„Kein Bier für Nazis“

Ein jugendlicher Agitator in Lübeck wiegelt die Gastronomie der Hansestadt zum „Kampf gegen Rechts“ auf, von der örtlichen Tageszeitung wohlwollend begleitet – Und: Journalismus heute

Der „Kampf gegen Rechts“, das Vorgehen gegen „Rechtsextreme“ nimmt immer (links)extremere Züge an. Linke und Linksextreme ziehen gegen „Rassisten“ in einer Form zu Felde, mit der sie sich selbst zu einer Art Rassisten abstempeln, zu Rassisten auf andere Weise. Herkömmliche Rassisten reduzieren ihnen missliebige Menschen auf deren Hautfarbe, deren Aussehen, deren völkischer Zugehörigkeit, Abstammung, Herkunft. Die Rassisten der anderen Art reduzieren sie auf deren Gesinnung und kennen kein Halten mehr. Gutmenschen, „politisch Korrekte“ und „Mainstreamer“ folgen ihnen – teils willig, teils feige, teils gedankenlos. Jüngst zu erlebendes Beispiel: Gastronomen sollen „Rechtsextreme und Rassisten“ nicht mehr in ihre Lokale lassen.

Journalismus heute

Der zwanzigjährige Cenk Nickel versorgt Kneipen, Gaststätten und Restaurants mit einem großen Aufkleber „Rassisten werden hier nicht bedient!“ Kürzlich darüber berichtet hat die Tageszeitung Lübecker Nachrichten im Aufmacher ihres Lübecker Lokalteils.*) Der Bericht beginnt mit dem Satz „Lübeck setzt ein weiteres Zeichen gegen Rechts“. Die Zeitung schreibt nicht: … gegen Rechtsextreme, gegen Nazis, gegen Rassisten. Sie schreibt: „… gegen Rechts.“ Was ist rechts? Sind das sehr konservative Bürger, die als Ehe nur die zwischen Frau und Mann gelten lassen wollen? Bürger, die alles „Linke“ und Sozialistische partout nicht mögen? Bürger, die auf konservative Weise liberal sind und auf liberale Weise konservativ? Bürger, die immer noch CSU oder CDU wählen oder gar FDP, obwohl diese drei Parteien längst nach „links“ abgedriftet sind. Bürger, die sich immer noch weigern, SPD, Die Grünen oder Die Linke zu herzen (und zu wählen)? Also die Bürger der politischen Mitte? Man sieht, wie sich die Maßstäbe verschoben haben: Bürger der Mitte werden als „rechts“ wahrgenommen und diffamiert, Bürger rechts der Mitte als rechtsextrem. Und das Lübecker Blatt wirft sie alle mit den „Rassisten und Nazis“ in einen Topf. Nur mit diesem einen ersten Satz seines Berichts. Journalismus heute.

Das Mitmachen als „eine Art Gütesiegel“

Cenk Nickel ist Mitglied der SPD in Lübeck und dort Vorsitzender der „Arbeitsgruppe Migration und Vielfalt“. Seine Initiative, lesen wir, hat er im Oktober 2012 begonnen. Neu sei sie nicht, begonnen habe sie in Regensburg und dort den Zivilcourage-Preis „Das unerschrockene Wort“ gewonnen. Schnell habe Nickel namhafte Unterstützer gefunden, darunter den Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), den Verein „Klopf, Klopf — Lübeck ist weltoffen“, das Aktionsbündnis „Wir können sie stoppen“, das Haus der Kulturen, die Disco „Parkhaus“ und den deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga). Bereits hundert Gastronomen seien für die Aktion gewonnen worden. „Das ist ein kräftiges Zeichen gegen Rechts“, zitiert das Blatt den Agitator. Mit dabei seien nahezu alle Lokale der Innenstadt, darunter der Ratskeller, das Jazz Café, die Schiffergesellschaft, das Chapeau Claque und das Café am Theater. Lokalitäten in anderen Stadtteilen sollen folgen. Am Ende solle das Mitmachen, so Nickel, eine Art Gütesiegel sein. Aber was ist mit jenen Gastronomen, die sich solches „Gütesiegel“ verbitten und das Mit-Agitieren verweigern? Werden denen dann die Scheiben eingeschlagen?

Sollen Sie doch sehen, wo sie bleiben, diese Rechtsextremen

Das Motto der Agitation lautet „Kein Bier für Nazis“. Das ist auch die Schlagzeile der Zeitungsüberschrift. Und darunter steht: „Restaurants zeigen Flagge.“ Aber warum den Nazi nur Bier verweigern? Warum nicht auch andere Getränke? Warum nicht auch Speisen? Warum diese Rechtsextremen und Rassisten nicht auch von allen anderen Örtlichkeiten ausschließen? Von allen Cafés und Geschäften? Von Konzert- und Theaterbesuchen? Von Reisen mit Bus, Bahn und Schiff? Von öffentlichen Toiletten? Sollen sie doch sehen, wo sie bleiben, diese Rechtsextremen und Rassisten.

Eine Plakette für die Brut

Bloß, woran erkennen wir dieses Pack? Von selbst wird es sich mit seiner staatsfeindlichen Gesinnung doch bestimmt nicht öffentlich offenbaren. Also äußerlich kennzeichnen, damit alle Gastwirte, Ladeninhaber, Einlasskarten-Kontrolleure, Zugbegleiter und Toilettenfrauen/männer auf Anhieb erkennen, wen sie vor sich haben und ausschließen müssen, damit es kein Vertun gibt. Aber wie finden wir heraus, wer sich kennzeichnen muss. Klar, dafür haben wir Behörden, die Polizei, den Verfassungsschutz. An Zuträgern für sie wird es in Deutschland nicht fehlen. Gesinnungsschnüffelei ist beliebt. Sind die Rechtsextremen und Rassisten amtlich registriert, brauchen wir natürlich eine auffällige Plakette für diese Brut. Pardon, heute heißt das ja Button. Kann auch ein Stern sein. Das hatten wir doch schon mal, die Träger damals hießen nur anders. Schon vergessen?

Und wie verfahren wir mit den Linksextremen?

Heute also: „Restaurants zeigen Flagge“ gegen Rechtsextreme und Rassisten. Will denn keiner wahrhaben, dass dies nicht viel anderes ist als die schlimme Nazi-Flagge, nur eine in linker, linksradikaler, linksextremer Hand? Und wie wollen wir umgekehrt mit den Linksextremisten und unheilbaren Kommunisten verfahren? Sind das nicht auch Feinde der rechtsstaatlichen Demokratie? Auch sie überall nicht reinlassen? Auch sie alle kennzeichnen? Oder dürfen nur die ins Lokal, die mit Ausweis belegen, dass sie die staatliche Prüfung für Mainstream-Mitmache und Politische Korrektheit bestanden haben?

Was wirklich Zivilcourage wäre

Die Gastronomen, die bisher bei diesem Agitieren und Gesinnungsterror mitmachen, kleben an den Eingang ihrer Lokale große Zettel, dem die unerwünschten Zielpersonen, aber auch alle Gäste und Passanten nicht nur entnehmen können, dass Rassisten hier nicht bedient werden, sondern auch die Unterzeile zu lesen bekommen „Lübecker Gastronomen zeigen Zivilcourage“. Wirklich Zivilcourage? Würden sie die nicht erst dann zeigen, wenn sie schrieben „Wir sind gegen Nazis, Rassisten und alle politischen Extremisten, aber hier wird jeder bedient, und hier bekommt jeder sein Bier“?

In einem triefend-spöttischem Online-Kommentar war zu lesen: „Man wird in Zukunft etwas mehr Rücksicht auf Schilder nehmen müssen, gewisse Lokalitäten meiden und eine freundliche Insolvenz wünschen. Operative Hektik ersetzt keine geistige Windstille.“

*) Ausgabe vom 21. Februar 2013, Seite 11. In der Online-Ausgabe hier zu finden:
http://www.ln-online.de/Lokales/Luebeck/Kein-Bier-fuer-Nazis-Restaurants-zeigen-Flagge

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2 Kommentare zu „„Kein Bier für Nazis““

  1. Man sollte jedes dieser Lokale aufsuchen und wieder verlassen, mit dem Hinweis, dass man ja hier möglicherweise nicht bedient werden wird und selbstverständlich auch seinen Freundeskreis darauf hinweisen werde, dieses Lokal zukünftig zu meiden.

  2. Zivilcourage soll das sein??? Dass ich nicht lache. Kann dem Kommentar von Frau Schmidt nur zustimmen und erweitern.
    Der ungehemmten Verblödung in Deutschland sind offenbar keine Grenzen gesetzt.
    Es stellt sich nun die Frage, ob sich die werten Gastronomen denn der Konsequenz stellen und schon am Eingang ihres Rassisten-freien Gebäudes jeden zutrittswilligen Gast nach seiner Gesinnung befragen werden. Bei allen andersgearteten Extremisten sieht der Initiator dieses Schwachsinns offenbar kein Problem.
    Gott sei Dank gibt es noch Menschen wie Klaus Peter Krause (ich kenne Sie nicht, aber herzliche Grüße an dieser Stelle), die sich nicht scheuen, einige Grundwahrheiten entgegen der gerade „angesagten“ Meinung zu äußern.
    Da läuft ein offenbar geistig doch ziemlich beschränktes Wesen (vielleicht war ES aber auch nur nur besoffen oder hat zuviel gekifft?) mit einem Stapel Anti-Rechts-Geschreibsel durch die Stadt, und das Hirn einer ganzen Reihe von Gastronomen schaltet kollektiv in den Off-Modus!
    Die absolut geniale Idee mit dem Judenstern, äh, pardon, Nazistern, hätte der Initiator eigentlich gleich als Arbeitserleichterung mitliefern können. Die Aufdrucke können dann ganz einfach der jeweiligen unerwünschten Gruppierung entsprechend erfolgen: Nazisterne, Schwulensterne, Türkensterne, Islamistensterne, Männer-die-ihre-Frauen-verprügeln-Sterne… usw. Das ist SOWAS von genial.

    Herzliche Grüße,
    besonders an die Lübecker Gastronomie mit den besten Genesungswünschen!

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