Kommen Sie gut rein ins neue Jahr 2025, zumindest mit Ringelnatz – Aber dann sieht’s mies aus

In der Neujahrsnacht
Die Kirchturmglocke
schlägt zwölfmal Bumm.
Das alte Jahr ist wieder mal um.
Die Menschen können sich in den Gassen
vor lauter Übermut gar nicht mehr fassen.
Sie singen und springen umher wie die Flöhe
und werfen die Mützen in die Höhe.
Der Schornsteinfegergeselle Schwerzlich
küsst Konditor Krause recht herzlich.
Der alte Gendarm brummt heute sogar
ein freundliches: Prosit zum neuen Jahr.
Joachim Ringelnatz (1883-1934)
Nochmals: Kommen Sie gut rein ins neue Jahr 2025 und hoffentlich wenig bis nicht beschädigt auch wieder heraus. Denn die Aussichten sind mies, wird es doch (nach Tichy’s Einblick, TE) das Jahr werden, in dem man uns staatlicherseits noch mehr schröpft und sich eine – horribile dictu – wohl neue Regierung mit Scholz und Genossen endlich ihr Grab endgültig gräbt: „Scholz, Habeck und Lindner sind zwar am Ende, aber sie haben vorgearbeitet. Im kommenden Jahr werden sehr viele Preise steigen – und sehr viele Dinge werden nicht mehr erlaubt sein. TE präsentiert: die Horrorliste.“ (hier).
Daher mit der Hoffnung auf ein neues, und vielleicht doch erträglicheres Leben nochmals Ringelnatz:
Silvester
Dass bald das neue Jahr beginnt,
spür ich nicht im Geringsten.
Ich merke nur: Die Zeit verrinnt
Genauso wie zu Pfingsten,
Genau wie jährlich tausendmal.
Doch Volk will Griff und Daten.
Ich höre Rührung, Suff, Skandal,
ich speise Hasenbraten.
Mit Cumberland, und vis-à-vis
sitzt von den Krankenschwestern
die sinnlichste. Ich kenne sie gut, wenn auch erst seit gestern.
Champagner drängt, lügt und spricht wahr.
Prosit, barmherzige Schwester!
Auf! In mein Bett! Und prost Neujahr!
Rasch! Prosit! Prost Silvester!
Die Zeit verrinnt. Die Spinne spinnt
in heimlichen Geweben.
Wenn heute Nacht ein Jahr beginnt,
beginnt ein neues Leben.
Joachim Ringelnatz (1883-1934)