Teil 3
Die Geldmaschine in Aktion
Die amerikanische Entscheidung von 1971, die Gold- Einlöseverpflichtung für den Dollar aufzugeben, zeigt: Man war sich bewusst, dass die Dollar-Geldmenge schon so stark ausgeweitet worden war, dass man sie in Gold gar nicht mehr einlösen konnte. Dummerweise nämlich lässt sich Gold nicht so leicht vermehren wie die Geldmenge. Da aber auch die Wirtschaft schneller gewachsen ist und zu wachsen pflegt als die Goldproduktion, war schon die Goldumlaufwährung nicht zu halten gewesen. Es entsteht sonst eine deflatorisch wirkende Geldknappheit, die das (erwünschte) Wirtschaftswachstum be- oder verhindert. Aber bis zum Ersten Weltkrieg gab es sie noch.
Doch auch die Goldkern-Währung und die Gold-Devisen-Währung kamen mit dem Wirtschaftswachstum nicht mit und mussten dran glauben. Seitdem gibt es nur noch sogenannte Quantitätswährungen. Gedeckt sind sie durch nichts, sie leben allein vom Vertrauen in den Staat und seine Zentralbank, die so ein Geld herausgibt.
Wenn Geld durch nichts mehr gedeckt ist, hängt der Wert des Geldes allein davon ab, wie knapp die Geldmenge gehalten wird. Steigt die Geldmenge stärker als die Wirtschaft wächst, dann sind wirtschaftliche Güter (Produkte und Dienstleistungen) knapper als Geld. Dann kann man mit dem Geld mehr kaufen, als an Gütern verfügbar ist. Dann pflegen die Preise der Güter, wenn die Märkte frei sind, zu steigen. Das Geld verliert damit an Wert. Geldentwertung nennt man Inflation. Steigt die Geldmenge stärker als die Gütermenge, ist Inflation die zwangsläufige Folge. „Während sich in den letzten 30 Jahren die Gütermenge der Welt nur vervierfachte, hat sich die Geldmenge vervierzigfacht.“ (Eberhard Hamer: Was passiert, wenn der Crash kommt.)
Die amerikanische Geldmenge M3 unter Verschluss
Gerade die amerikanische Fed hat das In- und Ausland in den zurückliegenden Jahrzehnten mit Dollar geradezu überschwemmt – in Form von Banknoten und vor allem in Form von Buchgeld. Die Menge dieses Geldes stieg derart stark, dass die Fed am 10. November 2005 in einer kurzen Pressemitteilung bekanntgab, dass sie die amerikanische Geldmenge M3 vom 23. März 2006 an unter Verschluss hält. Publiziert worden war sie seit 1959. Im Oktober 2005 hatte sie erstmals den Wert von 10 Billionen Dollar überschritten. Seit März 2006 weiß also die übrige Welt nicht mehr, wie viel neues Geld in die Märkte geschleust wird. Damit fehlt es auch an dem Notbehelf, die Inflation abzuschätzen, die von einer zu hohen Geldmenge ausgeht. Bis dahin hatte man das nach der Daumenregel „M3-Wachstum in Prozent = Inflationsrate“ tun können.
Eine Begründung für das Verschweigen der Geldmenge gab die Fed nicht. Ein Finanzmarktbeobachter kommentierte damals, die Geschichte lehre, dass nur scheiternde Ökonomien ihre Daten nicht veröffentlichten. Er verwies als Beispiel auf die einstige Sowjetunion. Ein anderer meinte, die Fed sehe den kommenden Zusammenbruch des Immobilienmarktes voraus und wolle diesen dann mit der bewährten Methode „alle Geldhähne auf“ bekämpfen. Inzwischen hat es diesen Zusammenbruch in der Tat gegeben, und die Geldhähne wurden aufgedreht. Auch vernahm man damals die Frage: „Weiß die Fed bereits, was uns 2006 erwarten wird?“ Für die Kommentatoren war klar: Die Fed wollte die kommende neuerliche Entwertungsrunde des Dollars vor der Öffentlichkeit verschleiern.
Die Dollar-Herrschaft als Einladung zum Missbrauch
Eine Währung, die durch nichts mehr gedeckt ist, lädt zum politischen Missbrauch geradezu ein. Die, die ihre Währung am stärksten missbrauchen, sind die USA. Sie können es schon deswegen, weil sie Weltmacht sind. Missbraucht haben sie das Abkommen von Bretton Woods, um ihre globale politische und wirtschaftliche Hegemonie zu finanzieren. Daher hat die Fed die Dollar-Geldmenge ungehemmt ausgeweitet.
Mit dem Dollar als global durchgesetztes Zahlungsmittel und als Währungsreserve vermochten die USA seit 1971, Kriege, wirtschaftliche Eroberungen in der Welt und ihre Importe nahezu unbeschränkt zu finanzieren. Um die Kosten dafür zu bestreiten, mussten sie nur Dollars drucken, denn jeder nahm sie überall in Zahlung. Die USA haben es in der Hand, das Geld, das sie für den Kauf von Waren und Dienstleistungen an sich nicht (mehr) haben, aber benötigen, selbst zu schaffen. Damit können sie sich ein ständiges Defizit in ihrer Außenbilanz erlauben, denn nur sie selbst verfügen über die große Geldmaschine. Währungsdisziplin mögen die anderen üben, sie selbst glauben, das nicht nötig zu haben, und wollen die Spielregeln allein bestimmen. Besonders ungeniert damit umgegangen sind die USA von 2001 an unter der Regierung ihres Präsidenten George W. Bush. Aber auch unter seinem Vorgänger Bill Clinton war der Geldhahn schon stärker aufgedreht worden.
Fortsetzung in einem nächsten Beitrag
Copyright: Klaus Peter Krause