Warum der Spendenrückgang eine gute Nachricht ist

Aber auch beim Spenden kassiert der Fiskus Steuer

2014 haben die Deutschen 6 Milliarden Euro gespendet – etwas weniger als im Vorjahr. Damals – ein Spendenrekordjahr – sind es 6,3 Milliarden gewesen. Den Grund für den Rückgang erklären Experten damit, dass im jetzt ablaufenden Jahr besonders große Katastrophen ausgeblieben sind (siehe hier). Die nämlich feuern, was erfreulich ist, die Spendenbereitschaft an. Das aber klingt fast so, als sei das Ausbleiben solcher Katastrophen wegen des verringerten Spendenaufkommens zu bedauern. Das ist es natürlich nicht und ist auch nicht so gemeint. Auf einen Spendenrekord verzichten ist besser als Katastrophen und ihre Folgen beklagen müssen. Deshalb ist der Spendenrückgang eine gute Nachricht. Ohnehin sind die 6 Milliarden ein sehr ansehnlicher, achtenswerter Betrag. Aber wussten Sie, dass sich der deutsche Fiskus sogar an Spenden bereichert?

Einer meiner Freunde hat darauf aufmerksam gemacht: „Seitdem die Deutsche Post Mehrwertsteuer auf das Porto für Massensendungen berechnet, ist das wichtigste Instrument von Hilfsorganisationen beim Spendensammeln (das adressierte Mailing) durchgängig mit 19 Prozent Mehrwertsteuer belastet. Der Finanzminister zwingt alle deutschen Zulieferer für Mailing-Kampagnen (Druckereien, Grafiker, EDV-Firmen, Lettershops und die Post – ALLE!), den gemeinnützigen Organisationen 19 Prozent Mehrwertsteuer zu berechnen und ans Finanzamt abzuführen. Der Fiskus bereichert sich also am Elend von Flüchtlingen, Hungernden und Sterbenskranken. Wenn man aus dem Spendenaufkommen von 6 Milliarden Euro rechnerisch 19 Prozent Mehrwertsteueraufwand herausrechnet, sind auf dem Weg von den Spendern zu den Bedürftigen also gut 1 Milliarde Euro von Merkel & Schäuble ‚abgezweigt’ worden. Ohne rot zu werden.“

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3 Kommentare zu „Warum der Spendenrückgang eine gute Nachricht ist“

  1. Hallo,
    wurde hier nicht falsch gerechnet. Die Mehrwertsteuer wird ja nur auf das Porto erhoben (schlimm genug), aber nicht auf die Spendengelder. Oder hab ich einen Denkfehler?

  2. Der von mir zitierte Freund gibt auf Ihre Frage, Herr Bock, diese Antwort:

    „Natürlich gibt es keine „Spendensteuer“ in dem Sinne, dass z.B. das Rote Kreuz für jeden eingenommenen (gespendeten) Euro einen Satz von x Prozent ans Finanzamt abführen muss. Es geht hier um den Missstand, dass gemeinnützige Einrichtungen auf der in allen Vorleistungen berechneten Mehrwertsteuer (MWST) „hängenbleiben“. Dass es auch anders geht, zeigen diverse europäische Länder und auch die USA.

    Jetzt fallen Spenden nicht einfach so vom Himmel. Von Ausnahmen wie dem in der Kirche herumgereichten Klingelbeutel vielleicht mal abgesehen. Das wichtigste Instrument zum Spendensammeln ist für viele gemeinnützige Organisationen ein per Post verschickter adressierter Spendenaufruf (Spendenbrief). Die 19 Prozent Mehrwertsteuer belasten dabei nicht nur den Portoanteil (bei Massensendungen 28 Cent netto zzgl. 19 Prozent MWST), sondern auch den Briefumschlag, das von einer Druckerei gelieferte Überweisungsformular, den Druck eines Infoblattes, die Kosten des Grafikers, die nötigen Computerarbeiten, das maschinelle Verpacken der Briefe in einem Lettershop etc.

    Jeder für Steuern bezahlte Euro fehlt der gemeinnützigen Organisation bei ihrer eigentlichen Arbeit. Bildlich gesprochen: Von 100 für Katastrophenopfer gespendeten Wolldecken holt sich Frau Merkel 19 Stück ab. Oder ein anderes plastisches Breispiel: von 100 möglichen Mahlzeiten, die durch Spenden finanziert wurden, bekommen nur 81 eine Suppe, weil Herr Schäuble vorher 19 Mahlzeiten „beschlagnahmt“ hat.

    Der umgangssprachlich als „Spendensteuer“ bezeichnete Skandal entsteht also nicht beim Spenden selbst, sondern bei den nötigen Maßnahmen, die zum Spendensammeln nötig sind. Wie gesagt: Spenden machen sich nicht von alleine auf den Weg.“

    Zufrieden?

  3. Sehr geehrter Herr Krause,
    auch wenn Ihre Intention, das „Mitverdienen“ des deutschen Fiskus beim Einsammeln von Spenden eine durchaus nachvollziehbare ist, so ist Ihre Rechnung trotzdem in keiner Weise nachvollziehbar.
    Dazu müssten Sie schon den Aufwand der Organisationen kennen, der betrieben werden muss, um diese 6Mrd einzusammeln, also den Aufwand, der mit Vorsteuer belastet. NAtürlich liegt dieser deutlich unter 6Mrd, denn sonst würden ja keine Spenden mehr übrig bleiben für all die MAilings, Briefumschläge und Porti.
    MfG

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