Mit Deutschlands wirtschaftlicher Freiheit geht’s bergab
Zur Freiheit zählt auch die wirtschaftliche Freiheit. Mit ihr ist es in Deutschland nicht mehr so gut bestellt wie einst. Deutschlands Abstieg in der Rangfolge der wirtschaftlich freiheitlichen Länder seit 2005 ist unübersehbar.
Ein weiterer Abstieg ist wahrscheinlich
Diese Rangfolge ergibt sich aus dem alljährlichen Bericht „Economic Freedom of the World“. Der jüngste ist gerade erschienen, allerdings mit einem Zahlenwerk von 2010; es liegt stets zwei Jahre zurück. Die aktuellen Entwicklungen von 2011 und im laufenden Jahr spiegelt es also noch nicht wieder, darunter vor allem die unsägliche Staaten-, Banken- und Euro-Rettungspolitik Deutschlands und der übrigen Euro-Mitgliedsstaaten mit den freiheitsbeschränkenden Folgen dieser Politik. Deutschland wird also im Index der wirtschaftlichen Freiheit noch weiter absinken – falls andere Länder es nicht schlimmer als Deutschland treiben.
Von Platz 18 auf Platz 31 gerutscht
Maximal erreichbar in diesem Index sind 10 Punkte. 2005 hatte Deutschland mit 7,70 Punkten den seit 1980 höchsten Freiheitsstand erreicht. Von da an ging’s bergab bis auf 7,52 im Jahr 2010. Ein Jahr davor war der deutsche Status sogar auf 7,45 Punkte gesunken. Aber diese winzige Verbesserung besagt leider nicht, dass es mit Deutschland nun wieder bergauf geht. Ein Anlass zu Optimismusverbreiten und Schönreden ist sie nicht. Die Tatsache, dass Deutschland 2005 unter den 144 erfassten Ländern auf Platz 18 stand, 2010 aber (wie schon 2009) nur noch auf Platz 31 ist beredt genug. Schuld daran ist vor allem der vergleichsweise hohe Staatsanteil am Wirtschaftsgeschehen, zunehmende Restriktionen für den internationalen Handel und das in Teilbereichen undurchdringliche Regulierungsdickicht am Kreditmarkt, Arbeitsmarkt und allgemein. Für einen Spitzenplatz reicht das nicht mehr.
Von welchen Ländern Deutschland abgehängt wird
Den Spitzenplatz in wirtschaftlicher Freiheit nahm 2010 nach wie vor mit 8,9 von 10 möglichen Indexpunkten Hongkong ein. Es folgen Singapur, Neuseeland, die Schweiz, Australien, Kanada, Bahrein, Mauritius, Finnland und Chile. Rang 12 teilen sich Großbritannien und Irland. Die Vereinigten Staaten stehen auf Platz 18, Japan und China auf 20 und 107. Abgehängt wird Deutschland auch von Ländern wie Estland (14), Taiwan (15), Dänemark (16), Quatar (17), Kuwait (19), Japan, Oman und Zypern (20), Jordanien (23), Peru (24), Malta und Norwegen (25), Österreich (27), Litauen und Montenegro (28) sowie Schweden (30).
Die fünf Maßstäbe des Freiheits-Index
Ermittelt wird der Economic-Freedom-Index aus 42 Maßzahlen. Die Maßstäbe für die wirtschaftliche Freiheit sind erstens der Umfang der Staatstätigkeit (Staatsausgaben, Transfers und Subventionen, der Staat als Unternehmer, die Steuerbelastung), zweitens das das Rechtssystem und der Schutz von Eigentumsrechten (unabhängige Gerichtsbarkeit, Schutz privater Eigentumsrechte, Vertragsfreiheit und starkes Vertragsrecht), drittens ein stabiles Geldsystem (Inflation, Freiheit des Devisenverkehrs), viertens Freihandel (Zollschranken, nichtmonetäre Handelsbeschränkungen, Freiheit des internationalen Kapitalverkehrs), fünftens die Regulierung von Unternehmen sowie des Finanz- und Arbeitsmarktes (Finanzmarktregulierung, Arbeitsmarktregulierung, Unternehmensregulierung). Die Maßzahlen machen die 144 Ländern in ihrer wirtschaftlichen Freiheit miteinander vergleichbar. Angefertigt wird die Studie im Auftrag des Economic Freedom Network. Das ist Verbund von Forschungsinstituten aus 52 Ländern. Auf deutscher Seite ist das Liberale Institut der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit (FDP) beteiligt.
Warum mehr Freiheit nötig ist
2008, als ich mit diesem Blog begann, schrieb ich über dessen Hintergrund und meinen Beweggrund: „Ich sehe (wie auch andere), dass unsere Gesellschaft – die deutsche, die europäische, die westliche – ihrem Verfall entgegentreibt – wie einst das römische Reich oder andere Kulturen. Ob sich das aufhalten und gar umkehren lässt, weiß ich nicht. Unser gesellschaftlicher Verfall zeigt sich unter anderem im Rückgang der deutschen Bevölkerung, in der Auflösung der Familie, im Niedergang des Bildungswesens, auch in der sexuellen Verwahrlosung. Der Anthropologe J.D. Unwin kommt in der Untersuchung Sex and Culture zu dem Schluss: ‚Wenn eine Gesellschaft drei Generationen lang völlige sexuelle Freiheit gewährt, dann sinkt sie auf das unterste Niveau.’ Nötig ist eine geistige Umorientierung. Nötig sind mehr Freiheit und Selbstverantwortung für uns Bürger. Wer nicht mehr frei genug ist, haut dorthin ab, wo er sich freier fühlt. Für die junge Generation muss Deutschland attraktiv genug bleiben, vor allem für deren Elite. Für zu viele ist es das nicht mehr.“
Auch darum ist wieder mehr Freiheit nötig, nicht nur wirtschaftliche, auch politische.
Die deutsche Zusammenfassung des Berichts ist hier zu finden: http://www.freiheit.org/Erschienen-Economic-Freedom-of-the-World-2012/617c22683i/index.html
Der gesamte Bericht (in Englisch) hier: http://www.freetheworld.com/release.html
Ihre Informationen und Bedenken sind wichtig und richtig. Sie sollten mehr menschen in Deutschland zugänglich gemacht werden, In unserer Medienlandschaft lesen wir kaum etwas davon.