Prost Niejohr, schiet op ole Johr

Frugen, mak de Dör up

Das wünschen auf dem Holm in der Schlei die Kinder, wenn sie am 31. Dezember mit ihrem Rummelpott von Haus zu Haus ziehen, um in diesen Pott Süßigkeiten einzusammeln. Der Holm ist eine alte Fischersiedlung auf einer Insel in der Schlei, entstanden um das Jahr 1000 und heute ein Stadtteil von Schleswig. Und damit ihnen die Türen geöffnet werden, singen die Kinder: „Frugen, mak de Dör up, der Rummelpott wüll rin, un wenn dat Schipp von Holland kümmt, dann gifft dat goden Wind.“

In der FAZ vom 2. Januar des vergangenen Jahres 2009 las ich: „Das Rummelpott-Laufen lässt sich bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgen. Arme Kinder verkleideten sich, gingen am 31. Dezember zu den Bessergestellten, sangen ihnen etwas vor, wünschten ein gutes neues Jahr und bekamen dafür etwas geschenkt.“

Ein FAZ-Leser, Dr. Helge Strasser, ergänzte dies aus seiner Kinderzeit in Holstein (12.1.2009) so: Mit dem Rummelpottlopen am Altjahrsabend (Oljohr) sollten ursprünglich die bösen Geister vertrieben werden. Man rummelte (lärmte) mit alten zerbeulten Töpfen, Eimern, Blechstücken und anderen möglichst schrillen Klangkörpern, die mit Kochlöffeln, Stöcken oderkurz Metallgegenständen geschlagen wurden. Der Lärm diente auch dazu, die Bitte der verkleideten Kinder um Süßigkeiten oder Krapfen, in Holstein Fütten genannt, erpresserisch zu unterstützen. Die Kinder gingen von Hof zu Hof und sangen unter anderem den Vers: „Oljohr, Niejohr, Mudder sünd de Fütten goar?“

Fütten (auch Förtchen genannt) sind runde, schwimmend in Fett gebackene Pfannkuchen, ähnlich jenem Backwerk, das weithin „Berliner“ oder eben Krapfen genannt zu werden pflegt, also die norddeutsche Berliner-Variation, bestehend aus Mehl, Milch Backpulver, Zucker, Vanillezucker und Salz. Man gibt den Teig in eine Pfanne mit halbkugelförmigen Vertiefungen (Füttenpfanne), so dass man die Fütten schön rund bekommt. In meiner Kinderzeit in Mecklenburg haben wir diese Dinger „Ochsenaugen“ genannt.

Also die Fütten oder Berliner haben wir Silvester nun genossen und hinter uns gebracht. Der letzte Tag von 2009 ging um Mitternacht über in den ersten Tag von 2010. Daher allen Lesern dieser Seite: Prost Niejohr, schiet op ole Johr. Een godes Niejohr wünsche ich allen jenen, die sich gelegentlich oder regelmäßig auf diese Internet-Seite, diesen Blog, verirren. Und vielleicht schaffe ich es, auch im neuen Jahr 2010 den einen oder anderen Beitrag in diesen Blog zu stellen.

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