In die Wahlschlacht auch mit eigenem Lied

Die Alternative für Deutschland und ihre Werbemittel-Kampagne

Die neue Partei Alternative für Deutschland ist nun – nach dem Sammeln aller nötigen Unterschriften und über die nötigen weit hinaus – in ihren Wahlkampf eingestiegen. Die AfD-Landesverbände haben eine ganze Flut an Flugblättern, Plakaten, Postkarten und anderen Werbemitteln entwickelt, die nun genutzt und an die Wähler verteilt werden. Eingerichtet ist auch ein Werbemittel-Webshop, von dem das Repertoire der Wahlkampf-Utensilien abgerufen werden kann. Noch ist die Partei in der breiten Bevölkerung nicht hinreichend bekannt. Die Wahlwerbung soll dem abhelfen.

Plakate aus dem Spenden-Shop

Das Bundeswahlkampf-Team der Partei teilte in einer Rund-Mail euphorisch mit, die Mitglieder und Förderer der Partei entwickelten „eine schier unglaubliche Kraft“; die im Plakatspenden-Shop verfügbaren Plakate seien inzwischen schon fast 600mal gebucht worden. Die Leitung dieses Shops, die auf die Erfahrung auch mit anderen Parteien zurückgreife, habe ausdrücklich versichert, eine solche Vielzahl von Spenden innerhalb von so wenigen Tagen habe es noch niemals für irgendeine Partei gegeben. Für Großveranstaltungen sind Riesen-Banner erhältlich (bis zu 4,5 mal 12 Meter groß). Diese Banner und andere teurere Werbemittel müssen nicht käuflich erworben, sondern können gemietet werden. Dafür ist im Shop ein Verleihportal eingerichtet, „damit nicht jeder Landesverband diese kostspieligen Dinge einzeln kaufen muss“. Weiter heißt es im Rundschreiben: „Den Straßenwahlkampf unterstützen wir mit verschiedenen Wahlkampfständen, Tischen, Schirmen und „vielen weiteren visuell angelegten Hilfsmitteln“. Die Wahlkampfplakate kommen in Stückelungen zu je 50 gepackt, es werden auch Motivmischungen dabei sein, damit die Plakatierung nicht so einseitig ausfällt.“

Alternative Luftballons als „Aufsteiger des Jahres“

Der Werbemittel-Shop der Partei ist seit Anfang Juli geöffnet (www.shopfuerdeutschland.de), dort als Fanartikel-Shop bezeichnet. Zu haben sind dort – jeweils mit Preisangabe – unterschiedliche Flugblätter („Flyer“) und Plakate, Aufkleber und Wahlkampfstände, blaue Taschenlampen mit der Aufschrift „… geht Ihnen ein Licht auf?“ und rote Taschenlampen mit der Aufschrift „Zornbürgerlicht“, Luftballons mit der Aufschrift „Aufsteiger des Jahres – Alternative für Deutschland“ und Tischbanner samt Holzständer mit der Aufschrift „Wir lieben Deutschland“. Ferner Baseball-Mützen (rot und blau), Tüten mit Fruchtgummi, Meterstäbe (vulgo: Zollstöcke), Navy Cap (vulgo: Seglermütze), weiße und blaue Polo-Shirts für Männer, ebensolche für Frauen, die Warnwesten „Euroweghelfer“ und anderes mehr, alle mit dem Partei-Emblem. Wie könnte es anders sein, als dass alle diese Artikel mit einem schönen alten urdeutschen Namen belegt sind, der da lautet „Give-away-Geschenke“. Von den Bezeichnungen „Flyer“ oder „Shop“ mag man schon gar nicht mehr glauben, dass sie englischen Ursprungs sind, sooo deutsch sind sie schon. An „Roll-Ups“ (zu haben ab 59 Euro), an „Beachflags“ (je nach Größe ab 99 Euro) und an „Air-Säulen“ werden wir uns wohl auch noch gewöhnen.

Der Shop für Fans der Partei und der für Mitglieder der Partei

Betrieben wird der Internet-Laden von dem Werbemittel-Dienstleistungsunternehmen Eidex GmbH. Das AfD-Wahlkampf-Team macht darauf aufmerksam, dass er „zwei Ebenen“ hat. Die erste sei die Fanartikel-Ebene und für jene Unterstützer („Fans“) und Parteimitglieder gedacht, die Werbematerial in nur kleinen Mengen bestellen möchten, „zum Beispiel 100 Flyer für 5 Euro“. Die „zweite Ebene“ ist offenbar nur für Parteimitglieder vorgesehen. Um in diesen Bereich zu gelangen, müsse man sich zwingend registrieren. Dort finde man zum einen mehr Artikel, und zum anderen würden andere Preis- und Mengengerüste angeboten. Die Gebrauchsanleitung dafür lautet: „Um die Registrierung vorzunehmen, gehen Sie bitte wie folgt vor: Bitte tragen Sie Ihre Daten hier direkt im Shop ein. Sie erhalten dann nach einer Prüfung ihre Zugangsdaten. Bitte beachten Sie: Ohne individuelle Freigabe kommen Sie nur in den allgemeinen Fanartikel-Shop, in dem die Produkte mit einem Aufschlag zugunsten der Partei angeboten werden. Erst mit der persönlichen Kennung kommen Sie in den Mitglieder-Shop, in dem die Mengen und Preise für Parteimitglieder kalkuliert sind.“

Eigens für die Partei ein Lied

Für die Partei wirbt auch ein eigens für die AfD verfasstes Lied. Das AfD-Bundeswahlkampf-Team schrieb: „Ist Ihnen bekannt, dass jemals eine Partei mit einem eigenen Song in den Wahlkampf gezogen ist? Wir tun es! Ralf Maas und Jörg Schreiner haben uns einen Song geschrieben und eingespielt. Wer das ist? ‚Die Söhne Mannheims’, ‚Lou Bega’, ‚Britney Spears’. Dem einen oder anderen werden diese Namen etwas sagen, für die Ralf Maas schon tätig war. Hier spielen wir in der Champions League! … Wir inszenieren einen Mitmach-Wahlkampf. Bitte laden Sie den Song bei iTunes runter. Einfach nach Ralf Maas suchen oder nach „Wir geben nicht auf“. Der Song kostet 99 Cent, die AfD bekommt davon 50 Cent pro Download. Wenn Sie sich damit nicht auskennen – Ihre Kinder, Enkel, Nachbarn helfen Ihnen bestimmt gern dabei. Wenn Sie den Song haben, auf’s Smartphone damit. Spielen Sie ihn so oft Sie mögen. Er hat das Zeug zum Ohrwurm. Im Laufe des Wahlkampfs haben wir noch einiges damit vor.“

Und dann noch zweimal wöchentlich ein Animationsfilm

Wer mit Flugblättern, Plakaten und anderen Herkömmlichkeiten der Wahlwerbung nicht mehr so recht ansprechbar ist und nur auf das anspringt, was das Internet bietet, der kann sich Kurzfilmchen der Partei anschauen. Die erste Folge des Animationsfilms „Lucky und die Kanzelette“ ist seit dem 19. Juli bei Youtube verfügbar: http://youtu.be/UEp8LRjHPBY  Titel: Europäischer Frieden (Endlich Urlaub! Doch vorher versucht die Kanzelette noch Lucky zu erklären, warum ein Ausstieg aus dem Euro nicht möglich ist). Das Wahlkampf-Team schreibt dazu: „Schauen Sie mal rein. Wenn Ihnen der Film gefällt, verbreiten Sie den Link gern weiter. Wenn Sie ihn kommentieren möchten, schreiben Sie Lucky direkt eine Mail: lucky@alternativefuer.de Dies ist der Anfang einer Reihe von Folgen, die Woche für Woche ergänzt werden soll, auch zu tagesaktuellen Ereignissen.“ Inzwischen ist Clip 2fertig. Titel: Die machen das schon (Gute Neuigkeiten: Die Europäische Zentralbank kümmert sich jetzt um die Krise. Fragt sich nur mit wessen Geld). Siehe
http://www.youtube.com/channel/UCnp7XaWTz5SEjX1ov-SNFoQ?feature=watch Einen neuen Clip soll es immer dienstags und freitags geben. Die Clips sollen vor allem Leute ansprechen, die sich eigentlich gar nicht für Politik interessieren, und „auf eine leichte, unterhaltsame Weise“ einfach vermitteln, was Merkel & Co. seit Jahren betreiben.

Weitere Ideen und pfiffige Werbeartikel erwünscht

Die Organisatoren des Werbemittelshops sind die AfD-Mitglieder Fritz Schladitz und Olaf Kriewald. „Selbstverständlich“, so schreiben sie, „ist der Shop auch dazu geeignet, eigene Ideen einzubringen oder günstige Lieferanten mit pfiffigen Artikeln zu integrieren. Bitte lassen Sie uns an Ihren Vorschlägen teilhaben, jede Anregung oder Kritik ist willkommen. Schicken Sie uns einfach eine Mail an: werbemittel@alternativefuer.de. Mit diesen Maßnahmen sollen wir schnell in die Köpfe der Wähler kommen.“

 

PS. Wenn ich über die AfD schreibe, müssen Sie als Leser wissen, dass ich im März 2013 dieser Partei beigetreten bin – erstmals einer Partei überhaupt. Ich bin überzeugt, dass unser Land diese neue Partei dringend braucht, und möchte daran mitwirken, dass es gelingt. Ich glaube, dass ich innerhalb der Partei meine Vorstellungen von einer grundlegenden Politikwende zunächst besser zur Geltung bringen kann als außerhalb, jedenfalls in der Gründungs- und Wahlkampfphase. Ob auch noch nach der Wahl, wird sich zeigen. Ich will also, dass diese Partei in den Bundestag kommt.Neutral bin ich demnach nicht, wohl aber unabhängig und um Objektivität bemüht. Das Urteil darüber muss ich dem Leser überlassen. Ein Amt in der Partei habe ich nicht übernommen, gehöre aber einem Arbeitskreis von Fachleuten für Energiepolitik an, die ebenfalls Mitglieder oder zumindest Sympathisanten der AfD sind. Dieser Kreis hat für die Partei bis zum 12.Juni 2013 ein Programm zur Energiepolitik ausgearbeitet und dem AfD-Bundesvorstand vorgelegt. Daraufhin hat der Bundesvorstand diesen Arbeitskreis zum „AfD-Bundesfachausschuss für Energiepolitik“ ernannt, jedenfalls vorläufig. Es ist unserem Arbeitskreis gelungen, den Bundesvorstand davon zu überzeugen, dass die Energiewende-Politik der Altparteien ein ebenso wichtiges Wahlkampfthema ist wie deren Politik zur „Euro-Rettung“. Seitdem werden die Aussagen der Partei zur Energiepolitik konkretisiert und fallen entschiedener aus. Nicht alles im Wahlprogramm deckt sich mit meinen Vorstellungen.Dazu gehört vor allem die Energiepolitik.

Print

Schreibe einen Kommentar