Die zweimal jährliche Manipulation an der Uhrzeit
ist ein unwirksames und daher überflüssiges staatliches Diktat
Seit heute, 25. März, haben wir sie wieder, die Sommerzeit. Wie seit 1980 jedes Jahr am letzten März-Sonntag wurden die Uhren in der Nacht zum folgenden Montag um eine Stunde vorgestellt, und schon bleibt es abends scheinbar länger hell. Diese Zeitumstellung sollte (und soll wohl immer noch) Energie sparen helfen, weil dann das Tageslicht besser genutzt würde: Licht und Wärme von der Sonne sind umsonst, Licht von der Glühbirne und Wärme von Heizungen kosten was.
Anders als gedacht wird Energie nicht gespart, im Gegenteil
Aber Pustekuchen. Nix da. Energie wird keineswegs gespart, im Gegenteil, der Stromverbrauch pflegt mit der Sommerzeit sogar zu steigen. Um bis zu vier Prozent. Das jedenfalls hat eine Forschergruppe der University of California in Santa Barbara herausgefunden, nachdem sie über drei Jahre hinweg die Stromzählerstände von mehr als sieben Millionen Privathaushalten im amerikanischen Bundesstaat Indiana ausgewertet hatte. Wohl gebe es geringfügige Einsparungen im Frühjahr, aber sie würden durch einen um so höheren Stromverbrauch im Spätsommer und Herbst zunichte gemacht. Für diese negative Bilanz machen die Forscher vor allem den erhöhten Heizbedarf in den dunklen Morgenstunden und die stärkere Benutzung von Klimaanlagen an den längeren Nachmittagen und warmen Sommerabenden verantwortlich.
Das Umstellen der Uhrzeit ist überflüssig
Es liegt nahe zu vermuten, daß dies nicht allein in Indiana so ist. Also wäre die Sommerzeit, um Energie zu sparen, nicht mehr nötig. Was unnötig ist, ist überflüssig. Das hat auch eine Studie des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft ergeben: Zwar werde weniger Strom für Licht gebraucht, dafür aber mehr Strom für die abendliche Freizeitgestaltung und für morgendliches Heizen. Dass dem so ist, hat die Bundesregierung auf eine FDP-Anfrage ebenfalls bestätigt. Andere Studien sind in den zurückliegenden Jahren zum gleichen Ergebnis gekommen. Folglich könnten wir bei der Normalzeit, heute Winterzeit genannt, bleiben und brauchten unsere Uhren, brauchten unseren Biorythmus sowie den unserer Tiere in Haus und Landwirtschaft nicht zweimal im Jahr umzustellen. Viele andere Probleme, die sich durch die Umstellung zweimal im Jahr ergeben, sprechen ebenfalls dafür, das Umstellen abzuschaffen.
Manipuliert wurde die Uhrzeit einst schon 1784
Bereits seit mehr als drei Jahrzehnten haben wir dieses staatliche Uhrzeitumstellungsdiktat. Beschert hat es uns purer politischer Aktionismus nicht nur in Deutschland allein. Es ist eine hilflose Reaktion auf Ölpreissteigerungen durch das Kartell arabischer Ölförderländer (Opec) in den 1970er Jahren gewesen. Anders gesagt: eine Schnapsidee. Allerdings nicht die erste mit der Uhrzeit. 1784 wurde die Uhrzeit umgestellt, um den Verbrauch von Kerzen zu verringern. 1916, mitten im Krieg, führte das Deutsche Reich die Sommerzeit ein. Zwischen den beiden Weltkriegen (1919 bis 1939) verschwand sie wieder. Im Kriegsjahr 1940 wurde sie abermals ausgegraben. Von 1950 bis 1979 gab es sie in Deutschland nicht mehr.
Also weg damit
Die Stimmen gegen das Umstellen der Uhrzeit scheinen zuzunehmen. Wohl deswegen auch hat die FDP im Januar 2012 beschlossen, sich für das Abschaffen der Sommerzeit einzusetzen und diese Stimmen vielleicht einzufangen. Also weg damit? Ja, aber das ist schwierig. Immerhin drehen am Uhrzeiger alle EU-Länder, die Schweiz und Türkei ebenfalls, und daher ist ein deutscher Alleingang schwer vorstellbar. Auch finden es viele Menschen unserer Freizeitgesellschaft schön, sich der Illusion der längeren abendlichen Helligkeit hinzugeben, auf Terrassen Speise, Trank und Schwatzen oder auch längeres Wandernkönnen zu genießen, wohlwollend begleitet von jenen, die davon finanziell profitieren: vom Gastgewerbe und vom Staat als Fiskus . Gegen diese Art von Hedonismus wird schwer anzukommen sein.