Was wird dann aus Deutschland? – Eine Nachbetrachtung zum Evangelischen Kirchentag als Gastbeitrag von Prof. Dr. Menno Aden
Ein paar Tage her ist er schon, der 37. Evangelische Kirchentag in Dortmund. Trotzdem sollte man einiges auch nachträglich noch festhalten. Zum Beispiel, dass er mit rund 80 000 so wenig Dauerteilnehmer angezogen hat wie seit vierzig Jahren nicht mehr; dass sich der Kirchentag intensiv darum sorgte, seine Klimabilanz zu verbessern; dass die Organisatoren bei den Messegesellschaften durchsetzten, die angemieteten Hallen mit Ökostrom zu versorgen; dass es an 223 Örtlichkeiten 2399 Veranstaltungen gab, darunter Bibelarbeit, Clowns-Gottesdienst, „Konversionstherapien“ für Homosexuelle oder Kaffee-Verkostung, aber auch so bizarre wie der Workshop „Vulven malen“ oder „Schöner kommen – zur Sexualität von Frauen“; ferner dass sich auf den Podien in den Messehallen Leute wie Merkel, Steinmeier und weitere Spitzenpolitiker mit Reden darboten, weil selten eine so große und wohlwollende Wählermasse auf einen Schlag zu bezirzen ist; auch, dass die Themen Migration, zivile Seenotrettung im Mittelmeer und Klimawandel strapaziert wurden; dass der unvermeidliche, unsägliche Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche Heinrich Bedford-Strohm forderte, die Kriminalisierung der zivilen Seenotretter müsse aufhören;oder dass die FAZ zu berichten wusste, Dortmunds Oberbürgermeister Ulrich Sierau rufe! in jedes Mikrofon, das man ihm vorhalte, ein beschwingtes „Glück auf und Halleluja“.
Mehr noch aber und weit wichtiger ist festzuhalten, wie im Nachgang der einstige Präsident des evangelisch-lutherischen Landeskirchenamtes in Schwerin (1994 bis 1996) Prof. Dr. iur. Menno Aden auf dieses Massenereignis Kirchentag schaut. Ich gebe seine Nachbetrachtung mit seiner Einwilligung im Folgenden als Gastbeitrag wieder. Die Zwischenüberschriften sind von mir eingefügt.
Kaum Spuren der christlichen Botschaft
In diesen Tagen war der Evangelische Kirchentag in Dortmund. Ich war dort und habe mir am 21. Juni die ‚Bibelarbeit’ des Ratsvorsitzenden der EKD Bedford-Strom angehört. Diese betraf den in vielen Kulturen vorkommenden Mythos von der Opferung des Sohnes durch den Vater zur Aufrechterhaltung einer heiligen Ordnung. Aus der Bibel bekannt als Opferung Isaaks durch seinen Vater Abraham. Das war religionsgeschichtlich ganz interessant. Was aber diese altorientalische Menschenopfergeschichte mit dem christlichen Glauben heute zu tun hat, erschloss sich nicht. Auch sonst fand man auf diesem Kirchentag kaum Spuren der christlichen Botschaft. Dutzende von Ausstellern warben für alle möglichen, auch ziemlich schräge Aktionen. Das Ganze war etwa so christlich wie die Frankfurter Buchmesse, nur im Niveau deutlich darunter. Hier wie dort legten Verlage, in Dortmund z.B. der Kohlhammer–Verlag, ‚christliche’ Bücher auf, die freilich oft ans Esoterische grenzen und wohl nur noch deswegen Käufer finden.
„Was ist das denn eigentlich: evangelisch?“
Es gab auch einen Stand Typisch evangelisch – oder so ähnlich. Ein junges Mädchen und ein junger Mann, beide gutaussehend, warteten dort auf Kundschaft.
Ich: Sie werben hier für evangelisch. Was ist denn das eigentlich – evangelisch?
Antwort ganz ungezwungen: Das wissen wir auch nicht, wir verteilen nur die Zettel (steckt mir einen zu).
Ich: Was hat Sie denn zur Tätigkeit an diesem Stand geführt?
Antwort: Wir kommen über einer Agentur.
Ich: Wir hatten ja kürzlich Pfingsten. Wissen Sie, was Pfingsten bedeutet?
Antwort des jungen Mannes: Kreuzigung – oder so? Die junge Frau: Ich glaube Pfingsten hat irgendetwas mit Geist zu tun – oder?
Ich: Prima.
Überführung des Christentums in einen Antifaschismus mit nachhaltig grünem Inhalt
„Wenn ich mir dazu viele Gottesdienste vorhalte, die ich im Leben so besucht habe, dann drängt sich der Gedanke auf: Die verfasste evangelische Kirche betreibt die koordinierte Überführung des Christentums in einen Antifaschismus mit nachhaltig (das war in Dortmund ein ganz wichtiger Begriff!) grünem Inhalt.“
Was wird aus Deutschland, wenn der christliche Glaube verschwindet?
Damit entsteht die Frage: Was wird aus Deutschland (und Europa), wenn der christliche Glaube verschwindet? Eine Frage, welche auch einen bekennenden Agnostiker wie Gregor Gysi umtreibt. Goethe sagt (Q: Israel in der Wüste – Noten und Abhandlungen zum besseren Verständnis des Westöstlichen Diwans).
Das einzige und tiefste Thema der Welt– und Menschengeschichte bleibt der Konflikt des Unglaubens und Glaubens. Alle Epochen, in welchem der Glaube (Goethe meint keine bestimmte Religion) herrscht, sind glänzend und fruchtbar für Mitwelt und Nachwelt. Alle Epochen dagegen, in welchen der Unglaube (wiederum meint Goethe keine Religion, sondern die grundsätzliche Orientierungslosigkeit, auch den Unglauben an den Sinn des eigenen Tuns) den Sieg behauptet verschwinden von der Nachwelt.
Zwei Ereignisse vor zweitausend Jahren im Jahr 19 n. Chr.
III. Über eine weite Brücke führt das zu zwei Ereignissen vor genau 2000 Jahren. Im Jahre 19 n. Chr. geschah die erste historisch belegte Vertreibung der Juden aus Rom. Sueton berichtet über Kaiser Tiberius[1]:
Fremde religiöse Bräuche, der Ägypter und Juden hat er unterdrückt. Diejenigen, welche an diesem Aberglauben festhielten, zwang er die rituellen Gewänder und Gerätschaften zu verbrennen. Die jungen Juden tat er unter die Soldaten. Den Rest dieses Volkes und die Anhänger ähnlicher Sekten (= gemeint sind offenbar du Christen) verwies er aus Rom unter Androhung der Strafe ewiger Knechtschaft, falls sie dem Befehl nicht folgen würden.
In demselben Jahre 19 starb der Adoptivsohn des Tiberius Germanicus, der als Feldherr in Germanien den letzten und erfolglosen Versuch unternommen hatte, Germanien zu unterwerfen und damit für Rom ungefährlich zu machen.
Der Verlust des Glaubens als ein erstes Signal des Untergangs
Betrachtet man diese beiden Ereignisse als Teil eines Gesamtgeschehens, dann zeigt sich: Rom war zwar die strahlende Großmacht. Aber es zeigten sich hier, lange vor seinem Ende, die ersten Signale des Unterganges. Die überhandnehmenden fremden Kulte bedeuteten den Verlust des Glaubens der Väter. Damit erst wurden Eindringlinge von außen, die Germanen zur Gefahr.
Das staatliche Rom tat nichts, den Glauben zu erhalten, im Gegenteil
Bis ins 5. Jahrhundert war der Glaube, der Rom großgemacht hatte, durchaus lebendig, wenn auch erschüttert. Der Staat selbst tat nichts, ihn zu erhalten, im Gegenteil alles, ihn zu beseitigen. Es gibt den noch heute anrührenden Bericht des Stadtpräfekten von Rom Symmachus (342 – 402). Um 490 hatte der Kaiser angeordnet, die Statue der heidnischen Göttin Victoria aus dem Senatssaal in Rom zu entfernen. Symmachus, der kein Christ war, flehte den Kaiser an, diesen Befehl rückgängig zu machen: [2]
…Diese Religion hat den Erdkreis (den römischen) Gesetzen unterworfen, ihre heiligen Bräuche haben Hannibal von den Mauern der Stadt, die Gallier vom Kapitol abgewehrt. … Daher bitten wir für die Götter der Väter und die Götter der Heimat.
Umsonst. Zwanzig Jahre später, im Jahre 410, wurde Rom von dem Goten Alarich erobert, und bald darauf war das Reich den Germanen als Beute zugefallen.
Wenn ein Symmachus heute aufträte …
IV. Und wir heute? Gibt es einen Symmachus, der im Sinne von dessen Worten etwa Folgendes sagte?
… Diese christliche Religion hat den Erdkreis der europäischen Zivilisation erschlossen, ihre heiligen Bräuche haben die Mongolen aus Schlesien und Russland vertrieben und 1683 die Türken vor Wien zurückgeschlagen, sie haben in der Schlacht von Tours und Poitiers 732 Europa vor dem Islam gerettet … Daher bitten wir für den Gott der Väter und die Götter der Heimat.
Wenn ein Symmachus heute aufträte – auch seine Worte blieben ungehört. Die Vertreter der Religion unserer Väter, der Rat der EKD, Bischöfe und Kirchenpräsidenten aber auch der katholische Episkopat, scheinen sich geistlich aufgegeben zu haben. Man denkt an das symbolkräftige Bild von Bedford-Strom, der in Jerusalem sein Bischofskreuz abgelegt hatte. Sie fraternisieren mit dem aufsteigenden Islam, ja, mit dem Unglauben selbst, und der ‚Kaiser’, also die heutigen politischen Führer Europas, denen in ihrer Mehrzahl die christliche Religion wenig mehr bedeutet, haben die Statue der Victoria, also heute das Kreuz, längst aus Gebäuden und der Öffentlichkeit entfernt.
Ergebnis: Glaube bringt in die Höhe. Wir aber kultivieren unseren Unglauben. Die Folgen werden dann ja wohl mit geschichtlicher Gesetzmäßigkeit eintreten.
Prof. Dr. iur. Menno Aden (Jahrgang 1942, Abitur 1962) hat Rechtswissenschaften in Tübingen und Bonn studiert (1963 bis 1967), wurde 1972 in Bonn promoviert, war in den Jahren 1971/72 Senior Research Officer am Institut für Rechtsvergleichung der Universität von Südafrika, war beruflich tätig in der Energie- und Kreditwirtschaft und von 1994 bis 1996 Präsident des evangelisch-lutherischen Landeskirchenamtes in Schwerin, dann bis 2007 Professor an der FH für Ökonomie und Management in Essen. Verheiratet, fünf Kinder. Er hat neben seiner Lehrtätigkeit zahlreiche Schriften im Bereich Bank-, Wirtschafts- und internationales Recht verfasst, auch theologische Schriften und Bücher zu anderen Themen. Aus dem „Klappentext“ seines Buches: „Etliche berufliche Einsätze in aller Welt führten ihn immer wieder zu der Frage, wie es den Vereinigen Staaten von Amerika gelingen konnte, über viele Kriege hinweg zur imperialen Macht aufzusteigen, anderen Nationen – wie zum Beispiel Deutschland – aber den Ruf eines „Störenfrieds der Weltordnung“ anzuhängen.“ Weiteres über Aden siehe hier. Seine Nachbetrachtung zum Kirchentag ist auf seiner Web-Seite http://www.dresaden.de/index.html erschienen.
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1 Externas caerimonias, Aegyptios Iudaicosque ritus compescuit, coactis qui superstitione ea tenebantur religiosas vestes cum instrumento omni comburere. Iudaeorum iuventutem per speciem sacramenti in provincias gravioris caeli distribuit, reliquos gentis eiusdem vel similia sectantes urbe summovit, sub poena perpetuae servitutis nisi obtemperassent.
2 …. hic cultus in leges meas orbem redegit, haec sacra Hannibalem a moenibus, a Capitolio Senonas reppulerunt. … ergo diis patriis, diis indigetibus pacem rogamus.
„Diese betraf den in vielen Kulturen vorkommenden Mythos von der Opferung des Sohnes durch den Vater zur Aufrechterhaltung einer heiligen Ordnung. Aus der Bibel bekannt als Opferung Isaaks durch seinen Vater Abraham…Was aber diese altorientalische Menschenopfergeschichte mit dem christlichen Glauben heute zu tun hat, erschloss sich nicht.“
Es ist gewiß kein Zufall, daß ein Renegat wie dieser rote Antichrist im Büßerkostüm dieses Thema wählte, um mit salbungsvollen Worten die Söhne der „schon länger hier Lebenden“ auf das einzustimmen, was auf sie zukommt, nämlich auf dem Altar des Götzen Multikulti geopfert zu werden. Damit sind nicht nur die Messerattacken gemeint, wodurch 2018 230 „Einheimische“ durch die wahren Auserwählten zu Schaden, wenn nicht zu Tode kamen, sondern die nächste Welle einer hemmungslosen Affirmative action, die dereinst unsere Söhne gnadenlos diskriminieren wird im Kampf um Lohn und Brot. Der bereits flächendeckende, absolut gewollte Niedergang des Bildungssystems hat einzig das Ziel, Begabte, Lernbegierige und Leistungsorientierte auf das Niveau der immer zahlreicher werdenden analphabetischen Tribalen zu prügeln, sozialistische Gleichmacherei ist immer Nivellierung aufs unterste Niveau.
Das Personal an zahlreichen US-Universitäten ist dank dieser „positiven“ Diskriminierung bereits dermaßen unterirdisch (was wohl hat Harvard geritten, die Raute des Grauens mit Ehrungen zu überschütten oder desparate Umvolker wie Yasha Mounk zu beherbergen?), daß etliche jetzt die Notbremse ziehen und ganze Fakultäten schließen. Was hier in Schland auch dringend nötig wäre. Danisch weiß immer wieder zu berichten.
Nichts desto trotz darf man die Bedeutung des Strolchs Bedford-Strohm auch nicht überbewerten. Den lächerlichen Charakter dieses Kirchenfürsten hat Alexander Wendt unübertrefflich karikiert (auch die Kommentare lesen):
https://www.publicomag.com/2019/06/publico-glaubensnachrichten-kirche-modernisiert-symbole/
Die Rettung kommt Ende des 21. Jhdt. von den nördlichen christlichen Völkern,wie auch vom christlichen Russland.