Die erste: Wie man Schulden bezahlen kann – Die zweite: Wie die EU funktioniert (und vielleicht bald nicht mehr)
Noch einmal leichte Sommerkost: zwei Geschichten, die das Leben schreibt, die aber doch erfunden sind. Allerdings gut erfunden. Doch das Leben könnte sie geschrieben haben. Könnte? Ich glaube, es hat. Aber erfunden sind sie. Ganz bestimmt. Die erste hat mit den Griechen zu tun. Die zweite irgendwie ebenfalls, denn ein Grieche spielt darin ebenfalls mit. Auch ein Zypriot kommt darin vor. Bekanntlich gehört Zypern, obwohl politisch geteilt in den türkisch besetzten Norden und den griechisch beherrschten Süden, völkerrechtlich zu Griechenland und damit – ebenso wie die beiden britischen Exklaven als Militärbasen – auch zur EU. Also ist noch ein weiterer Grieche dabei, ein zypriotischer. Es geht in ihr um die Europäische Union und wie das da so läuft. Der Hintergrund für die erste Geschichte ist die Europäische Union ebenfalls. Sie werden sehen.
Die erste Geschichte – Wie man Schulden bezahlen kann
Kommt ein Tourist in ein griechisches Hotel, legt einen 100-Euro-Schein auf die Theke und bittet um einige Zimmerschlüssel, damit er mal nachschauen könne, ob Ihm die Zimmer gefallen würden. Die 100 Euro seien als Sicherheit. Der Hotelier gibt ihm alle Schlüssel, da er keinen einzigen Gast hat.
Als der Gast verschwunden ist um sich die Zimmer anzusehen, rennt der Wirt zum Metzger und gibt dem die 100 Euro und sagt, dass damit seine offen stehenden Rechnungen ja wohl bezahlt seien. Er rennt zurück in sein Hotel.
Der Metzger läuft zum Bauern, gibt dem die 100 Euro und sagt, für das Schwein letzte Woche, das noch zu bezahlen ist.
Der Bauer geht zur einzigen Prostituierten des Dorfes und gibt ihr die 100 Euro, weil er noch seine beiden letzten Besuche bei ihr zu zahlen hat.
Die Prostituierte rennt zum Hotel und übergibt dem Hotelier die 100 Euro die sie ihm noch für zwei Zimmermieten, mit Kunden, schuldet.
In dem Moment kommt der Deutsche die Treppe herunter und sagt, dass ihm keins der Zimmer gefalle. Er gibt dem Hotelier die Zimmerschlüssel, nimmt seine 100 Euro und verlässt das Hotel.
Nun das Ergebnis: Alle Schulden sind bezahlt und keiner hat Geld! So funktioniert das EU Rettungspaket.
Was lernen wir daraus? Die Griechen sind auf ihre Weise doch irgendwie begnadet. Man kann das auch Lebenskünstler nennen.
Die zweite Geschichte – Wie die EU funktioniert (und vielleicht bald nicht mehr)
Zehn Männer – ein Grieche, ein Italiener, ein Franzose, ein Portugiese, ein Spanier, ein Zypriot, ein Finne, ein Österreicher, ein Holländer und ein Deutscher – treffen sich regelmäßig zum Essen. So war es auch wieder in der letzten Woche. Die Rechnung für alle zusammen betrug genau 500 Euro, denn man speiste schon sehr gern auf hohem Niveau. Die Gäste bezahlten ihre Rechnung, so wie wir unsere Steuern, und das sah ungefähr so aus:
– Vier Gäste (der Grieche, der Portugiese, der Spanier und der Italiener) zahlten nichts.
– Der Zypriot zahlte 1 Euro.
– Der Franzose 5 Euro.
– Der Österreicher 50 Euro.
– Der Finne 80 Euro.
– Der Holländer 100 Euro.
– Der Zehnte (der Deutsche) zahlte 264 Euro.
Das ging schon eine ganze Weile so. Immer wieder trafen sie sich zum Essen. Alle waren zufrieden, bis der Wirt Unruhe in das Arrangement brachte, als er vorschlug, den Preis für das Essen um 50 Euro zu reduzieren. “Weil Sie alle so gute Gäste sind!” Wie nett von ihm! Jetzt kostete das Essen für die Zehn nur noch 450 Euro.
Die Gruppe wollte unbedingt weiter so bezahlen, wie das bisher üblich war. Dabei änderte sich für die ersten vier nichts, sie aßen weiterhin kostenlos. Wie sah es aber mit den restlichen sechs aus? Wie konnten sie die 50 Euro Ersparnis so aufteilen, dass jeder etwas davon hatte.
Die Sechs stellten schnell fest, dass 50 Euro geteilt durch sechs Zahler 8,33 Euro ergeben. Aber wenn sie das von den einzelnen Teilen abziehen würden, bekämen der fünfte und der sechste Gast noch Geld dafür, dass sie überhaupt zum Essen gehen. Also schlug der Wirt den Gästen vor, dass jeder ungefähr prozentual so viel weniger zahlen sollte wie er insgesamt beisteuere. Er setzte sich also hin und begann das für seine Gäste auszurechnen. Heraus kam folgendes:
– Der Zypriot, ebenso wie die ersten vier, zahlten ab sofort nichts mehr (100% Ersparnis).
– Der Franzose zahlte 3 Euro statt 5 Euro (40% Ersparnis).
– Der Österreicher zahlte 45 Euro statt 50 Euro (10% Ersparnis).
– Der Finne zahlte 72 Euro statt 80 Euro (10% Ersparnis).
– Der Holländer zahlte 90 Euro statt 100€ Euro (10% Ersparnis).
– Der Deutsche zahlte 239 Euro statt 264 Euro (11% Ersparnis).
Jeder der Sechs kam bei dieser Lösung günstiger weg als vorher und die ersten vier aßen immer noch kostenlos.
Aber als sie vor der Wirtschaft noch mal nachrechneten, war das alles doch nicht so ideal, wie sie dachten.
„Ich hab’ nur 2 Euro von den 50 Euro bekommen!” sagte der Franzose und zeigte auf den Deutschen. „Aber er kriegt 25 Euro!“
„Stimmt!”, rief der Zypriot, “Ich hab’ nur 1 Euro gespart und er spart mehr als zwanzigmal so viel wie ich.“
“Wie wahr!”, rief der Österreicher, “Warum kriegt er 25 Euro zurück und ich nur 5 Euro? Alles kriegen mal wieder die reichen Deutschen!“
“Moment mal” riefen da der Grieche, der Portugiese, der Spanier und der Italiener wie aus einem Munde. „Wir haben überhaupt nichts bekommen. Das System beutet die Ärmsten aus!”
Wie aus heiterem Himmel gingen die Neun gemeinsam auf den Deutschen los und verprügelten ihn.“
Am nächsten Abend tauchte der Deutsche nicht mehr zum Essen auf. Also setzten sich die übrigen Neun zusammen und aßen ohne ihn. Aber als es an der Zeit war die Rechnung zu bezahlen, stellten sie etwas Außerordentliches fest: Alle zusammen hatten nicht genügend Geld, um auch nur die Hälfte der Rechnung bezahlen zu können! Und wenn sie nicht verhungert sind, wundern sie sich noch heute.
Beide Geschichten stammen nicht von mir, man hat sie mir zugeschickt. Ein Autor ist nicht genannt. Auch ich kann ihn daher nicht nennen, er möge mir vergeben. Mit Sicherheit sind beide schon vielfältig herumgereicht worden, nur von mir noch nicht. Der eine oder andere wird sie also längst kennen. Die bitte ich hiermit um Pardon.