Der optisch manipulierte Strompreis

Die Energiewende treibt den Strompreis weiter in die Höhe. Mit immer mehr Verrechnungstricks soll dies vor der Öffentlichkeit versteckt werden. Doch die Kostenlast bleibt hoch wie zuvor, wird nur verschoben auf die Steuerzahler. Die Kaufkraft der Bürger für andere Güter und die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie schmelzen dahin.

Von Prof. Dr. Ing. Hans-Günter Appel*)

Strom gehört in einer industriellen Volkswirtschaft zu den Grundbedürfnissen. Strom ermöglicht eine weltweite Kommunikation in Echtzeit. Automatisierte Fertigungen sind nur mit Strom möglich. Strom ist in Betrieben wie auch in den privaten Haushalten ein wesentlicher Kostenbestandteil. Der Bedarf an Strom wächst weiter, obwohl immer effektivere Geräte eingesetzt werden. Ein Strom-Großverbraucher ist das Internet. Es benötigt mehr Energie als alle Flugzeuge der Welt. Nach einer Darstellung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) ist der Stromverbrauch der privaten Haushalte für Information und Kommunikation mit 28 Prozent höher als der zum Kochen, Waschen und Trocknen. Jeder Anstieg des Strompreises macht jede Produktion teurer und führt direkt zu einer Minderung unserer Kaufkraft für andere Güter, denn wir wollen und werden auf Strom nicht verzichten. Als Folge von Kaufkraftminderung und steigenden Produktionskosten gehen Arbeitsplätze verloren.

Deutschland Weltmeister? Ja, beim Strompreis

Unter allen Industrieländern hat Deutschland bereits heute die höchsten Strompreise, nämlich 30,4 Cent je Kilowattstunde. Den Mittelwert der EU übersteigen sie um 50 Prozent. Sie sind mehr als doppelt so hoch wie in den USA. Auch China und Südkorea glänzen mit niedrigen Strompreisen. Daher wollen Politiker den Strompreisanstieg nicht nur begrenzen, sondern den Strompreis sogar reduzieren. Aber die „Energiewende“ mit dem Bau von Wind-, Solar- und Biogasanlagen soll trotzdem weitergehen und sogar beschleunigt werden. Wie kann das erreicht werden, wenn die hohen Einspeisevergütungen, also die Subventionen für den so erzeugten Strom nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) beibehalten werden müssen, weil sich sonst keine Investoren für den Bau dieser Anlagen finden und sich die schon betriebenen Anlagen nicht amortisieren?

Ein übler Trick

Es wird getrickst. Die weiter steigenden Einspeisevergütungen werden finanziert aus dem allgemeinen Steuertopf. Damit sinken EEG-Umlage und Stromrechnung zwar optisch, nicht jedoch die Stromkosten, denn in den deshalb steigenden Steuerausgaben sind sie nur versteckt. Die höheren Stromerzeugungskosten subventioniert nicht mehr der Stromverbraucher, sondern der Steuerzahler. Ein übler Trick. Aber die Politiker und Profiteure der Energiewende werden ungerührt behaupten, der weitere Ausbau von Wind-, Solar- und Biogasanlagen führe zu geringeren Strompreisen. Doch in Wirklichkeit steigen die Kosten noch stärker. So wird weiter umverteilt, so kommt es zu neuen Steuern, so werden neue Verwaltungsstellen erforderlich, die zusätzliches Geld kosten.

Die als CO2-Abgabe verbrämte neue Steuer

Ein Anfang in dieser Richtung ist bereits seit Jahresbeginn 2022 Gesetz. Es ist die Steuer auf Brenn- und Treibstoffe, verbrämt als CO2-Abgabe. Sie verteuert das Autofahren und das Heizen für einen durchschnittlichen Privathaushalt im Mittel um je 100 Euro im Jahr. Diese Abgabe soll bis zum Jahr 2025 verdoppelt werden. Das Parteiprogramm der Grünen fordert sogar eine Erhöhung um 140 Prozent. Für diese Steuer sind weitere 50 Beamtenstellen eingeplant, davon die Hälfte im höheren Dienst, der höchsten Besoldungsgruppe. Nach dem Gesetzentwurf sind dafür 4,4 Millionen Euro jährlich veranschlagt. Die Abrechnung dieser komplizierten Steuer – jeder Brenn- und Treibstoff emittiert je Tonne unterschiedliche Mengen CO2 – vergrößert den Verwaltungsaufwand bei den Importeuren und Händlern um geschätzte 31 Millionen Euro, die letztlich der Endkunde tragen muss.

Gescheitert ist die Energiewende längst

Es wird höchste Zeit, die Energiewende zu beenden. Wir haben heute schon zu viel „erneuerbaren“ Strom bei Starkwind und langen Sonnenscheinzeiten, den wir verschenken oder immer häufiger sogar unter Zuzahlung entsorgen müssen („negative Börsenpreise“). Ausreichend große und bezahlbare Stromspeicher sind noch nicht einmal ansatzweise in Sicht. Die Speicherung als Wasserstoff ist nicht bezahlbar und mit hohen Energieverlusten verbunden. Alle Aktivitäten für „grünen“ Wasserstoff erfordern noch mehr Subventionen. Die Politiker müssen ihre ideologische Brille endlich absetzen und die Realität zur Kenntnis nehmen. Physik und Ökonomie zeigen: Gescheitert ist die Energiewende längst. In ihrer verfehlten Konzeption von Anfang an.

______________________________________

*)  Prof. Dr.-Ing. Hans-Günter Appel ist Mitglied im Stromverbraucherschutz NAEB e.V. Auch ich gehöre diesem Verein an und habe ihn mitgegründet. Die Zwischenüberschriften sind von mir eingefügt. Die NAEB-Web-Seite finden Sie hier www.naeb.de  und die NAEB-Pressemitteilungen hier.   Wer sich als Energiewende-Opfer sieht (das sind die meisten), sollte NAEB unterstützen, indem er Mitglied wird. Je mehr Mitglieder, umso durchsetzungsfähiger gegen die Energiewende-Politik kann der Verein auftreten. Ein Beitrittsformular finden Sie hier. NAEB ist ein Zusammenschluss von Energiefachleuten, die über Jahrzehnte an einer sicheren Energieversorgung in Deutschland mitgewirkt haben.

Print

Schreibe einen Kommentar