Energie als Schlüssel zum Wohlstand

Aber das politische Personal ist dabei, ihn wegzuwerfen

Seit dem 28. September ist das Energiekonzept der Bundesregierung in der Welt. Aber dem breiten Publikum fehlt es an der nötigen Urteilskraft darüber, was ihm damit blüht. Sie fehlt ihm nicht deswegen, weil es dumm ist, sondern weil seine Kenntnisse unzureichend sind. Selbst Grundkenntnisse sind zu häufig nicht vorhanden. Aber die und noch mehr sind notwendig, damit die Menschen erkennen können, was ihnen die politische Führung mit dem Konzept aufzwingen will, was sie ihnen zumutet und was es für sie letztlich bedeutet. Sie wissen auch nicht, dass dieses Konzept auf einem Hirngespinst, auf einer Täuschung aufbaut.

Wer sich Klarheit verschaffen will …

Ein kleines neues Buch kann ihnen helfen, sich Klarheit zu verschaffen.*) Seine beide Autoren Appel und Kaiser beschreiben ihren Beweggrund für das Buch so: „Immer wieder mussten wir feststellen, viele unserer Mitbürger und selbsternannten Fachleute in Politik und den Medien haben sehr unklare Vorstellungen von Energie. Sie haben sich nicht die Mühe gemacht, die verschiedenen Energiearten und Energiestufen auseinander zu halten.“

Was Primär-, was Sekundär-Energie ist

Folglich lernt der Leser gleich zu Beginn, dass Energie nicht gleich Energie ist, obwohl die physikalischen Gesetze sie mit der gleichen Einheit ausweisen, in der Regel als Kilowattstunden (kWh). Wärmeenergie tauge nicht zur Beleuchtung, mit mechanischer Energie laufe kein Fernsehgerät. Die Energie, die in der Kohle, im Erdgas, Erdöl, Uran und im Wasser steckt, heißt, wenn sie gewonnen ist, Primär-Energie. Um sie verwenden zu können, muss sie umgewandelt werden, zum Beispiel in Treibstoff, Heizöl, Heizgas, elektrischen Strom. Dann heißt sie Sekundär-Energie. Wenn sie in dieser Form beim Verbraucher ankommt, heißt sie End-Energie und wird, wenn sie als Benzin das Auto antreibt oder als Strom die Glühbirne zum Lichtspenden bringt zur Nutz-Energie.

Zwangsläufige Verluste bei der Energieumwandlung

Allerdings entstehen bei der Umwandlung von Primär- in Sekundär-Energie und beim Transport bis zur End-Energie Energieverluste. Der Anteil an Energie, der nach Umwandlung und Transport, noch vorhanden ist, heißt Wirkungsgrad, gemessen in Prozent der Primär-Energie. Anschaulich erfährt der Leser ebenfalls gleich zu Beginn, was er mit 1 kWh mit welchem Wirkungsgrad erreichen kann: wieviel Wasser sich zum Kochen bringen lässt, welches Auto sich wie schnell wie weit fahren lässt, wieviel Stunden man damit fernsehen kann, welche Birnen mit 1 kWh wie lange leuchten. Ferner wieviele zigtausend kWh Primärenergie jeder Europäer im Jahresdurchschnitt nutzt und wieviel kWh ein Durchschnittshaushalt jährlich an Strom verbraucht, an Heizung, an Warmwasser, an Kraftstoff.

Steigender Energieeinsatz steigert und sichert den Lebensstandard

Drei der fünfzehn Buchkapitel befassen sich jeweils mit der Wärme-, der mechanischen und der elektrischen Energie: wie der Mensch sie entdeckte, sie anzuwenden verstand, wie sie ihm körperliche Arbeit abnahm, wie die industrielle Revolution ermöglichte, wie zum Anstieg des Lebensstandards führte und was sie für sein Leben bedeutet. Man liest vom Lebensstandard um 1800 zu Beginn der Industrialisierung und vom Anstieg dieses Standards um 1900 durch mechanische Energie, vom weiteren Anstieg bis 1950, von der Entwicklung in der Zeit danach mit der Gasturbine im Flugverkehr, mit dem Strom aus Kernenergie, mit der Fotovoltaik und der Brennstoffzelle sowie vom Energiebedarf, von der Energieversorgung und von den Energiekosten für den heutigen Lebensstandard.

Deutschlands Energiebedarf seit 50 Jahren verdreifacht

Man erfährt, dass man (im Durchschnitt) 2 kWh braucht, um eine Wertschöpfung von 1 Euro zu erzielen, dass es aber bei der Aluminiumproduktion für diese Wertschöpfung 30 kWh sein müssen, dass sich der Energiebedarf in Deutschland innerhalb der zurückliegenden fünfzig Jahre verdreifacht hat und das Internet mehr Energie verbraucht als alle Flugzeuge auf der Erde zusammen. Insgesamt beläuft sich der deutsche Verbrauch an Primär-Energie auf 4 000 Milliarden (= 4 Billionen) kWh im Jahr für ein jährliches Bruttoinlandsprodukt von rund 2 000 Milliarden (2 Billionen) Euro.

Was es ohne Energie alles nicht gäbe

Das Buch macht bewusst, dass ohne Energie nichts geht, dass wir den hohen Lebensstandard nur dem hohen Energieeinsatz verdanken: „Ohne Energienutzung würden die Menschen immer noch in der frühen Steinzeit leben.“ Unser Wohlstand wird durch Energie bestimmt. Wird Energie verknappt und verteuert, ist dieser Standard gefährdet. Nicht jeder macht sich klar, wie sehr allein sein privater Haushalt mit wie vielen Geräten von der Versorgung mit Strom abhängig ist. Ohne Energie geht heute nichts mehr. Überall steckt Energie drin. Ohne Energie gibt es kein elektrisches Licht, kein Telefon, Radio, Fernsehen, Handy und Internet, keinen Herd, Kühlschrank, Gefrierschrank und Geschirrspüler, keine Waschmaschine, keinen Trockner und Staubsauger, keine Heizung, Warmwasser, Kaffee, Tee und warmes Essen, keine Autos, Motorräder und Fahrräder. Und über den privaten Haushalt hinaus: keine Eisenbahn, Flugzeuge, Busse und Schiffe, keine Metalle, Kunststoffe und Keramik, keinen Kunstdünger, gebrannten Kalk und Zement … usw. usw. Ohne Energie kein Wohlstand.

Der Staat verteuert die Primär-Energie um das Doppelte

So vorbereitet wird der Leser zu den Eingriffen des Staates geführt. Da sind zunächst die verschiedenen Steuern und staatlichen Abgaben auf Energie, die sich nach Angaben der Autoren auf etwa den gleichen Betrag summieren, was das Beschaffen der Primärenergie kostet, nämlich rund 60 Milliarden Euro. Oder anders formuliert: Der Staat verteuert die Primär-Energie zwangsweise um das Doppelte. Zusätzlich belastet werden die Verbraucher mit den Kostenfolgen des Erneurbare-Energien-Gesetzes (EEG) bei ihrem Verbrauch an Strom, nämlich durch den Abnahmezwang von unzuverlässigen Wind- und Solarstrom, den hohen staatlichen Garantiepreis dafür sowie mit dem, was mit fossiler Energie betriebene Kraftwerke für die staatlich vergebenen CO2-Zertifikate aufzuwenden gezwungen werden.

Ein gesetzgeberischer Spuk

Zu Recht attackieren die Autoren das EEG als unnötig kostentreibend, unsozial, umweltzerstörerisch, auch als Teilenteignung, besonders aber das, womit es begründet wird: den Glauben, CO2 aus fossilen Brennstoffen, also das technisch bedingte, menschlich verursachte Kohlendioxid, führe mittels „Treibhauseffekt“ zu einer kritischen Erwärmung des Erdklimas. Dass dies in der Tat ein Irrglaube und geradezu ein Wahn ist, lässt sich vielfältig belegen. Einiges dazu findet der Leser im Kapitel „Klimahysterie und CO2-Verteufelung“. Damit bricht zusammen, womit dieser ganze gesetzgeberische Spuk begründet wird.

CO2-Zertifikate nur eine verdeckte Steuererhöhung

Ebenso erfährt der Leser, dass sich mit Wind- und Solarstom die Stromversorgung nicht sichern lässt, sondern sie nur künstlich verteuert. Kritisches findet er auch zum Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz, zur Energie-Einspar-Verordnung, zur verordneten Abschaffung der Glühbirne und zu den CO2-Zertifikaten. Da diese Zertifikate auf das Erdklima so gut wie keinen Einfluss haben, sind sie für die Autoren nichts anderes „als eine verdeckte weitere Steuererhöhung“.

Warum der Kugelhaufen-Reaktor der sicherste ist

Als ein Desaster für die deutsche Wirtschaft und die Forschung, die bei der Kernkraft einst führend war, beschreiben die Autoren die „Anti-Atom-Bewegung“. Ausgerechnet der sicherste Reaktor, der Kugelhaufen-Reaktor in Hamm, sei demontiert worden. In knapper, aber überzeugender Weise erfährt man, was für ein Unfug das war und nach wie vor ist: Mit einem solchen Reaktor wäre das Endlagerproblem gelöst. Uran als nuklearer Brennstoff werde nur zum Start benötigt, sonst aber Thorium. Dessen bekannte Vorkommen seien drei- bis viermal größer (und damit versorgungssicherer) als die von Uran. Sie würden ausreichen, Kernkraftwerke weltweit mehrere hundert Jahre lang zu betreiben. Der sicherste Reaktor sei er deswegen, weil bei Ausfall der Kühlung die Kettenreaktion immer weiter abnehme. Sicher sei der Kugelhaufen-Reaktor auch gegen Gewaltanwendungen von Terroristen: Schösse man eine Rakete in eine Anhäufung derartiger Brennelementekugeln, würden die Kugeln ohne eine kritische Zerstörung auseinanderfliegen. Dem Umweltminister Röttgen werfen die Autoren vor, dies zwar alles zu wissen, aber seine Aufgabe, die Bürger mit dem Sachwissen des Ministeriums aufzuklären, nicht erfülle.

Das verantwortungslose Energiekonzept deutscher Politik

Ratschläge zum Einsparen von Energiekosten und ein Kapitel über Energien der Zukunft, darunter – bei bestimmten Bedingungen – auch Wind- und Solarenergie, runden das Buch ab. Sein Kern ist, dem Leser klarzumachen, dass der Wohlstand der Menschen direkt an die Energieversorgung gekoppelt ist und wie falsch, schädlich und verantwortungslos das Energiekonzept der Bundesregierung ist. Um den Wohlstand zu mehren oder auch nur zu halten, sei alles daran zu setzen, genügend und bezahlbare Energie jederzeit zur Verfügung zu haben.

Für die Abkehr vom Irrweg fehlt noch der politische Wille

Mit dem zentralplanwirtschaftlichen Konzept der Regierung geschieht das Gegenteil. Die Versorgung mit preiswerter und jederzeit verfügbarer Energie werde durch die derzeitige Politik immer teurer und problematischer. Es drohe ein akuter Wohlstandsverlust. Doch weist das Buch auch den Weg, wie das politische Personal vom Irrweg auf den richtigen zurückfinden könnte. Der Wille dazu muss sich aber erst Bahn brechen. Bisher allerdings ist noch nicht einmal einer erkennbar. Dargelegt wird alles auf die verständlichste Weise, in schnörkelloser Sprache, in müheloser Lesbarkeit. Zu den Autoren: Dr.-Ing. Hans-Günter Appel war Professor an einer Fachhochschule. Ing. grad. Ulrich Kaiser war Geschäftsführer einer Ingenieursgesellschaft für Umwelt und Energie.

*) Hans-Günter Appel / Ulrich Kaiser: Energie – Schlüssel zum Wohlstand. Selbstverlag, Schortens 2010. Broschürt. 123 Seiten. 9,80 Euro. Bezug: drappel@t-online.de

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