… ist ein Trottel oder ein armer Teufel“
Aufgelesen: Die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) nimmt den Steuerhinterziehungsfall Uli Hoeneß zum Anlass, sich kritisch mit dem deutschen Steuerstaat zu befassen. Unter der Überschrift „Der Sünder und der Steuerstaat“ schreibt sie unter anderem:
Weil die meisten Deutschen einen Vollkasko-Staat erwarten
„Mit dem Finger auf den Mann zu zeigen, ist so lange billig, solange man nicht auch das Versagen des Systems ins Auge fasst. Denn der ohnehin wohlgenährte deutsche Steuerstaat droht die Proportionen zu verlieren.Dass ihm allmonatlich ein Steuerbetrag vom Salär abgezogen wird und er sich sein Geld am Jahresende wieder zurückholen muss, daran hat sich der Durchschnittsverdiener genauso gewöhnt wie an den Generalverdacht, der aus dieser Prozedur spricht. Genauso achselzuckend nimmt er hin, dass das komplexe, vor Ausnahmeregeln nur so strotzende Steuerrecht Gerissenheit belohnt und nicht Ehrlichkeit. Wer in Deutschland ohne Steuerberater auskommt, ist ein Trottel oder ein armer Teufel. Wie einen Platzregen lässt er schließlich über sich ergehen, dass sich alljährlich am ersten Januar eine Flut neuer Paragrafen über ihn ergießt, weil der Gesetzgeber «vereinfacht» und «anpasst» – also meist die Steuern erhöht. An diese Fährnisse haben sich alle auch deshalb gewöhnt, weil die meisten Deutschen einen Vollkasko-Staat erwarten, der Schutz gegen viele Lebensrisiken verspricht, dafür aber auch einen hohen Lohnanteil beansprucht. …..“
Es ist mehr faul als nur das Vergehen des einstigen Idols Hoeneß
„… In Zeiten, in denen sich der Staat nicht scheut, mithilfe von Diebesgut Jagd auf seine Bürger zu machen, hat sich auch die Wahrnehmung von Steuerhinterziehern verändert. Sie begehen nicht einfach ein Delikt, sondern sind die neuen Volksschädlinge. Selbst der Bundespräsident nennt sie asozial. So stört es auch nicht, dass das Steuergeheimnis bis zur Unkenntlichkeit ausgehöhlt ist und Beschuldigte schon in frühen Stadien der Ermittlung an den medialen Pranger gestellt werden. Steuern zu zahlen, ist nicht quasireligiöse Pflicht, sondern irdische Notwendigkeit. Der Staat sollte sich in seinen Forderungen auf das zur Erfüllung seiner Aufgaben notwendige Minimum beschränken. Diesen einfachen Satz haben in Deutschland selbst bürgerliche Politiker vergessen. Solche Einwände rechtfertigen nicht das Vergehen von Uli Hoeneß. Aber sie zeigen, dass im deutschen Steuerstaat mehr faul ist als nur die Strafsache eines einstigen Vorbilds und Idols, das tief gefallen ist.“
Die beiden Zwischenüberschriften sind von mir, der ganze NZZ-Beitrag ist hier zu lesen.
Dem ist nichts hinzuzufügen. Fast nichts: Der deutsche Staat verbucht Rekord-Steuereinnahmen, trotzdem fehlt es in vielen Bereichen (Bildung, Gesundheit, Verkehr usw.) hinten und vorne. Und wieder einmal müssen dann die Steuern erhöht werden…das ist einfacher als zu sparen.
Warum schafft es die Politik nicht mit dem Geld auszukommen das es hat?
Warum werden Milliarden Steuern unnötig verschwendet?
Steuern aber sind nicht irgendeine Abgabe an die Politiker, sondern sie stehen der Gemeinschaft zu, von der jeder Bürger davon profitiert. Nur wenn die Bürger den Eindruck haben, dass die Politik einfach nicht mit Steuergeldern umsichtig umgeht, dann sieht er die Steuern als Übel an.
Hoeneß ist doch nur eine der „Säue“, die gerade publikumswirksam durchs Dorf getrieben werden. Einfach mal abwarten und dann wird wieder munter weitergemacht.
Ansonsten kann ich zustimmen. Der Staat entfernt sich immer weiter vom Bürger. Daher sinkt bei diesem die Akzeptanz den Apparat zu finanzieren. Das geht dann so weit, dass der ein oder andere sich fragt, ob er was falsch macht, wenn er (quasi als einziger) noch Steuern zahlt.