegermächte hatte schließen müssen?
• daß die Polen im September 1938, als Hitler Verhandlungen über die Zukunft der Stadt Danzig forderte und eine Garantie für sichere Verkehrsverbindungen ins abgetrennte Ostpreußen, die Feindschaft gegen ihre deutsche Minderheit wieder verschärfte? Terrorakte gegen Deutsche, die Zerstörung deutscher Geschäfte und Brandstiftungen auf deutschen Bauernhöfen wurden zum Pogrom. Nach der Rückgliederung des Memellandes an das Reich im März wurde die Lage der Deutschen in Polen gänzlich unerträglich.
• daß Polen Ausschreitungen gegen Deutsche ab Mai 1939 erneut forcierte? Auf dem Lande wurden deutsche Höfe in großer Zahl von Polen angezündet, die Bauern weggetrieben, Menschen in den Städten verprügelt, in Einzelfällen totgeschlagen. Deutsche Gottesdienste wurden so häufig gestürmt und aufgelöst, daß sich der Vatikan genötigt sah, dies bei der polnischen Regierung zu beklagen.
• daß die polnische Wochenzeitschrift NAROD W WALCE (Volk im Krieg) am 20. Juli 1939 forderte: „Danzig muß polnisch bleiben und Deutschland muß gezwungen werden, den ostpreußischen Raum ohne Bevölkerung an Polen abzutreten.“
• daß die Deutsche Reichsregierung im Sommer 1939 Auffanglager einrichten muß, um des Stromes deutscher Flüchtlinge aus Polen Herr zu werden?
• daß die Berichte über den Umgang der Polen mit ihrer deutschen Minderheit und die Schilderungen der Geflohenen Öl aufs Feuer des deutsch-polnischen Ver¬hältnisses in den letzten Wochen und Tagen vor dem Kriegsausbruch waren? Die Aus¬einandersetzung um die Zukunft Danzigs bekam so eine zweite Dimension. Mit dem Flüchtlingsstrom aus Polen kam im Sommer 1939 in Deutschland erneut Empörung über die Behandlung der Landsleute im Nachbarland Polen auf. Es zirkulierte die unheilvolle Redewendung: „Wann macht der Führer dem ein Ende?“
• daß Polen sich, „anders als von den Siegermächten des Ersten Weltkriegs vorher¬gesehen und gewünscht, nicht zu einem Vielvölkerstaat nach Art der Schweiz entwickelt? Es verspielt von Anfang an die Chance, die Minderheiten in ein neu¬es Vaterland zu integrieren. …Das Bemühen, die Identität der Deutschen, Juden, Weißrussen, Litauer und Ukrainer zu zerstören, dreht Haß und Terror in einer Spirale fast zwei Jahrzehnte lang nach oben.“ (Quelle: Gerd Schultze-Rhonhof, „Der Krieg der viele Väter hatte“, 2. Auflage 2003)
• daß im Juni 1939 Marschall Rydz-Smigly vor polnischen Offizieren erklärte: „Polen will den Krieg mit Deutschland und Deutschland wird ihn nicht verhindern können, selbst wenn es das wollte.“
Eine juristische und moralische Aufarbeitung dieser unheilvollen 20 Jahre hat es bis heute nicht gegeben. Um der Redlichkeit willen darf das, was in der Zeit von 1918 bis 1939 in und durch Polen geschah, nicht verschwiegen werden.
Mit freundlichen Grüßen
Gigi Romeiser“
Beantwortet hat Frau Schwan diesen Brief nicht mehr.
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*) Radtke ist einer von den besonders Unermüdlichen, die sich regelmäßig zu wichtigen Bereichen von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu Wort melden, auch zusammen mit dem Mediziner Prof. Dr. Rainer Gladisch. Beide tun das auch gemeinsam als Initiative Deutschland jetzt. Radtke ist viele Jahre Vorstandsmitglied der Pirelli Reifen AG gewesen und Gladisch langjähriger Leiter der Universitäts Medizin Mannheim (UMM). Heute sind sie beide zeitkritische Pensionäre, die das politische Geschehen engagiert und kritisch verfolgen.
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„Dort also, wo vor 75 Jahren der Erste Weltkrieg begann.“
Ich gehe davon aus, Herr Krause, daß Sie den 2. WK meinten.
Daß der Sieger die Geschichte schreibt, ist wohl hinlänglich bekannt und soll auch Alt-Kanzler Helmut Schmidt einmal in einer Talkshow geäußert haben …
Es ist aber mehr als beschämend, daß diese Sieger-Geschichtsschreibung gebetsmühlenartig immer wieder von den eigenen Politikern(!) postuliert wird!
Mir ist kein Beispiel bekannt, wo die führende politische Schicht den Kakao, durch den das eigene Volk gezogen wurde und immer noch wird, auch noch trinkt, wie es so schön heißt.
Einer solchen Classe politique gebührt nur tiefste Verachtung.
Ja, natürlich, Herr Kolbe. Ein Schreibfehler. Vielen Dank für den Hinweis. Passieren sollte mir so etwas eigentlich nicht. Ich hab’s korrigiert. Klaus Peter Krause