Eine „Entartung“ der FAZ

Wie ihr Politikteil die neue Partei Alternative für Deutschland und ihre Leitfigur Bernd Lucke subkutan verleumden hilft / Ausschnitte und Anmerkungen dazu

Was sich die Politik-Redaktion der FAZ jüngst in ihrem Beitrag über die neue Partei Alternative für Deutschland (AfD) geleistet hat, ist niederträchtig und bösartig, ein Beitrag gegen die Partei. Gegen sie sein, gewiss, das darf man, aber die beiden Autoren, Justus Bender und Friedrich Schmidt, klauben Herbeigeholtes und Entlegenes zusammen, um diese Partei in die politisch rechte Ecke zu schieben, unterschwellig in die rechtsextreme Ecke. Damit beteiligt sich der Politikteil der FAZ jetzt nach der Bundestagswahl ganz offen an der Diffamierung, wie sie die Sozialisten und „Politisch Korrekten“ in allen politischen Parteien und Medien schon vor der Wahl versucht haben.

„Wie links soll denn die FAZ noch werden?“

Der Berliner Journalist Michael Leh schrieb mir noch am Erscheinungstag des Artikels: „Als jahrzehntelangem FAZ-Abonnent wird mir richtig übel. Man ist ja schon viel gewohnt, aber wie man sieht, kann das Niveau immer noch weiter sinken. Man kann ja die AfD kritisieren, das tue ich differenziert auch.*) Aber so was wie heute in der FAZ ist doch das Letzte. … Wie links soll denn die FAZ noch werden?“ Hier ein paar Ausschnitte aus dem Text des Artikels, versehen mit Anmerkungen von Michael Leh, die wiederzugeben er mir erlaubt hat:

„Das Auftreten von Lucke ist tadellos“ und beispielhaft

Bender/Schmidt: „Die Partei um Sprecher Bernd Lucke verwahrt sich dagegen, in eine „Schublade“ gesteckt, insbesondere in die „rechte Ecke“ gerückt zu werden. Doch dürfte die AfD nicht um eine Debatte über ihre politische Verortung herumkommen – mit Blick auf ihr Programm und einzelne Mitglieder und das Auftreten ihres Spitzenmanns.“ Anmerkung Leh: „Das Auftreten von Lucke ist tadellos, da können sich viele andere Politiker dicke Scheiben davon abschneiden.“

Der Herr Professor aus – nein, nicht Heidelberg – aus Hamburg

Bender/Schmidt: „Die AfD bezeichnet sich als Vertreterin eines „gesunden Menschenverstands“, die Sachverstand in die Politik transportiere. Schon der immer wieder angeführte Professorentitel ihres unumstrittenen Kopfes, des Hamburger Wirtschaftswissenschaftlers Lucke, soll dafür bürgen.“ Anmerkung Leh: „Als ob andere Politiker nicht mit ihren Doktortiteln würben; im Unterschied zu diversen anderen hat Lucke seine Doktorarbeit nicht plagiiert und sie ist auch inhaltlich sicher mehr wert als das, was besonders Berufspolitiker abgeliefert haben, denen es meist nur um den Titel geht, siehe etwa Lammerts ‚Dissertation’ über einen CDU-Kreisverband.“

„Wieviel wert sind denn die Aussagen von Schäuble und Co.?“

Bender/Schmidt: „Lucke reiht Zahl an Zahl, um die Europäische Währungsunion als Sündenfall darzustellen, den es rückgängig zu machen gelte. Wie das genau zu bewerkstelligen sei, dazu sind die Angaben unterschiedlich bis widersprüchlich; wirtschaftliche Risiken der laut Programm „geordneten Auflösung des Euro-Währungsgebietes“ werden ausgeblendet, politische erst recht. So folgt die AfD in ihrem Kernthema dem Muster populistischer Parteien, die so tun, als gäbe es einfache Lösungen für komplexe Probleme.“ Anmerkung Leh: So weit dies bei einer so schwierigen Problematik zum jetzigen Zeitpunkt möglich ist. Wieviel sind denn die Aussagen von Schäuble und Co. zur Eurorettung wert? Den Maastricht-Vertrag haben sie gebrochen. Die Lösung der EZB ist auch „einfach“ – eine Vergemeinschaftung der Schulden, der Euro soll „um jeden Preis“ gerettet werden, und das vor allem zu Lasten Deutschlands.“

„Absurd, was Lucke hier vorgehalten wird“

Bender/Schmidt: Lucke „offenbart bei seinen Auftritten eine Vorliebe für extreme Bilder und reißerische Sprache.“ Anmerkung Leh: „Auf gar keinen Fall mehr als irgendwelche anderen Politiker wie Seehofer, Grüne usw. auch, er ist im Gegenteil sehr viel sachlicher. Es ist absurd, was hier Lucke vorgehalten wird – und das in der FAZ!“

„Eine gelungene, originelle Aktion“

Bender/Schmidt: „So veranstaltete die AfD kurz vor der Wahl eine „Euro-Verbrennung“ vor dem Brandenburger Tor: Männer mit Sonnenbrillen, Zigarren und dunklen Anzügen verbrannten nachgemachte 500-Euro-Scheine, bis AfD-Leute im hellblauen Ganzkörperkostüm das Feuer löschten.“ Anmerkung Leh: „Eine gelungene originelle Aktion.“

„Man schaue sich die Verluste der deutschen Sparer an“

Bender/Schmidt: „Lucke trat auf und bediente ein deutsches Trauma, als er rief, man erlebe derzeit „die größte Geldvernichtung seit der Inflation von 1923.“ Anmerkung Leh: „Das ist auch objektiv richtig, man schaue sich nur die Verluste deutscher Sparer an.“

Das gegen Lucke instrumentalisierte Wort von der Entartung

Bender/Schmidt: „Noch düsterere Tage beschwor der AfD-Kopf am Wahlabend, als er in seiner Ansprache vor jubelnden Parteifreunden sagte: ‚Wir haben so viel an Entartungen der Demokratie und des Parlamentarismus in den letzten vier Jahren erlebt.‘ In der ARD verteidigte sich Lucke am Mittwochabend, der Ausdruck „Entartung“ beschränke sich nicht auf NS-Terminologie, schließlich spreche auch ein Arzt von einer Krebszelle als einer entarteten Zelle. Er habe nicht auf NS-Politik anspielen wollen.“ Anmerkung Leh: „Es ist lächerlich und bösartig, sich an dem Wort hochzuziehen. Im Unterschied zu Stoiber hat Lucke nicht von ‚durchrasster Gesellschaft‘ gesprochen, das war dem neuerdings großen Europäer Stoiber vorbehalten.“

Ein Wort nicht verwenden, nur weil es auch die Nazis verwendet haben?

Ich selbst meine dazu: Lucke hat sich mit seiner Erklärung durchaus angemessen verteidigt. Sein Hinweis auf Mediziner, die von „entarteten Zellen“ sprächen, ist auch in dem untergeschobenen Zusammenhang nicht abwegig, sondern zutreffend und aus sich selbst verständlich. Wir wollen uns doch nicht aufzwingen lassen, die Worte Entartung oder entartet aus dem deutschen Sprachschatz zu streichen, nur weil sie auch die Nazis benutzt und moderne Kunst, die ihnen nicht gefiel, „entartet“ genannt haben? Sollen wir die beiden Worte meiden, weil diese unsäglichen „Politisch Korrekten“ sie absichtvoll missverstehen, sie verdrehen und sie als Waffe schwingen gegen widerständische Andersdenkende und politische Gegner? Sie sensibel meiden, mag tun, wer will. Wer nicht, soll’s dürfen, ohne angeprangert zu werden.

Auch Helmut Schmidt und Schäuble haben das Wort schon mal benutzt

Auch Helmut Schmidt hat einst nichts dabei gefunden, entartet zu nennen, was er als solches empfand: „Man kann aus Deutschland mit immerhin einer tausendjährigen Geschichte seit Otto I. nicht nachträglich einen Schmelztiegel machen … Weder aus Frankreich noch aus England, noch aus Deutschland dürfen Sie Einwanderungsländer machen. Das ertragen die Gesellschaften nicht. Dann entartet die Gesellschaft! … Es kann dazu kommen, dass wir überschwemmt werden.“ Das hat er 1992 gesagt.**) Lang ist’s her und immer noch wahr. Wolfgang Schäuble hatte ebenfalls keine Scheu, Entartung zu nennen, was Entartung ist, so am 15. Juni 2011 in Berlin anlässlich der Gedenkveranstaltung zum Bau der Berliner Mauer: „Das Gedenken an den Bau der Berliner Mauer lädt unweigerlich zum Nachdenken über Entartungen von Macht und Politik ein. Es sind solche Entartungen, die die Mauer vermeintlich notwendig und dann auch möglich gemacht haben, und nur sie haben ihren Bestand für viel zu lange 28 Jahre sichern können.“ Was Schmidt und Schäuble ungestraft durften, soll Lucke nicht dürfen?

Was Lucke unterstellt wird, ist an den Haaren herbeigezogen

Beides ein falscher Vergleich? Nein, Schmidt wie Schäuble nutzten das Wort, um zu kennzeichnen, was sie so empfanden; daran auszusetzen ist nichts. Das Falsche ist allein, dass es ein Bernd Lucke nutzte und auch gar nicht anders nutzte, aber des Nazi-Vokabulars beschuldigt werden sollte, um ihm braune Farbe zu verpassen und ihn niederzumachen. Was Bender und Schmidt ihm unterstellen, ist an den Haaren herbeigezogen. Ihr Machwerk ist eine „Entartung“ in der FAZ. Schon gar nicht haben die Nazis das Wort Entartung erfunden. Bei Wikipedia ist zu lesen: „Das Wort „Entartung“ stammt ursprünglich aus dem Mittelhochdeutschen, wo es die Bedeutung ‚aus der Art schlagen’ hatte.“  Und um das Lächerlich-Absurde dieser Art von Sprachpolizei zu übertreiben: Wir werden doch nicht die ganze deutsche Sprache zum Teufel schicken, nur weil die Nazis Deutsch gesprochen haben.

So war der Angriff auf Lucke in Bremen nicht, aber …

Zurück zu Bender/Schmidt: „Zur Inszenierung der AfD als politischer Kraft außerhalb des „Parlamentarismus“ gehört, dass sich die neue Partei im Wahlkampf wiederholt als Opfer darstellte. Am deutlichsten am 24. August, als Lucke während einer Wahlkampfrede in Bremen angegriffen wurde. Was die Bremer Polizei im Anschluss in einer Pressemitteilung meldete, verbreitete sich schnell. Von ‚ca. 20 – 25 teilweise vermummten Personen’ war dort die Rede. ‚Acht Personen’ sei es gelungen, die Bühne zu stürmen. Zudem sei ein ‚Helfer’ der AfD ‚mit einem Messer’ angegriffen worden. Die Angreifer hätten ‚Pfefferspray eingesetzt’. Insgesamt seien ‚16 Personen“’ verletzt worden. Die Empörung war groß. Aber so war es nicht. Wie der Bremer Polizeipräsident Anfang September vor dem Innenausschuss der Bremer Bürgerschaft eingestand, hatten sich die Beamten auf falsche Angaben von AfD-Mitgliedern verlassen.“ Anmerkung Leh: „Auch wenn das stimmen sollte: was kann denn Lucke dafür?“

„Den Vorfall hier heruntergespielt“

Bender/Schmidt: „Tatsächlich hatten nur zwei Personen die Bühne gestürmt und Lucke bedrängt, woraufhin dieser von der Bühne flüchtete.“ Anmerkung Leh: „Ich habe das Video gesehen, die sind sehr hart gegen Lucke vorgegangen, der hätte auch stürzen und sich etwas brechen können. Unglaublich, wie die FAZ (!) den Vorfall hier herunterspielt.“

„Zahlreiche Attacken gegen AfD-Leute“

Bender/Schmidt: „Eine Wolke des von Angreifern in die Luft gesprühten Reizgases zog in Richtung des Publikums, woraufhin einige Zuschauer husteten und sich die Augen rieben. Zu keinem Zeitpunkt wurde ein AfD-Mitglied mit einem Messer angegriffen. Kurze Zeit danach stand Lucke am Getränkeausschank und plauderte mit Parteikollegen. Dennoch sprach er später von ‚Schlägertrupps wie seinerzeit in der Weimarer Republik“ – eine weitere Anspielung auf jene Krisenzeiten der Demokratie.“ Anmerkung Leh: „Es gab zahlreiche Attacken gegen AfD-Leute, wenn nur die Hälfte stimmt, was berichtet wurde, war es massiv. Selbst ich wurde nur wegen eines wohlwollenden Beitrags über den AfD-Gründungsparteitag in der PAZ auf einer linksextremen Website unter ‚Salonfaschist’ rubriziert unter Angaben zu meiner Person bis hin zum Wohnort und Geburtsdatum.“

Die Unterlassungsverfügung gegen Lucke

Bender/Schmidt: „Zur Inszenierung der Partei als Opfer gehört auch die Auseinandersetzung Luckes mit dem Direktor des Meinungsforschungsinstituts Forsa, Manfred Güllner. Lucke warf Güllner vor, die Umfragewerte seiner Partei kleinzurechnen. Güllner erwirkte eine Unterlassungsverfügung dagegen und kündigte an, den Sprecher künftig ‚Lügen-Lucke’ zu nennen.“ Anmerkung Leh: „Hier war Lucke möglicherweise mit seinen Aussagen übers Ziel hinausgeschossen. Dass Güllner gegenüber der AfD voreingenommen war, haben allerdings Aussagen von ihm belegt. Es hatten auch viele Leute den Verdacht, dass die Institute die AfD-Prozente niedriger angeben als sie tatsächlich sind. Und auch wenn Lucke hier gefehlt haben sollte: ein m.E. verzeihlicher Fehler. Soviel wie Schäuble schon gelogen und getrickst hat, kann er gar nicht nachholen.“

Die Nähe von Luckes Anwalt zum „Rechtspopulisten Schill“

Bender/Schmidt: „Lucke ging dagegen seinerseits vor dem Landgericht Hamburg vor – und beauftragte dafür ausgerechnet den Hamburger Rechtsanwalt Corvin Fischer. Dieser stand dem früheren Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill nah und unterhielt sein Büro in dem selben Haus wie der 2009 verstorbene Rechtsanwalt Jürgen Rieger, der Vorsitzender der neonazistischen Organisation „Artgemeinschaft – Germanische Glaubens-Gemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung“ war und an der Organisation von Rudolf-Heß-Gedenkmärschen mitwirkte. Lucke erklärte dieser Zeitung dazu: ‚Mir war von einer Verbindung zwischen Herrn Fischer und Herrn Rieger nichts bekannt. Ich hätte Herrn Fischer sicherlich nicht beauftragt, wenn ich davon gewusst hätte.’“ Anmerkung Leh: „Damit ist der Punkt doch erledigt.“

Wenn auch Rechtsextremisten die AfD wählen

Bender/Schmidt: „In der ‚Lügen-Lucke’-Streitfrage gab das Gericht am Freitag voriger Woche Güllner recht; es handele sich um eine „zulässige Meinungsäußerung“. Dieser Zeitung sagte der Forsa-Direktor nun, Wählerbefragungen seines Instituts vom Abend der Bundestagswahl belegten einen überdurchschnittlichen Zuspruch für die AfD unter rechtsextrem eingestellten Wählern. So habe der Anteil der AfD-Wähler, die bei der Bundestagswahl 2009 eine rechtsextreme Partei gewählt hatten, bei 16,2 Prozent gelegen – üblicherweise liege dieser Wert bei den „etablierten Parteien“ zwischen 0,4 (FDP) und 1,4 Prozent (Linkspartei).“ Anmerkung Leh: „Gegen Beifall von der falschen Seite kann man sich nicht oder nicht immer wehren.

„Wer wählt denn nicht alles z.B. die Grünen? Sicher auch nicht wenige Linksextremisten! Die Grünen haben sicher nichts gegen diese Wählerstimmen.“ Die SPD hat mehrfach mit der PDS/Linkspartei koaliert. Lucke hat sich zigmal glaubwürdig von Rechtsextremisten distanziert, ein Wowereit etc. hat mit Linksextremisten paktiert.“

„Rechtspopulist“ Wolfgang Hübner? Nur Gutes über ihn gehört

Bender/Schmidt: „Auch einzelne Mitglieder der AfD werfen Fragen auf. Die Keimzelle der jungen Partei liegt in Hessen. Dort ist der Landesvorsitzende Wolfgang Hübner in der Vergangenheit nicht nur als Euroskeptiker, sondern auch als Rechtspopulist in Erscheinung getreten.“ Anmerkung Leh: „Hübner war früher sehr links, hat dann dazu gelernt. Ich habe nur Gutes über ihn gehört und kenne einiges von seiner Website. Ganz überwiegend völlig okay. Ob das, was die FAZ hier behauptet, stimmt, ist mit Fragezeichen zu versehen. Wird vermutlich auch nur entstellt, an den Haaren herbeigezogen sowieso.“***)

„Das sehe ich ganz genauso wie Hübner“

Bender/Schmidt: „Das deutsche Volk bezeichnete Hübner als ‚xenophil’ und echauffierte sich über die Feststellung von ‚Einwanderer-Lobbyisten’, der Rechtsextremismus sei „das größte und gefährlichste Problem“ im Land. Stattdessen seien die Deutschen von Schwerstkriminalität „aus ganz anderer Quelle“ betroffen.“ Anmerkung Leh: „Das sehe ich ganz genauso wie Hübner.“

„Wie der NSU-Terror instrumentalisiert wird …“

Bender/Schmidt: „Eine Klarstellung seiner Äußerungen lehnt Hübner ab: ‚Da gibt es nichts klarzustellen. Ich rechne nicht die NSU-Morde gegen die Kriminalität von Ausländern auf. Sondern ich habe das Gefühl, dass der NSU-Terror instrumentalisiert wird. Es gibt in den Kriminalitätsstatistiken und in den Zuchthäusern einen sehr hohen Anteil von Ausländern oder Bürgern mit Migrationshintergrund.’“ Anmerkung Leh: „Das ist genau richtig. Wie der NSU-Terror instrumentalisiert wird, habe ich im NSU-Ausschuss selber mehrmals erlebt, Edathy und Högl waren schlimm. Edathy ist ein bornierter Ideologe …. Eva Högl hat noch, bevor Bouffier als Zeuge auftrat, vor seinem Erscheinen in die Kameras gesagt: ‚Ich kenne Bouffier nicht persönlich, aber nach Aktenlage halte ich ihn für einen eiskalten Bürokraten.’ Jeder Richter, der sich so geäußert hätte, wäre achtkantig wegen Befangenheit aus einem Gericht geflogen. Högl und Co. jedoch konnten sich alles erlauben. Selbst die FAZ sprach von einer „Empörungsmaschine“ o.s.ä.“

Wie die AfD mit Extremisten verfährt, gibt’s im linken Spektrum nicht

Bender/Schmidt: „Die AfD reagiert auf Vorwürfe, in ihren Reihen seien Rechtsextreme aktiv, mit Distanzierung. Ehemalige Mitglieder der Parteien NPD und DVU dürfen nicht Mitglieder werden, auch nicht bloße ‚Fördermitglieder‘, wie Robert Schregle, der AfD-Kreisverbandsvorsitzende von Passau/Freyung-Grafenau in Niederbayern, erläutert. Ein ‚Fördermitglied‘ seines Kreisverbands ist ein ehemaliger Republikaner, den die Partei ausgeschlossen hatte.“ Anmerkung Leh: „Das zeigt doch, wie überaus vorsichtig man bei der AfD ist, so etwas gibt’s im linken Spektrum nicht.“

Anrüchiges AfD-Wahlplakat?

Bender/Schmidt: „Der Bundesvorsitzende der Republikaner, Rolf Schlierer, beklagt, die AfD habe „zahlreiche, zum Teil schon lange vertretene Positionen der Republikaner medienwirksam übernommen und damit Wähler mobilisieren“ können. Etwa zum Thema ‚Raus aus dem Euro‘ hätten die Republikaner schon ganze Parteitage abgehalten, der Ruf nach Volksabstimmungen finde sich bei beiden Parteien. ‚Fast eine Kopie‘ seien auch die Wahlplakate der AfD, beschwert sich Schlierer, etwa das Plakat mit der Aufschrift: ‚Einwanderung ja. Aber nicht in unsere Sozialsysteme!’“ Anmerkung Leh: „Das sagt die CDU/CSU ganz genauso.“

Die unterschwellige Botschaft

Ich will es bei diesen Beispielen bewenden lassen. Lehs Anmerkungen dazu ließen sich ergänzen oder anders formulieren, aber sie sollten reichen. Der vollständige Text des FAZ-Artikels vom 27. September ist hier zu finden: http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/afd-einfache-loesungen-viele-fragen-12593233.html  Seine unterschwellige Botschaft: Weg mit dieser Partei, die dem etablierten Politkartell der Altparteien so gefährlich geworden ist. Der Beitrag ist ein Pamphlet, er soll Lucke und die AfD subkutan verleumden. Das anfängliche Totschweigen der Partei in den Mainstredam-Medien hat nicht funktioniert, das dann folgende Belächeln ebenfalls nicht, nun muss sie bekämpft, getreten, diffamiert werden, auch mit der Nazi-Keule. Der Beitrag ist schändlich, dieser Zeitung nicht würdig. Er fügt ihr Schaden zu.

PS. Dem Unternehmen FAZ habe ich 37 Jahre angehört, davon 35 Jahre als Redakteur in der Wirtschaftsredaktion. Ich bin diesem Unternehmen sehr verbunden und ihm dankbar. Umso mehr hat mich dieser Beitrag geschmerzt und verletzt. Auch müssen Sie als Leser wissen, dass ich, wenn ich über die AfD schreibe, im März 2013 dieser Partei beigetreten bin – erstmals einer Partei überhaupt. Ich bin überzeugt, dass unser Land diese neue Partei dringend braucht, und möchte daran mitwirken, dass es gelingt. Ich glaube, dass ich innerhalb der Partei meine Vorstellungen von einer grundlegenden Politikwende zunächst besser zur Geltung bringen kann als außerhalb, jedenfalls bisher in der Gründungs- und Wahlkampfphase. Ob auch noch nach der Wahl, wird sich zeigen. Ich will also, dass diese Partei in den Bundestag kommt. Neutral bin ich demnach nicht, wohl aber unabhängig und um Objektivität bemüht. Das Urteil darüber muss ich dem Leser überlassen. Ein Amt in der Partei habe ich nicht übernommen, gehöre aber einem Arbeitskreis von Fachleuten für Energiepolitik an, die ebenfalls Mitglieder oder zumindest Sympathisanten der AfD sind. Dieser Kreis hat für die Partei bis zum 12. Juni 2013 ein Programm zur Energiepolitik ausgearbeitet und dem AfD-Bundesvorstand vorgelegt. Daraufhin hat der Bundesvorstand diesen Arbeitskreis zum „AfD-Bundesfachausschuss für Energiepolitik“ ernannt, jedenfalls vorläufig. Nicht alles im Wahlprogramm deckt sich mit meinen Vorstellungen. Dazu gehört vor allem die Energiepolitik.

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*) Das hat Michael Leh hier getan: „Bisher nur mutig bei Euro-Kritik – Kann sich die AfD dauerhaft etablieren? In: Preußische Allgemeine Zeitung Nr. 39 vom 28. September 2013, Seite 8. Die letzten beiden Absätze lauten:

„Wird es der AfD-Führung gelingen, ihre Partei zu konsolidieren und programmatisch so auszurichten, dass sie dauerhaft Erfolge erzielen kann? Mit noch so zutreffenden Analysen des Währungssystems allein, die nur ein Bruchteil der Wählerschaft versteht, wird dies nicht zu leisten sein. Auch um dem Vorwurf der Ein-Thema-Partei zu begegnen, hat die AfD einige weitere Punkte in ihr Wahlprogramm geschrieben. Das Meiste davon bleibt jedoch bis jetzt sehr vage. Festlegungen wurden sogar dort vermieden, wo dies schwer verständlich ist. So drückt man sich bei der AfD bis heute um eine Antwort auf die Frage, ob man für oder gegen die Beibehaltung der Optionspflicht bei doppelten Staatsbürgerschaften sei. Mutig und klar ist die AfD bis jetzt fast nur beim Thema Euro.

Lucke erklärt, die AfD sei „ganz bestimmt keine konservative Partei“ und wolle dies auch nicht werden. Verständlich ist, wenn er nicht in eine Schublade gesteckt werden möchte und für eine größtmögliche Wählerzahl attraktiv sein will. Eine weitere Partei mit beliebigen und diffusen Standpunkten jedoch wird nicht gebraucht und wird sich auch nicht dauerhaft etablieren
können.“

**)  Auf dieses Schmidt-Zitat hingewiesen hat ein Leser der Online-FAZ (faznet).

***) Einen ersten kurzen Eindruck von Wolfgang Hübner kann man hier bekommen: http://freie-waehler-frankfurt.de/stadtverordnete/index.php?id=1

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4 Kommentare zu „Eine „Entartung“ der FAZ“

  1. Herr Krause, Sie sind zu recht empört. Man muss jedoch diesen FAZ-Artikel in einem grösseren Rahmen sehen. Statt sachlich auf die Argumente einer Gruppierung einzugehen, werden oft deren Mitglieder diffamiert. Das auch in anderen Ländern.

    „Die estnische Forscherin Katri Vallaste hat für ihre Dissertation an der Universität Helsinki estnische, finnische und schwedische Zeitungen untersucht, wie sie über Euroskeptiker berichten. Ihr Befund: „Meine Forschung zeigt, dass die Argumente der Euroskeptiker kaum in den Leitartikeln der wichtigsten Zeitungen diskutiert werden. Obwohl die Zeitungen für eine größere öffentliche Debatte in der EU argumentieren, stigmatisieren sie Euroskeptiker als eine problematische Gruppe von Menschen: Sie fokussieren sich auf deren persönliche Eigenschaften statt auf ihre Argumente und verhindern damit eine fruchtbare Diskussion über EU-Themen. Die Medien beschreiben Euroskeptiker, wie ihre Forschung zeigt, als ignorant, ungebildet, arm, radikal, irrational, störrisch, rückwärtsgewandt und unkooperativ. Europhile werden hingegen porträtiert als informiert, aufgeklärt, wohlhabend, moderat, vernünftig, konstruktiv, aufgeschlossen, progressiv und kooperativ.“ (The European)

  2. Der Begriff „Entartung“ wurde von dem Juden Max Nordau (1849 – 1923) geprägt. Nordau, mit bürgerlichem Namen Simon Südfeld, benennt in seinem zweibändigen – lesenswerten und empfehlenswerten – Buch Entartung gewisse Zeiterscheinungen als „krankhafte Entartung“ beziehungsweise als „kulturelle Entartung“; auch beklagte er die „Vermehrung der Entarteten“.
    Mehr: http://de.wikipedia.org/wiki/Max_Nordau

    Aber das wissen unsere geschichtslosen Moralfanatiker natürlich nicht.

  3. An sich bedarf Ihr Kommentar keines Kommentars, er spricht für sich selbst. Daher nur eine Anmerkung: Ich war viele Jahre Leser und Abonnent der FAZ, habe mich dann aber von diesem Blatt verabschiedet, weil es mir im Laufe der Zeit zunehmend gegen den Strich ging. Nach dem Ausscheiden bzw. der Vergraulung der „alten Garde“ haben hier vielfach Leute Fuß gefaßt, deren Metier mehr die zeitgeistgemäße Indoktrination als die sachliche Information ist. Die Blütenlese, die Sie aus dem Pamphlet von Bender/Schmidt bringen, führt das nachdrücklich vor Augen. Eine Zeitung, die so einen Stil duldet, reiht sich ein in die Kategorie der linken Dreckschleudern, über die man besser kein Wort verlieren sollte. Keine Sekunde reut es mich daher, daß ich diesem Blatt den Rücken gekehrt habe und mir damit auch nicht vorwerfen muß, daß ich so etwas mitfinanziere. Wie die gesunkenen Leserzahlen zeigen, scheinen viele frühere Abonnenten ähnlich zu denken und zu reagieren. Daß dabei auch seriöse Journalisten die Leidtragenden sind, ist bedauerlich, aber nicht zu vermeiden. – Für die AfD haben Kampagnen dieser Art aber vielleicht sogar etwas Gutes: Sie werfen das rechte Licht auf ihre Gegner oder vielmehr Feinde. Ich nehme an, daß die Sympathisanten, Anhänger und Wähler dieser Partei daraus die rechten Schlüsse ziehen werden. Auf irgend eine Weise muß ja die Spreu vom Weizen geschieden werden, warum also nicht auf diese?

  4. Auch ich habe vor etwa 10 Jahren der FAZ den Kündigungsbrief zugeschickt. Habe mich schon 1994 über einen haarsträubenden Artikel der Paris-Korrespondentin Michaels Wiegel zu Oradour geärgert, in der die Wahrheit nicht einmal angedeutet wurde. Wiegel war meiner Kenntnis nach die erste FAZlerin, die anstatt Soldaten oder Wehrmachtssoldaten oder deutsche Soldaten den Linksradikalinski-Begriff „Nazi-Truppen“ in diesem Beitrag zum 50. Jahrestag verwenden durfte.
    Die Schändlichkeit der „Anti-AfD-Kampagne“ der FAZ sollte ihr mindestens 30000 Abos kosten, das wünsche ich mir von ganzem Herzen!

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