Die Opfer der Finanzkrise sind die Unschuldigen

Nicht die Schuldner retten, sondern ihre Opfer

In die Inflation flüchten sich Staaten nur allzu gern, denn sie erleichtert ihnen die Schuldenlast. Aber je mehr das Geld entwertet wird, desto schneller werden es die Menschen für ihren Lebensbedarf und für Sachwerte ausgeben. Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes nimmt zu, die Inflation geht in den Galopp über, die Preise schießen nach oben. Bald können dann die Notendruckereien mit dem steigenden Geldbedarf nicht mehr mithalten. Dann kommt die Stunde des Währungsschnitts – und eine neue Währung. Das haben Staaten besonders gern, denn dann sind sie den größten Teil der Schuldenlast auf einen Schlag los.

Dreimal dürfen Sie raten, wer das auszubaden hat. Stimmt: Wir Bürger. Entweder als Steuerzahler, wenn der Staat die Schulden mit Steuererhöhungen bedienen und tilgen will, oder als Verbraucher und Sparer, wenn wir für unser Geld immer weniger kaufen können. Üblicherweise geschieht das mit uns in allen diesen drei Eigenschaften zusammen. Darauf steuern die Staaten zu, auch Deutschland mit der Europäischen Union.

Die Schuldner und Schuldigen wollen nur sich selbst retten

Warum aber lassen sie der Strukturbereinigung nicht einfach ihren Lauf? Weil sie die Deflation fürchten wie der Teufel das Weihwasser. Dann nämlich fallen für Waren und Dienstleistungen die Preise, statt zu steigen. Die Kaufkraft des Geldes nimmt zu. Für alle Gläubiger und Normalbürger wäre das gut. Für alle Schuldner wäre das schlecht. Zu ihnen gehören die Unternehmen. Sie haben sich bisher lieber mit billigerem Fremdkapital als mit teurerem Eigenkapital finanziert. Vor allem gehören die Staaten zu den Schuldnern. Diese Schuldner zusammen wären die Verlierer der Deflation. Das wollen sie nicht sein.

Perfide Umverteilung von oben nach unten

Leider aber sind der Staat und die gut organisierten Unternehmen als Schuldner eine gewaltige Macht, weit mächtiger als die schwer organisierbare Masse der Gläubiger und Bürger. Daher wird diese in die Inflation getrieben, daher wird die Deflation so verteufelt. Das aber ist eine perfide Umverteilung von oben nach unten, von Mächtigen zu Ohnmächtigen, von „Reich“ zu „Arm“, denn sie bringt die Bevölkerung um ihre Ersparnisse und entwertet ihre laufenden Löhne und Gehälter. Mit Inflation wird die Umverteilung verschleiert, werden alle Unschuldigen bestraft und die Schuldigen, unter ihnen die Staaten, herausgehauen. Warum dem früheren Schuldengeld, für das letztlich die Bürger aufkommen müssen, nun noch mehr Schuldengeld hinterherwerfen, für das die Bürger ebenfalls wieder aufkommen müssen?

Perversion verhindern, Deflation zulassen

Ein Zulassen der Deflation kann diese Perversion verhindern. Dann müssten die Staaten und Notenbanken der Strukturbereinigung ihren Lauf lassen. Damit würden sie zunächst auch viele Arbeitslose in Kauf nehmen müssen. Das gilt als politisch zu riskant. Aber das muss es nicht sein. Statt nämlich das viele zusätzliche Schuldengeld maroden Banken, Unternehmen und deren mitschuldigen Führungskräften zuzuschieben, wäre es vernünftiger und sozial gerechter, mit ihm den arbeitslos werdenden Menschen zu helfen, die Arbeitslosigkeit zu überbrücken. Und statt Kaufkraft mit umfangreichen, nur produkt- und sektorbezogenen staatlichen Konjunkturpaketen zu schaffen, wäre es vernünftiger und sozial gerechter, die Kaufkraft mit einer breiten und nachhaltigen Steuersenkung zu schaffen und so eine sehr breit gestreute Nachfrage anzuregen.

Wenn sich der Staat zur Krisenbekämpfung ohnehin noch stärker verschulden will, dann lieber auf diese Weise, also das Geld in die Hand aller Bürger legen. Die Bürger sind an der Krise unschuldig, aber ihre Opfer. Die Schuldigen an der Krise sind – teils mehr, teils minder – alle Schuldner. Nicht die Schuldner müssen gerettet werden, sondern ihre Opfer. Politisch ließe sich das durchaus „verkaufen“. Komplizierter ist es im Fall gestrauchelter großer Banken. Aber auch hier muss der Grundsatz lauten: Das Ziel des staatlichen Rettungswerks sind die privaten Kunden der Banken.
Weiteres zur globalen Finanzkrise:
http://www.hayek.de/hayek-im-internet/17-zur-internationalen-finanzkrise

Copyright: Klaus Peter Krause

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