Die zweifache Stromkapazität? Für ihn kein Thema – Schon jetzt eine Überschusskapazität an „Ökostrom“ von 40 Prozent – Noch mehr Überschusskapazität macht die Stromversorgung trotzdem nicht sicherer – Die inhärent technisch-bedingten Defizite der Energiewende – Wie eine Wirtschaftlichkeit vorgegaukelt werden soll – Die eigentliche und nötige Kritik an der Energiewende ist für den Rechnungshof sakrosankt – Die staatliche Reaktion? Unverbesserlich und arrogant
Die Überschrift lautete „Rechnungshof kritisiert Merkels Energiewende“. So war es vor ein paar Tagen auf der FAZ-Online-Seite FAZNet zu lesen (hier). Aber gerade die Energiewende kritisiert der Bundesrechnungshof nicht. Es wäre zwar schön, wenn er es getan hätte, und er hätte es tun sollen, doch getan hat er es nicht. Daher ist die Überschrift unzutreffend. Der Bericht unter dieser Überschrift dagegen ist nicht unzutreffend. Der Rechnungshof kritisiert durchaus und zwar kräftig und viel. Doch kritisiert er nur Schlampereien und Ausführungsmängel sowie finanzielle Folgen der Energiewende, nicht die Energiewende an sich. Damit ist so gut wie nichts gewonnen, das Entscheidende fehlt.
Zwar eine Breitseite an Vorwürfen …
Gewiss, das Urteil ist vernichtend. Schwerwiegende Organisationsmängel werfen die Rechnungsprüfer der Bundesregierung vor. Mangelhafte Steuerung und schwerwiegende Mängel bei der Kontrolle der Energiewende konstatieren sie. Die organisatorische Umsetzung der Energiewende sei nicht nachvollziehbar, stellen sie fest. Es würden ineffiziente Förderprogramme aufgesetzt, verlängert und aufgestockt, bemängeln sie. Koordinierte Absprachen zur Energiewende fänden weder hausintern ausreichend statt noch in der Regierung oder mit den Bundesländern, beklagen sie. Doppelarbeit und doppelte Förderungen seien eine Folge. Das Bundeswirtschaftsministerium überblicke nicht die finanziellen Auswirkungen der Energiewende, schreiben sie. Die Regierung wisse nicht, wieviel Steuergeld sie für die Energiewende aufwende, sie interessiere sich offenbar auch nicht dafür. Elementare Fragen wie „Was kostet die Energiewende den Staat?“ würden nicht gestellt und blieben unbeantwortet. Die Rechnungsprüfer sehen das Risiko, dass es immer teurer wird, die Energiewende voranzutreiben. Die Frage nach der Bezahlbarkeit der Energiewende habe noch nicht den ihr zukommenden Stellenwert. Eine Breitseite von Vorwürfen geradezu. Weiteres aus dem FAZ-Bericht hier. Der Prüfungsbericht selbst ist auf der Web-Seite des Bundesrechnungshofs noch nicht verfügbar.
… aber kein Thema: die zweifache Stromkapazität
Aber so vernichtend diese Beurteilung auch ist, den Kern trifft sie nicht. Zu diesem Kern gehört, dass mit der Energiewende eine zweifache Stromerzeugungskapazität benötigt und aufgebaut wird. Gebraucht wird sie, weil es bei heiklen Wetterlagen zum Totalausfall von Wind- und Solarstrom kommen kann: Es ist dunkel, und überall weht kein (oder nicht genug) Wind. Für diesen Fall müssen herkömmliche Kraftwerke einspringen können, und zwar mit einer Leistung, die den dann gesamten deutschen Strombedarf zu decken in der Lage ist. Nur sie allein stellen die für ein Industrieland nötige Sicherheit der Stromversorgung her.
Schon jetzt eine Überschusskapazität an „Ökostrom“ von 40 Prozent
Für eine solche sichere Stromversorgung brauchen wir eine installierte Kapazität von rund 70 Gigawatt. Um die auch dann zu haben, wenn Wind und Sonne völlig ausfallen, was vorkommt, brauchen wir die herkömmlichen Kraftwerke, die daher in Höhe von rund 70 GW unverzichtbar sind. Aber die bereits installierte Leistung von Windkraft (45 Gigawatt) und Fotovoltaik (39 Gigawatt) beträgt mit zusammen 84 Gigawatt schon weit mehr, als wir an Stromkapazität brauchen. Dazu kommt die übrige alternative Stromerzeugung, darunter Wasserkraft und „Biogas“ (13,9 Gigawatt). Wir haben also schon jetzt eine Überschusskapazität von (84 plus 13,9 minus 70) 27,9 Gigawatt, also von 40 Prozent.
Noch mehr Überschusskapazität macht die Stromversorgung trotzdem nicht sicherer J
ede weitere Windkraft- und Fotovoltaik-Anlage treibt diese Überschusskapazität weiter hoch, ohne die Stromversorgung jederzeit sicher zu machen. Denn wenn 40 000 Windkraftanlagen aufgestellt sind, drehen sich ohne Wind alle nicht. Die Folge: Strom null. Wenn die Sonne nicht scheint, liefern alle Fotovoltaik-Anlagen ebenfalls keinen Strom. Noch mehr Überschusskapazität macht die Stromversorgung also trotzdem nicht sicherer. Die zweifache Kapazität ist ökonomischer Schwachsinn. Das haben die meisten Bürger offenbar noch immer nicht kapiert. Und der Bundesrechnungshof? Warum legt er seinen Finger nicht in diese Wunde der Energiewende? Verschlafen? Wohl kaum, dafür sind die Rechnungsprüfer zu sachkundig und zu intelligent. Dann also müsste man es Unterschlagung nennen.
Die inhärent technisch-bedingten Defizite der Energiewende
Auch einen anderen nicht behebbaren Schwachpunkt der Energiewende spart die Rechnungshofkritik aus. Die sogenannten Erneuerbaren Energien (Strom mittels Wind, Sonne, Biogas = EE-Strom) bringen naturgemäß Defizite mit sich. Dazu gehören ihre zu geringe Energiedichte, ihre Unzuverlässigkeit und ihre schlechte Regelbarkeit. Dadurch können sie die erforderliche Netzstabilität nicht leisten – im Gegensatz zu Kohle-, Gas- und Kernkraftwerken. Nur die drei Letztgenannten vermögen es, die Soll-Netzfrequenz von 50 Hertz stabil zu halten. Schon bei einer Abweichung von 0,2 Hertz von der Sollfrequenz besteht die Blackout-Gefahr. Dies alles ist ein inhärent technisch- bedingtes Defizit der Energiewende. (Näheres zur Energie- oder Leistungsdichte hier).
Wie eine Wirtschaftlichkeit vorgegaukelt werden soll
Die geplanten neuen Ferntrassen für diesen Strom dienen nicht dazu, die Versorgung zu stabilisieren, sondern nur dazu, den zur falschen Zeit und am falschen Ort produzierten Windstrom fortzuschaffen, statt ihn einfach nicht zu produzieren. EE-Strom ist vergleichsweise um ein Vielfaches teurer und nicht allzeit bedarfsgerecht verfügbar. Die käuflich zu erwerbenden CO2-Zertifikate sollen den Strom aus Kohle, Gas und Kernkraft künstlich verknappen und zusätzlich verteuern, um dem Bürger den EE-Strom kostengünstiger erscheinen zu lassen und ihm eine scheinbare Wirtschaftlichkeit des EE-Stroms vorzugaukeln. Alle drei EE-Strom-Erzeugungsarten belasten Flora, Fauna und das Landschaftsbild. Strom aus Biogas entzieht außerdem der Versorgung mit Futter- und Lebensmitteln wichtige agrarische Rohstoffe, macht sie knapper und verteuert daher auch diese Nahrungsmittel.
Die eigentliche Kritik ist für den Rechnungshof sakrosankt
Viele, auch viele Gegner der Energiewende, missverstehen die Kritik des Bundesrechnungshofes als übe er an der Energiewende substanzielle Kritik. Ebendas aber tut er nicht. Die NAEB-Stromverbraucher-Schutzvereinigung*) schreibt dazu in ihrem „Strom-Newsletter“ vom 15. Januar: Das Ziel der Kritik des Bundesrechnungshofes sei nicht ein Stopp der Energiewende oder auch nur eine Reduzierung des Ausbaus von Windkraft- oder Fotovoltaik-Strom, sondern ausschließlich eine Beseitigung von unnötigen Kosten. Die Kritik richte sich nicht gegen die Energiewende, sondern gegen die Arbeit bzw. das Vorgehen vor allem des Bundeswirtschaftsministeriums. Die Energiewende an sich stehe nicht zur Diskussion, sie sei auch für den Bundesrechnungshof sakrosankt. Für die NAEB-Vereinigung hat die wirkliche Kritik zu lauten „Stopp der Energiewende“.
Die staatliche Reaktion? Unverbesserlich und arrogant
Und was sagt das Bundeswirtschaftsministerium? Es lässt die Vorwürfe nicht gelten: „Die Kritik an der Umsetzung des Mehrgenerationenprojekts Energiewende ist nicht nachvollziehbar“, sagte eine Sprecherin des Ministeriums. Der Rechnungshof verstehe Grundannahmen der Energiewende nicht, weshalb seine Schlüsse fehlerhaft seien. Er verkenne „die Komplexität dieses Großprojektes“. Der Vorwurf organisatorischer Fehlstrukturierung oder Doppelförderung gehe fehl. . (FAZ vom 13. Januar 2016, Seite 20).
So reagieren Unverbesserliche. Staatliche Arroganz hoch drei.
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*) Wenn ich NAEB zitiere, müssen Sie wissen, dass ich dort Mitglied bin und dem Beirat angehöre, also befangen sein kann. Die NAEB-Web-Seite finden Sie hier: www.naeb.de Die NAEB-Pressemitteilungen hier und hier. Wer sich als Energiewende-Opfer sieht (das sind die meisten), sollte NAEB unterstützen, indem er Mitglied wird. Je mehr Mitglieder, umso durchsetzungsfähiger gegen die Energiewende-Politik kann der Verein auftreten. Ein Beitrittsformular finden Sie hier.
Lieber Herr Krause, was erwarten Sie denn von den Beamten des Bundesrechnungshofes? Daß sie sich mit einer grundsätzlichen Kritik der Energiewende ihre Karriere versauen? Mal abgesehen davon, daß die wenigsten dieser Beamten technisch und naturwissenschaftlich genügend gebildet sein werden, um überhaupt zu verstehen, daß die Energiewende ein technischer und volkswirtschaftlicher Irrsinn ist und ihre Begründung, die Rettung des Weltklimas, nichts als ein gigantischer Betrug. Diese Kritik bleibt NAEB, EIKE und ähnlichen Organisationen vorbehalten. Und Gott sei Dank gibt es mit der AfD inzwischen eine Partei, die für diese Kritik empfänglich ist und die die Beendigung der Energiewende in ihrem Parteiprogramm anstrebt.
Klar, lieber Herr Oberdörffer, natürlich weiß ich, dass auch Rechnungsprüfer beruflich mal weiterkommen und nicht aufs Abstellgleis gestellt werden wollen. Mir geht es – Sie wissen es – nur um die Feststellung, dass die Rechnungsprüfung tiefer zu gehen hätte, als es in diesem Fall geschehen ist. Ihr Klaus Peter Krause
Sie haben die Folgen der unvernünftigen Energiewende sehr gut dargestellt.
Mit freundlichen Grüßen
Schurmann
Danke, Herr Krause, Sie haben das gut dargestellt. Ich möchte etwas hinzufügen. Die Energiewende wurde um 2000 von Schröder – Fischer erfunden, sie sollte der Ersatz der Kernkraft sein durch die 3 E’s: Erneuerbare, Effizienz, Energiesparen. Das geht grundsätzlich nicht, Sie haben es gesagt, wir alle wissen es (die Sonne geht unter, der Wind hat Flaute, speichern geht nicht). Mir geht es um die Kernkraft, zu der eben viel Falsches gesagt wird. Aber eben nicht immer, denn im SPIEGEL 17/2016 wurde vieles sehr deutlich gesagt: Es wird hingewiesen auf die Opfer der Evakuierung in Fukushima, das sollte deutlicher geschehen, damit es die Leser auch verstehen: Es sind in Japan infolge der drei Kernschmelzen und Freisetzung von Radioaktivität NULL Menschen gestorben, niemand wurde in seiner Gesundheit auch nur geschädigt (nachzulesen bei UNSCEAR). Aber es gibt etwa 150 StrahlenSCHUTZopfer, weil die Intensivpatienten evakuiert und so deren ärztliche Versorgung abgebrochen wurde. DER SPIEGEL berichtet von 150 bis 600 Evakuierungsopfern, (meines Wissens das einzige Medium in Deutschland bisher mit deutlichen und richtigen Worten zum Sachverhalt) siehe DER SPIEGEL „Schön verstrahlt“ 17/2016 Seite 106 ff.
Es gibt bedeutende Wissenschaftler, die den derzeitigen Umgang mit Strahlung als den folgen-reichsten wissenschaftlichen Irrtum der Neuzeit bezeichnen. Und wir kommen zu der eigenartigen Erkenntnis, daß inzwischen der Strahlenschutz viel mehr Todesopfer fordert als die Strahlung. Es ist SCHUTZ vor Strahlenschutzmaßnahmen erforderlich, also ein Strahlenschutz-SCHUTZ.
Kerntechnik ist KEINE Risikotechnik, denn laut UNSCEAR hat die Kerntechnik durch ihre friedliche Nutzung seit Beginn von 1945 bis 2007 durch Strahlenunfälle insgesamt 147 Todesopfer gekostet, da sind Tschernobyl und Unfälle in der Medizin mit eingeschlossen (z.B. versehentliche Bestrahlun-gen mit tödlicher Dosis bei der Krebsbehandlung), auch der militärische Bereich in den Anfängen. Die IAEA gibt eine um etwa 20 höhere Zahl an.
Die weltweit seit einem halben Jahrhundert gültige Strahlenschutzphilosophie ist falsch, sie sollte geändert werden (siehe die Profs. Becker, Feinendegen, Jaworowski, Chen et.al., Henriksen, Muckerheide, Calabrese, Doss, …). Dazu ist der Gesetzgeber gefordert, er sollte sich nicht von hauptamtlichen Strahlenschützern beraten lassen, die von unsinnigen Strahlenschutzmaßnahmen leben.