Vorsicht, Hoppe

Philosoph und Ökonom – Politisch unkorrekt, provozierend, radikal freiheitlich – Eine Lektüre, die dem Leser eine Tür öffnet und damit einen Blick freigibt in die Vorstellungswelt der äußerst Freiheitlichen, der Libertären, des Libertarismus

Das wollten Sie doch schon immer mal wissen: Was ist besser für das Volk: Demokratie oder Monarchie? Oder dies: Ist Robin Hood, der Räuber von Steuergeldern, ein Held oder ein Halunke? Oder dies: Welche Therapie braucht unser Gesundheitssystem? Oder dies: Wie gut schützt uns heute der Staat? Oder, oder, oder … Neugierig geworden? Dann besorgen Sie sich eine schmale Broschüre, in der Sie eine Antwort auf diese und 39 weitere Fragen finden werden.*) Aber machen Sie sich darauf gefasst, dass Sie Antworten bekommen, die Sie so noch nicht vernommen haben. Verblüfft sein werden Sie schon durch so manche selbst der Fragen, immer aber durch die Antworten. Sie werden nämlich schnell merken, dass Sie bei einem libertären Autor gelandet sind, sogar bei einem Urgestein der libertären Bewegung. Das sollte Sie aber nicht abschrecken.

Politisch unkorrekt, provozierend, radikal freiheitlich

Der libertäre Autor ist Prof. Dr. Hans-Hermann Hoppe.**) Was er äußert, ist ungewohnt, politisch gänzlich unkorrekt, provozierend, radikal freiheitlich, dem Staat gegenüber abweisend und immer originell. Wirklich Liberale – also nicht FDP-Liberale – werden es als erfrischend empfinden, Libertäre ohnehin. Es regt zum Mitdenken und Nachdenken an. Schon ein bloßes erstes Kopfschütteln über das gerade Gelesene kann dazu den Anstoß geben. Die jeweilige Antwort auf die Fragen muss nicht gefallen.  Man mag sie als zu verwegen, als zu apodiktisch, als nicht durchsetzbar und als unrealistisch verwerfen. Doch sie öffnet auch dem Andersdenkendem eine Tür, die einen Blick freigibt in die Vorstellungswelt der äußerst Freiheitlichen, der Libertären, des Libertarismus.***) Was die einen abstoßen mag, kann für die anderen zur Offenbarung werden.

Über die staatliche Altersvorsorge

Eine Kostprobe: Ist die staatliche Altersvorsorge eine große Errungenschaft?  Antwort Hoppe: „Das ganze Sozialversicherungssystem, der sogenannte Generationenvertrag, ist wie ein Kettenbrief zum Absturz verurteilt. Jeder private Geschäftsmann, der ein solches ‚Versicherungssystem‘ anbieten wollte, würde sofort als Gauner verhaftet. Dass man in politischen Diskussionen immer noch  – selbst angesichts steigender Lebenserwartungen und sinkender Geburtenraten – so tut, als habe man es mit einer großen Erfindung zu tun, zeugt nur davon, wie verantwortungslos, ja geradezu gemeingefährlich unsere gesamte Politikerklasse ist.“

Über das Gelddrucken

Oder: Kann Geld drucken Wohlstand schaffen? Antwort Hoppe: „Mehr Papiergeld kann die Gesellschaft nicht reicher machen. Mehr Geld ist nur das: mehr bedrucktes Papier. Wenn Gelddrucken Länder reicher machen könnte, wie soll man dann erklären, warum es überhaupt noch arme Länder und arme Personen gibt? Geld kann man ja in beliebigen Mengen drucken.“

Über „Wir sind der Staat“

Oder: Was ist falsch an der Aussage „Wir sind der Staat“? Antwort Hoppe: „In allen Gesellschaften gibt es den Unterschied zwischen Privatrecht und öffentlichem Recht. Wenn ich ihnen als Privatperson etwas wegnehme oder Sie zur Zwangsarbeit bestelle, werde ich dafür verurteilt. Wenn ich das aber als öffentlich Bediensteter tue, gilt das als ‚Steuern eintreiben‘ oder ‚Einziehung zum Wehrdienst‘. Als öffentliche Person darf ich Dinge tun, die ich als Privatperson niemals tun dürfte. Was man bei Privatpersonen ‚stehlen und hehlen‘ nennt, gilt beim Staat als Sozialpolitik.“

Zweiter Autor neben Hoppe ist Thomas Jacob

Das kleine Bändchen hat noch einen zweiten Autor: Thomas Jacob formuliert die Fragen und leitet sie gelegentlich erläuternd ein. Hoppes Antworten hat er aus dessen Reden, Vorträgen und Aufsätzen herausgefischt, hat Einleitendes und Abschließendes geschrieben sowie alle Fragen und Antworten im Inhaltsverzeichnis nach Sachgebieten geordnet: Das Wesen des Staates – Geschichte und Staatsformen – Staatsaktivitäten – Aktuelle Probleme – Privatrechtsgesellschaft – Zukunft. Von Jacob stammt auch zu Beginn der „kostenlose politische Persönlichkeitstest“ für Leser über 30, bei denen er während oder nach dem Lesen fiktiv vier mögliche Reaktionen vermutet:

„Das ist ja unerhört, dass man überhaupt so denken kann“

  1. „Das ist ja unerhört, dass man überhaupt so denken kann.“ (Bewertung Jacob: „Wenn Sie so reagieren, weist das auf eine tief verwurzelte Staatsgläubigkeit hin…..“).
  2. „Die Richtung der Argumente gefällt mir, doch sie sind nicht realistisch und zu extrem.“ (Bewertung: „Diese Reaktion weist darauf hin, dass sie sich als politisch freiheitlich sehen, in der Tiefe der Seele aber doch dem Staat mehr vertrauen. …“).
  3. „Cool, endlich bringt es jemand auf den Punkt. Den Staat ganz abschaffen finde ich aber doch ein wenig extrem.“ (Bewertung: „Sie haben einen starken freiheitlich Instinkt. ….“).
  4. „Genial, endlich konsequent gedacht.“ (Bewertung: „Sie sind bereits mit freiheitlichem Gedankengut vertraut und schätzen Hoppes prinzipienbasierte Argumentation. …“).

Hoppes Vorbilder: Ludwig von Mises und Murray Rothbard

Die Broschüre Hoppe Unplugged wendet sich an „Teenager und Junggebliebene“ und an „junge Praktiker und Theoretiker“. Einleitend liest man „Als Praktiker werden Dir Hoppes erfrischende und provozierende Kommentare gefallen. Als Theoretiker wird Dir Hoppe möglicherweise den Blick in ein neues Universum öffnen“. Seine Vorgänger und Vorbilder sind die beiden staatskritischen Ökonomen Ludwig von Mises und Murray Rothbard. Er steht damit in der Tradition der „Österreichischen (oder Wiener) Schule der Nationalökonomie. Literaturtipps mit Hinweisen auf Hoppes Hauptwerke und die Bücher anderer freiheitlicher Autoren schließen das Bändchen ab.

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*) Hoppe Unplugged. Ansichten, Einsichten und Provokationen aus Interviews und Reden von Prof. Hans-Hermann Hoppe. Mit Videolinks mittels Hologrammen. Herausgegeben von Thomas Jacob. Vierte Auflage Februar 2022. Preis 1,25 Dollar.  Zu bestellen hier: info@hoppeunpluggend.com. Kopieren und Nachdrucken ausdrücklich erlaubt. Den Titel „Hoppe Unplugged“ übersetze ich frei mit „Originalton Hoppe“.

**)  Prof. Dr. Hans-Hermann Hoppe (Jahrgang 1949), geboren in Peine. Studium der Philosophie, Soziologie, Geschichte und Volkswirtschaftslehre an den Universitäten Saarbrücken und Frankfurt am Main sowie an der University of Michigan in Ann Arbor. Promotion 1974 in Frankfurt bei Jürgen Habermas, Habilitation 1981. Professor für Volkswirtschaftslehre an der University of Las Vegas von 1986 bis 2008. Gründung der Property and Freedom Society im Mai 2006. Wie Hoppe „von einem Linken zu einem Liberalen wurde“ und „von einem Liberalen zu einem Privatrechts-Anarchisten“, beschreibt er am Ende des Bändchens selbst. Dieser Weg führte ihn bei der Suche nach intellektueller Orientierung von Habermas über Karl Popper, Milton Friedman und F. A. von Hayek zu Ludwig von Mises’ und anschließend zu Murray Rothbard. Ebenso erläutert Hoppe dort, worin er seine beiden Hauptbeiträge zur Wissenschaft sieht.

***)  Aus Wikepedia (hier): „Der Libertarismus (von französisch: libertaire, „freiheitsliebend“; von lateinisch: libertas, „Freiheit“) ist eine politische Philosophie und Bewegung, die in der individuellen Freiheit den höchsten politischen Wert sieht. Libertäre versuchen, Autonomie und politische Freiheit zu maximieren und betonen freie Assoziation, Wahlfreiheit, Individualismus und freiwillige Vereinigung. Im politischen Spektrum sehen sich Libertäre als strikte Gegner von autoritärer Politik. Sie sind grundsätzlich skeptisch gegenüber Autorität und staatlicher Macht, unterscheiden sich aber untereinander nach der Intensität ihrer Opposition zu bestehenden wirtschaftlichen und politischen Systemen. Libertäre Denkschulen vertreten zudem voneinander abweichende Ansichten bezüglich der Legitimität staatlicher und privater Macht sowie zur Einschränkung oder Auflösung sozialer Institutionen. Dabei geht es vor allem darum, bis zu welchem Grad ein Staat seinen Bürgern Regeln setzen darf.“

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